Podcast „Von Bullen & Bären” 36: Auf dem Preiszettel (Anleihe) steht wieder etwas drauf (Paul Severin, Erste AM)
09.09.2022 | 14:10
In Folge 36 des Podcast „Von Bullen und Bären“ ist neben DADAT-Director Paul Reitinger der Head of Communications bei der Erste AM zu Gast. Paul Severin über was uns an der Inflationsfront noch erwartet, konjunkturelle Belastungsfaktoren und den wieder aufgetauchten Safe Haven Anleihe.
Wir nähern uns mit Riesenschritten dem letzten Quartal des Jahres. Bis dato haben Anleihen und Aktien einen Paarlauf nach unten angetreten – beide Asset-Klassen liegen auf globaler Basis je etwa 15 Prozent im Minus. Ein mitentscheidener Grund dafür ist die eingeleitete Zinswende der Notenbanken, die damit die Jahrzehntehochs bei der Inflation drücken möchten. Da sich bei Anleihen Kurse und Renditen spiegelverkehrt bewegen, heißt das auf der anderen Seite, dass Anleger:innen für eine österreichische zehnjährige Staatsanleihe mittlerweile rund 1,8 Prozent an Rendite erhalten, in etwa 1,8 Prozentpunkte mehr als noch zu Jahresbeginn. Fünf Prozent und mehr bekommt man wieder für Unternehmensanleihen und Emerging Markets. „Was vor einem Jahr noch undenkbar schien, ist Realität – wir haben wieder positive Zinsen”, sieht Paul Severin, früher Analyst, Fondsmanager, Chief Investment Officer und heute Head of Communications der Erste Asset Management, eine gewisse Normalisierung der Zinslandschaft.
Ob das für Anleger:innen bereits Renditen sind, bei denen der Einstieg überlegt werden kann? Für Severin ist in den Kursen bereits viel Negatives eingepreist. Bei mittleren und längeren Laufzeiten sieht der Kapitalmarkt-Experte wieder interessante Niveaus; vor allem bei Unternehmensanleihen.
Und holt in Zeiten der Minus-Zinsphase beinahe Vergessenes zu Anleihen als Proargument hervor: ein gewisser Safe Haven-Status in geopolitisch kriselnden Zeiten (nicht nur Russland/Ukraine, auch China/Taiwan ...), „da auf dem Preiszettel wieder etwas draufsteht.”
Zweistellige Inflationsraten erwartet Severin nicht, die USA befinden sich zumindest in einer technischen Rezession (zwei Quartale mit negativen Wachstumsraten), ob die Eurozone diesen Weg auch geht ist für ihn noch nicht klar (da die Staaten mit viel Geld massiv eingreifen), eine ”Gefährdung” dafür sieht er jedenfalls.
Und wo würde Severin Anleiheninvestments bevorzugt tätigen, wenn man sein Geld ein wenig raus aus der Eurozone diversifizieren möchte? In den USA ist für Severin bereits vieles gelaufen, besonders interessant sieht er das Segment Hochzins-(Unternehmens-)Anleihen in Emerging Markets. Rät aber zur diversifizierten Fondslösung, um das Risiko zu begrenzen. Dies etwa mit dem Erste Responsible High Yield-Fonds (siehe hier), der auf eine aktuelle Rendite von knapp 7% kommt und nach Nachhaltigen Kriterien veranlagt (ein Artikel 8-Fonds).
Und wer das Emerging Markets-Risiko scheut, könnte einen Blick auf europäischen Unternehmensanleihen werfen. „Nach vorne blickend, wenn die Inflation wieder drei, vier Prozentpunkte zurückkommt und man bei Corporates über fünf Prozent bekommt, ist das zumindest inflationsausgleichend. Und sollte die Inflation noch weiter zurückkommen, gibt es sogar ein positive reale Verzinsung”. Als Fondslösung bietet die Erste AM hierzu etwa den Erste Bond Euro Corporate (siehe hier).
Übrigens: die DADAT, wenn auch deutlich stärker auf Aktien denn Anleihen ausgerichtet, sieht bis dato keine Verschiebung in außereuropäische Assets ihrer Kund:innen.
Wie wichtig für Produktanbieter (Erste AM) und -vermittler (DADAT Bank) das Thema ESG (vor allem im Anleihenbereich) ist, was für DADAT-Director Paul Reitinger eine interessante Anleihe aufweisen müsste, und welches Weltbild Paul Severin zeichnet, dies und mehr gibt’s im Podcast hier.
Aus dem Börse Express PDF vom 09.09. hier zum Download