PayPal-Sicherheitspanne: Deutschlands Zahlungssystem lahmgelegt

Einem der weltweit größten Zahlungsdienstleister ist ein spektakulärer Fehler unterlaufen. PayPal brachte Ende August mit einer defekten Systemaktualisierung Deutschlands digitale Zahlungsinfrastruktur zum Erliegen. Deutsche Banken blockierten daraufhin Transaktionen im Wert von geschätzten 10 Milliarden Euro – ein beispielloser Vorgang, der die Abhängigkeit von US-amerikanischen Zahlungsanbietern schlagartig ins Bewusstsein rückte.
Der Vorfall ereignete sich am Wochenende des 23. und 24. August, als PayPals Betrugserkennungssysteme nach einem fehlerhaften Update versagten. Verdächtige und nicht autorisierte Lastschriften überfluteten die deutschen Bankensysteme. Ein Konsortium deutscher Kreditinstitute, darunter die Sparkassen-Finanzgruppe, zog die Notbremse und stoppte sämtliche PayPal-Zahlungen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gab eine öffentliche Warnung heraus. Die Millionen PayPal-Nutzer in Deutschland standen vor verschlossenen digitalen Türen.
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Totalausfall der Sicherheitssysteme
Was genau war schiefgelaufen? PayPals automatisierte Sicherheitsprotokolle, die betrügerische Lastschriftanträge normalerweise herausfiltern, waren nach Berichten "ganz oder weitgehend deaktiviert". Ungeprüfte Transaktionen durchliefen die Systeme ungefiltert – ein Alptraum für jede Bank.
Die deutschen Finanzinstitute reagierten blitzschnell. Sie erkannten die Unregelmäßigkeiten und blockierten die Zahlungen massenhaft, um potenzielle Betrugswellen zu verhindern. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sprach von "erheblichen Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr" in ganz Europa, wobei Deutschland am stärksten betroffen war.
PayPal, das knapp 30 Prozent aller Online-Zahlungen in Deutschland abwickelt, bekam seine Systeme zwar binnen weniger Tage wieder in den Griff. Die Aufräumarbeiten dauern jedoch bis heute an.
Vertrauen beschädigt, Nutzer verunsichert
"Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten", erklärte ein PayPal-Sprecher kleinlaut. Das Unternehmen versicherte, dass "Sicherheit oberste Priorität" habe und alle "legitimen Händlertransaktionen vollständig entschädigt" würden.
Verbraucherschützer und Banken raten dringend dazu, Kontoauszüge akribisch zu überprüfen. Denn Cyberkriminelle nutzen solche Störungen gerne aus. Die Verunsicherung wuchs zusätzlich durch Berichte über angeblich 16 Millionen gehackte PayPal-Konten, die im August im Darknet aufgetaucht sein sollen – wobei PayPal dies auf einen bereits bekannten Vorfall von 2022 zurückführt.
Bis in den September hinein wurden verspätete Lastschriften abgearbeitet. Manche Nutzer erlebten negative Kontostände oder Kontosperrungen, während PayPal die Fehler zu korrigieren suchte.
Deutsche Regulierer schlagen Alarm
Das BSI mahnte öffentlich zu mehr Vorsicht bei der Auswahl digitaler Dienstleister. Die Nutzer sollten hinterfragen, was mit ihren Daten geschieht und welche Sicherheitsmaßnahmen ein Anbieter im Ernstfall bietet.
Der Vorfall befeuert die Diskussion um die Dominanz außereuropäischer Zahlungssysteme. Könnte dies der Startschuss für europäische Alternativen sein? Im Fokus steht "Wero", die digitale Brieftasche der European Payments Initiative (EPI). Deutsche Banken hatten im Mai ihren eigenen PayPal-Konkurrenten Giropay/Paydirekt eingestellt, um das paneuropäische EPI-Projekt zu unterstützen.
Lehren eines Systemausfalls
Der Zwischenfall verdeutlicht die Risiken eines hochkonzentrierten digitalen Zahlungsmarkts. Für deutsche Verbraucher und Unternehmen unterstreicht er die Bedeutung von Wachsamkeit und diversifizierten Zahlungsmethoden.
Während die Regulierer die Lage weiter beobachten, steht PayPal unter verschärfter Beobachtung. European Konkurrenten wittern bereits ihre Chance. Banken wie die Sparkasse warnen zudem vor Phishing-Betrügern, die sich als Bank- oder PayPal-Mitarbeiter ausgeben und angeblich "Transaktionen reparieren" wollen.
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Die Botschaft ist klar: Digitale Zahlungen sind praktisch, aber Monopole bergen Gefahren.