PayPal kämpft mit den Folgen einer schweren Sicherheitsstörung in Deutschland, die Ende August dazu führte, dass heimische Banken Transaktionen im Wert von über zehn Milliarden Euro blockierten. Der Vorfall wirft ein grelles Licht auf die Verwundbarkeit des US-Zahlungsriesen – ausgerechnet wenige Wochen nach dem weltweiten Start seiner neuen KI-gestützten Betrugserkennung.

Die weitreichende Störung erschütterte das Vertrauen der Verbraucher und öffnete Konkurrenten wie dem neuen europäischen Bezahldienst Wero die Tür. Für PayPal wird Deutschland, der zweitgrößte Markt des Konzerns, nun zur Bewährungsprobe.

Systemausfall mit dramatischen Folgen

Die Krise begann am 27. August, als ein kritischer Fehler in PayPals Sicherheitssystem auftrat. Das für die Betrugsprüfung zuständige System versagte und ließ eine Flut ungeprüfter, verdächtiger Lastschriften an deutsche Bankpartner durch. Daraufhin ergriffen große deutsche Geldhäuser, darunter Sparkassen und Genossenschaftsbanken, drastische Maßnahmen und stoppten PayPal-Zahlungen im geschätzten Wert von zehn Milliarden Euro.

Millionen von Verbrauchern und Händlern waren von der Blockade betroffen. PayPal entschuldigte sich für die Störung und versicherte: "Sicherheit bleibt unsere oberste Priorität." Das Problem sei behoben, alle rechtmäßigen Transaktionen würden vollständig abgewickelt.

Anzeige: Verunsichert vom jüngsten PayPal-Zwischenfall? Umso wichtiger ist es, das eigene Konto korrekt und sicher einzurichten. Das kostenlose PayPal Startpaket führt Sie Schritt für Schritt durch Einrichtung, Käuferschutz und die wichtigsten Sicherheitseinstellungen – inklusive 5 Profi-Tipps für stressfreies Online-Bezahlen. Ideal für Einsteiger und alle, die ihr Konto gründlich checken möchten. Jetzt kostenloses PayPal-Startpaket laden

Doch der Schaden ist angerichtet. Regulierer nehmen das Unternehmen unter die Lupe, und die Gefahr einer zu starken Abhängigkeit von einem einzigen dominanten Anbieter wird deutlich.

KI-Versprechen wird zum Bumerang

Besonders bitter: Der deutsche Ausfall kam nur wenige Wochen nach PayPals groß angekündigter KI-Revolution. Im Juli hatte der Konzern sein neues System zur proaktiven Betrugserkennung vorgestellt – eine Technologie, die verdächtige Transaktionen in Echtzeit erkennen und stoppen soll, bevor Schäden entstehen.

Die KI analysiert Milliarden von Datenpunkten und lernt kontinuierlich dazu, um auch neue Betrugsmaschen zu identifizieren. Je nach Risikoeinschätzung sendet das System Warnungen oder blockiert Zahlungen automatisch. Was als Vertrauensbooster gedacht war, wird nun von der deutschen Panne überschattet.

Wero nutzt die Gunst der Stunde

Der PayPal-Blackout trifft auf einen Markt im Umbruch. Jahrelang versuchten deutsche Banken vergeblich, mit Giropay eine heimische Alternative aufzubauen. Im Juli 2024 zogen sie dann den Stecker und setzten stattdessen auf die European Payments Initiative (EPI) mit ihrer digitalen Geldbörse Wero.

Wero startete im Sommer 2024 zunächst als Konkurrent zu PayPals Geld-senden-Funktion in Deutschland, Frankreich und Belgien. Dahinter steht ein Konsortium großer europäischer Banken mit dem Ziel, eine souveräne europäische Zahlungslösung zu schaffen.

Die PayPal-Panne kommt für Wero wie gerufen – mitten in der Phase, in der der Dienst seine E-Commerce-Funktionen aufbaut.

Vertrauenskrise als Wendepunkt?

Mehr als nur ein technischer Ausfall bedroht PayPals Kernversprechen: Vertrauen und Zuverlässigkeit. In Deutschland, wo Online-Bezahldienste stark verbreitet sind, könnte der Reputationsschaden nachhaltig sein.

Europäische Finanzpolitiker fordern bereits mehr Zahlungssouveränität, um die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu verringern. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte die Wichtigkeit widerstandsfähiger Zahlungssysteme – Wasser auf Weros Mühlen.

Während PayPal weiterhin Marktführer bleibt, hat der Sicherheitsvorfall Wero eine außergewöhnliche Chance eröffnet. Ab Mitte 2025 will der europäische Dienst Online-Shopping ermöglichen, 2026 sollen Zahlungen im Einzelhandel folgen.

Die entscheidenden Monate

PayPals wichtigste Aufgabe wird es sein, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Transparente Kommunikation über die Pannen-Ursachen und verbesserte Sicherheitsmaßnahmen sind unverzichtbar.

Gleichzeitig steht Wero vor der Chance seines noch jungen Lebens. Können die Europäer deutsche Verbraucher und Händler schneller als geplant für sich gewinnen?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob PayPals Panne nur ein vorübergehender Rückschlag war – oder der Wendepunkt, der einem europäischen Rivalen zum Durchbruch verhilft.