PayPal: Systemausfall führt zu 10-Milliarden-Euro-Stopp

Ein schwerwiegender Sicherheitsausfall bei PayPal Ende August sorgte für ein Chaos im deutschen Bankensektor. Transaktionen im Wert von geschätzt 10 Milliarden Euro wurden eingefroren, Millionen Nutzer waren betroffen.
Als Entschädigung zahlt PayPal nun 10 Euro an betroffene Kunden. Doch die Wiederherstellung der Dienste erfolgt in einem verschärften Bedrohungsumfeld: Cybersicherheitsexperten melden eine Welle raffinierter Phishing-Angriffe auf PayPal-Konten.
Die Krise begann am Wochenende des 23./24. August und erreichte ihren Höhepunkt am Montag, 27. August. Deutsche Banken griffen zu drastischen Maßnahmen, nachdem PayPals Betrugserkennung nahezu komplett versagt hatte. Der technische Zusammenbruch führte zu einer Flut ungeprüfter Lastschriftanfragen an Finanzinstitute.
Anatomie eines Systemausfalls: Milliarden eingefroren
Der Ausfall betraf PayPals Sicherheitsinfrastruktur, die Transaktionen prüft und verdächtige Aktivitäten kennzeichnet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, war dieses System größtenteils oder vollständig gestört - mit verheerenden Folgen.
Die Deutsche Sparkassen- und Giroverband bestätigte, dass die "unautorisierten Lastschriften von PayPal erhebliche Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr" in Europa und besonders Deutschland hatten.
Deutschlands Bankensektor intervenierte und blockierte Zahlungen im Wert von über 10 Milliarden Euro. Die Maßnahme sollte Kundenkonten vor potenziellem Betrug schützen. Händler blieben unbezahlt, Kunden konnten keine Transaktionen abschließen - ein Beweis für die tiefe Abhängigkeit der deutschen Digitalwirtschaft vom US-Zahlungsriesen.
PayPal räumte eine "vorübergehende Dienstunterbrechung" ein und versicherte: "Sicherheit bleibt unsere oberste Priorität." Das Unternehmen arbeite eng mit Bankpartnern zusammen, um alle Probleme zu lösen.
PayPals Goodwill-Geste: 10 Euro für Betroffene
PayPal verteilt automatisch 10-Euro-Gutschriften an nachweislich betroffene Nutzer. Per E-Mail benachrichtigt das Unternehmen berechtigte Kunden und beschreibt die Zahlung als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten.
Die Gutschrift erscheint in der Transaktionshistorie als "Guthaben von PayPal" - ohne Bedingungen, als frei verfügbare Mittel. Die Kompensation wird gezielt an Nutzer verteilt, die Benachrichtigungen über fehlgeschlagene Lastschriften oder andere direkt mit der Störung verbundene Transaktionsprobleme erhalten hatten.
Nutzer in Deutschland, die Ende August Probleme mit PayPal-Transaktionen hatten, sollten ihre E-Mail-Postfächer und PayPal-Konten auf die Benachrichtigung und Gutschrift prüfen.
Warnung: Neue Phishing-Angriffe zielen auf PayPal-Nutzer
Parallel zur Aufarbeitung des Ausfalls identifizierten Experten neue, überzeugende Phishing-Angriffe auf PayPal-Nutzer. Laut Malwarebytes versenden Betrüger E-Mails von einer gefälschten "service@paypal.com"-Adresse mit Betreffzeilen wie "New Profile Charge".
Die betrügerische Nachricht warnt vor einer fiktiven hochwertigen Belastung an einer Kryptowährungsbörse und stellt einen Link zur Verfügung, um das "Profil fertig einzurichten". Dieser Link soll Nutzer dazu verleiten, Betrügern sekundären Zugang zu ihrem PayPal-Konto zu gewähren.
Sicherheitsexperten beobachten 2025 einen deutlichen Anstieg der PayPal-bezogenen Cyberkriminalität. Angreifer nutzen raffinierte Taktiken wie offizielle E-Mails mit dringenden "Handlungsbedarf"-Warnungen, um Zugangsdaten zu stehlen.
Kontext: Test für Vertrauen und Widerstandsfähigkeit
Die großflächige Störung in Deutschland verdeutlichte die systemische Bedeutung großer Zahlungsplattformen und das Potenzial für Kaskadenausfälle. Der Vorfall warf in Deutschland und der EU Fragen zur Abhängigkeit von wenigen dominierenden, nicht-europäischen Zahlungsabwicklern auf.
Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums kommentierte, das Ereignis zeige die Wichtigkeit widerstandsfähiger Zahlungssysteme. Das Timing war bemerkenswert: Nur Monate nach der Einstellung von Giropay zugunsten der pan-europäischen Alternative Wero der European Payments Initiative (EPI).
Während PayPals Aktie nur leicht fiel, lieferte der Vorfall ungewollt Argumente für europäische Zahlungslösungen. Experten vermuten: Solche Vorfälle könnten den Druck für mehr Vielfalt im digitalen Zahlungsverkehr verstärken.
Ausblick: Vertrauen wiederherstellen
PayPals unmittelbare Priorität liegt in der Abwicklung aller betroffenen Transaktionen und der reibungslosen Verteilung der Entschädigungen. Das Unternehmen erklärte, die technischen Probleme seien gelöst, überwacht seine Systeme aber weiterhin genau.
Langfristig könnte die Störung als Katalysator für Veränderungen im europäischen Zahlungsmarkt wirken. Regulatoren und Finanzinstitute dürften ihre Unterstützung für Alternativen wie Wero intensivieren. Für PayPal steht der Wiederaufbau des Vertrauens im Mittelpunkt - nicht nur durch Systemstabilität, sondern auch durch verbesserte Kommunikation und Transparenz.