PayPal-Sicherheitslücke löst Payment-Chaos in Deutschland aus

Ein schwerwiegender Systemausfall in PayPals Betrugserkennungssoftware hat Ende August deutschlandweit massive Zahlungsstörungen verursacht. Deutsche Banken blockierten daraufhin Transaktionen im Wert von bis zu zehn Milliarden Euro. Der Vorfall ist inzwischen behoben, doch die Diskussion über Deutschlands Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern ist voll entbrannt.
Die Krise begann Ende August, als PayPals automatisierte Sicherheitssysteme versagten. Diese sind eigentlich dafür konzipiert, betrügerische Lastschriftverfahren zu identifizieren und zu filtern. Stattdessen fluteten Millionen ungeprüfter Zahlungsanfragen die deutschen Finanzinstitute.
Deutsche Großbanken wie die Bayerische Landesbank, Hessische Landesbank und DZ-Bank reagierten drastisch: Sie stoppten alle PayPal-Transaktionen. Die Folge? Händler blieben auf ihren Forderungen sitzen, Verbraucher konnten nicht bezahlen – vom Online-Shopping bis zum Supermarktkauf.
Banken greifen zum Schutz durch
Was war passiert? PayPals Algorithmen erkannten plötzlich keine verdächtigen Transaktionen mehr. Millionen potenziell betrügerischer Lastschriften landeten ungefiltert bei den deutschen Kreditinstituten. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sprach von "Vorfällen mit unautorisierten Lastschriften von PayPal" mit "erheblichen Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr in ganz Europa, insbesondere in Deutschland".
Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass blockierte Zahlungen einen Wert von bis zu zehn Milliarden Euro erreichten. Betroffen waren nicht nur Online-Käufe, sondern auch Alltagszahlungen in Supermärkten. Besonders Kunden der Sparkassen-Finanzgruppe spürten die Auswirkungen.
PayPal unter Regulierungsdruck
PayPal räumte eine "temporäre Servicestörung" ein und versicherte: "Alle legitimen Händlertransaktionen werden vollständig ausgeglichen." Das Unternehmen betonte, es handle sich um ein technisches Problem, nicht um eine Sicherheitslücke.
Doch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schaut nun genau hin. Das Bundesfinanzministerium bestätigte, dass BaFin den Fall überwacht und mit den luxemburgischen Kollegen koordiniert – schließlich sitzt PayPals europäische Zentrale in Luxemburg.
Verbraucherschützer empfehlen: Alle PayPal-Nutzer sollten ihre Kontoauszüge sorgfältig prüfen.
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Weckruf für digitale Souveränität
Der Vorfall offenbart Deutschlands problematische Abhängigkeit: PayPal wickelt rund 30 Prozent aller Online-Zahlungen im Land ab. Ein Systemausfall beim US-Konzern legt praktisch den halben digitalen Handel lahm.
Profitieren könnte davon "Wero", die europäische PayPal-Alternative der European Payments Initiative (EPI). Deutsche Banken hatten ihren eigenen PayPal-Konkurrenten Giropay/Paydirekt Anfang des Jahres eingestellt und setzen nun auf die paneuropäische Lösung.
Die Botschaft ist klar: Europa braucht eigene, resiliente Zahlungssysteme. Was passiert, wenn ein einzelner Anbieter ausfällt, haben Millionen Deutsche im August schmerzhaft erlebt.
Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen dauern. PayPal muss nicht nur technische Probleme lösen, sondern vor allem Vertrauen zurückgewinnen. Die BaFin-Untersuchung könnte zu schärferen Auflagen für ausländische Zahlungsdienstleister führen.
Langfristig dürfte der Vorfall europäische Payment-Alternativen wie Wero beflügeln. Deutschland will sich nicht noch einmal von einem US-Konzern das Bezahlen abdrehen lassen.