Pallitsch zieht ins WM-Halbfinale ein

Während der österreichische Mittelstreckler Raphael Pallitsch bei der Leichtathletik-WM in Tokio mit einem taktischen Meisterwerk das Halbfinale über 1500 Meter erreichte, schied Top-Favorit und Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen sensationell bereits im Vorlauf aus.
Burgenländer nutzt perfektes Timing
Der 35-jährige Pallitsch bewies im dritten Vorlauf seine ganze Klasse. Zunächst hielt er sich klug im hinteren Feld, um Rangeleien zu vermeiden. Als nach 800 Metern das Tempo anzog, positionierte er sich geschickt für den Endspurt.
Auf der Schlussrunde fand der erfahrene Läufer in den letzten 70 Metern eine entscheidende Lücke auf der Innenbahn. Mit einem fulminanten Finish sicherte er sich Platz sechs in 3:42,40 Minuten - und damit den direkten Einzug ins Halbfinale.
"Das ist unfassbar! Dass ich in diesem Feld bei diesen sensationell starken Gegnern aufsteige, ist eine Sensation", jubelte der Hallen-WM-Finalist nach seinem Kraftakt.
Ingebrigtsen-Schock erschüttert die WM
Während Pallitsch feierte, erlebte die Leichtathletik-Welt eine ihrer größten Überraschungen. Jakob Ingebrigtsen, der norwegische Ausnahmeläufer und Titelverteidiger, scheiterte völlig unerwartet im Vorlauf.
Der 24-Jährige, der diese Saison mit Achillessehnenproblemen kämpfte, fand nie den Rhythmus und belegte in 3:37,84 Minuten nur Rang acht. Sein vorzeitiges Aus beendet den Traum vom ersten WM-Gold über 1500 Meter.
"Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, aber es war schrecklich", kommentierte ein sichtlich enttäuschter Ingebrigtsen. Sein Ausscheiden öffnet die Tür für alle anderen Medaillenanwärter.
Rekord-Saison als perfekte Vorbereitung
Pallitschs WM-Erfolg kommt nicht von ungefähr. Im Juni stellte er beim Golden-Spike-Meeting in Ostrava einen neuen österreichischen Rekord auf: 3:32,96 Minuten - eine Zeit, die ihm das nötige Selbstvertrauen für Tokio gab.
Mit 35 Jahren beweist der Burgenländer eindrucksvoll, dass er zur absoluten Weltspitze gehört. Seine Fähigkeit, sich in einem taktisch anspruchsvollen Meisterschaftsrennen durchzusetzen, unterstreicht seine Klasse und Erfahrung.
Medaillen-Chancen steigen dramatisch
Das Ingebrigtsen-Aus mischt das Rennen um den WM-Titel völlig neu. Athleten, die zuvor als Außenseiter galten, sehen plötzlich realistische Medaillen-Chancen. Auch andere Mitfavoriten wie Weltjahresschnellster Azeddine Habz strauchelten in den Vorläufen.
Für das Halbfinale am Montag (14:30 Uhr MESZ) wird ein höheres Anfangstempo erwartet - was dem spurtstarken Pallitsch entgegenkommen könnte. Um ins Finale der besten zwölf zu gelangen, braucht er eine weitere Topleistung.
"Vielleicht geht noch mehr, die Chance lebt!", blickt Pallitsch optimistisch nach vorne. Unabhängig vom weiteren Verlauf ist sein Tokio-Auftritt bereits jetzt ein Riesenerfolg für die österreichische Leichtathletik.