BÖRSE EXPRESS: Sie waren mehr als 25 Jahre in wechselnden Funktionen zuerst bei Steyr, dann im CNH-Konzern tätig. Ist Ihnen der Abschied schwer gefallen?

ANDREAS KLAUSER: Genau waren es 28 Jahre. Das ist natürlich eine Zeit, die man nicht so einfach wegschmeißt. Am Ende hat aber die Herausforderung überwogen. Vor allem, weil Palfinger ein Konzern ist, der von Österreich aus global tätig ist und dessen Marke weltweit bekannt ist.

 

BÖRSE EXPRESS: Apropos Marke: Es gibt da eine Anekdote aus Ihrer Zeit bei CNH, wonach Sie bei einem USA-Aufenthalt zufällig den Palfinger Schriftzug gesehen haben und gefragt haben, ob es sich dabei um jene Palfinger handelt, die Sie aus Ihrer Heimat kennen? Stimmt diese Anekdote und wenn ja können Sie dieses Ereignis zeitlich einordnen.

ANDREAS KLAUSER: Ja, das stimmt, das ist keine Anekdote. Das Ganze ist vor rund eineinhalb Jahren geschehen auf dem Highway von Chicago nach Milwaukee.

 

BÖRSE EXPRESS: Hätten Sie sich damals gedacht, dass Sie irgendwann als CEO bei Palfinger landen würden?

ANDREAS KLAUSER: Ehrlich gesagt nicht. Allerdings hat dieses Erlebnis sicher zur Meinungsbildung beigetragen und letztlich auch mein Interesse gefördert, als es dann zu den ersten Gesprächen gekommen ist. Das Erlebnis hat mir vor Augen geführt, wie global Palfinger aufgestellt ist.

 

BÖRSE EXPRESS: Sie sind noch nicht ganz zwei Monate CEO von Palfinger. Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgaben in strategischer Hinsicht, was sind Ihre Prioritäten?

ANDREAS KLAUSER: Mit dem Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres sind wir zufrieden, vor allem was das Wachstum betrifft. Der künftige Fokus ist auf organisches Wachstum und auf die Straffung der Organisation gerichtet. Wir wollen die Synergien zwischen den Unternehmenseinheiten heben. Wenn Sie auf meinen Lebenslauf blicken, sehen Sie, dass ich das im Laufe meiner Karriere schon gemacht habe. Ich sehe noch großes Potenzial, vor allem im Bereich des organischen Wachstums. Wobei die Nachhaltigkeit dieses Wachstums ganz wichtig ist. Der Auftragsstand ist sehr gut und liegt deutlich über dem Vorjahr. Das stimmt uns natürlich positiv. Allerdings muss man sagen, dass die Zulieferindustrie sich ein wenig schwer tut bei unserem Wachstum mitzuhalten. In einigen Bereichen ist es deshalb zu Lieferengpässen gekommen.

 

BÖRSE EXPRESS: Noch einmal zurück zu den USA. Das dortige Geschäft war zuletzt ein bisserl das Sorgenkind bei Palfinger, weshalb auch umfangreiche Restrukturierungen eingeleitet wurden. Sind diese nun abgeschlossen, oder müssen noch weitere Schritte gesetzt werden?

ANDREAS KLAUSER: Die Restrukturierungen sind abgeschlossen, der Roll-Out - wie man so schön sagt - ist in Place. Jetzt gilt es das Potenzial für Zuwächse zu nutzen. Die Situation ist insgesamt betrachtet durchaus positiv.

 

BÖRSE EXPRESS: Könnte der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und der EU negative Auswirkungen auf Palfinger haben?

ANDREAS KLAUSER: Egal ist er uns sicher nicht. Solche politischen Konflikte sind nie gut. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir das Ganze größtenteils abfedern können. Deshalb mache ich mir auch keine allzu großen Sorgen.

 

BÖRSE EXPRESS: Wie sehen Sie allgemein die Entwicklung des Marktes für Palfinger?

ANDREAS KLAUSER: Durchaus positiv. In Brasilien ist es zu einer Stabilisierung gekommen, in den USA sehen wir wieder Wachstum. Das Gleiche gilt für China und Russland. In Russland gehe ich von weiterem Wachstum aus. Im Hinblick auf die Sanktionen kommt uns in Russland entgegen, dass wir vor Ort tätig sind und mit lokalen Partnern zusammenarbeiten.

 

BÖRSE EXPRESS: In der Aussendung zum Halbjahr heißt es, dass man eine Fortsetzung der guten, jedoch uneinheitlichen Geschäftsentwicklung im Geschäftsjahr 2018 erwartet? Was das Konzernergebnis betrifft ist man etwas vorsichtiger. Worin begründet sich dieser Ausblick?

ANDREAS KLAUSER: Einerseits darin, dass Europa und die USA sehr gut performen. Auch der Marinebereich hat sich leicht verbessert. Mit dem Umsatzwachstum sind wir insgesamt zufrieden. Was uns positiv stimmt ist, dass das Wachstum beim EBITn mit 8,3% stärker ausgefallen ist, als beim Umsatz.

 

BÖRSE EXPRESS: Im Bereich LAND, dessen Umsatz um 10 Prozent auf 687 Millionen Euro gewachsen ist, ist die Entwicklung sehr positiv. Der Bereich SEA bleibt ein bisserl das Sorgenkind. Neben Kostensenkungen soll es dort auch zu Standortumstrukturierungen, Effizienzsteigerungen und Portfolioanpassungen kommen. Kann es zu Verkäufen kommen bzw. können Sie zu den Plänen ein wenig mehr sagen?

ANDREAS KLAUSER: Wir müssen im Marinebereich, der aktuell 1700 Mitarbeiter hat, den Gürtel sicher enger schnallen. Trotzdem halten wir an diesem Businessmodell fest, und werden die Effizienz steigern. Vertrieb und Service müssen den Markt aktiver bearbeiten. Insgesamt ist das Team aber gut aufgestellt An Portfoliobereinigungen ist derzeit nicht gedacht, es gilt vor allem die Synergien auch zwischen den Bereichen zu heben und zu verbessern. Auch Zukäufe stehen nicht im Fokus. Wir wollen in diesem Bereich vor allem auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückfinden. Ich sehe die Situation für heuer eher positiv.