Liebe Leserinnen und Leser,

73 Milliarden Dollar Börsenwert in sechs Handelstagen vernichtet – was bei Palantir gerade passiert, ist mehr als nur eine Korrektur. Es ist ein Lehrstück darüber, was geschieht, wenn die Bewertungsblase bei Tech-Aktien auf die Realität trifft. Während die KI-Euphorie erste Risse zeigt, bläst Google mit seiner Pixel-10-Offensive zum Großangriff auf Apple. Und in der Rüstungsbranche? Da sorgen Friedensgerüchte für Nervosität – ein Paradoxon unserer Zeit.

Der freie Fall des Datenriesen

Palantir erlebt gerade das, was Bergsteiger einen unkontrollierten Absturz nennen. Sechs Tage in Folge ging es bergab, die längste Verlustserie seit April. Vom Rekordhoch bei 190 Dollar sind nur noch 156 Dollar übrig – ein Minus von fast 18 Prozent. Die Shortseller reiben sich die Hände: 1,6 Milliarden Dollar Gewinn in wenigen Tagen, auch wenn das ihre Jahresverluste von 4,5 Milliarden Dollar nur teilweise kompensiert.

Was steckt dahinter? Es ist nicht Palantir allein. Der gesamte Tech-Sektor bekommt gerade eine Realitätsprüfung verpasst. "Wenn Giganten wie Google, Meta und Microsoft schwächeln, dann fallen die hoffnungslos überbewerteten High-Beta-Aktien natürlich noch härter", bringt es Portfoliomanager Vikram Rai auf den Punkt.

Die Ironie dabei: Palantir ist fundamental weiterhin stark positioniert. Doch bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis jenseits von Gut und Böse reicht schon ein Windhauch, um das Kartenhaus ins Wanken zu bringen. Immerhin: Heute deutet sich vorbörslich eine Gegenbewegung an – plus 1,8 Prozent. Die Frage ist nur: Atempause oder nachhaltige Erholung?

Googles KI-Kampfansage

Während Palantir strauchelt, geht Google in die Offensive. Die gestern vorgestellte Pixel-10-Serie ist weniger ein Smartphone-Update als vielmehr eine Demonstration, wie weit der Konzern Apple bei Künstlicher Intelligenz voraus ist. "Gemini ist das einzig Wahre", tönte Google-Manager Rick Osterloh – eine kaum verhüllte Spitze gegen Apples immer noch schwächelnde Siri.

Die Features lesen sich wie eine Wunschliste für Tech-Enthusiasten: Ein KI-Kamera-Coach, der bessere Fotos ermöglicht. Live-Übersetzungen bei Telefonaten. Und – besonders clever – ein Teleobjektiv bereits im Basismodell für 799 Dollar. Apple verlangt dafür einen saftigen Aufpreis.

Doch der wahre Clou liegt in der Tiefe der Integration. Während Apple seine KI-Features scheibchenweise nachreicht und die verbesserte Siri auf nächstes Jahr verschoben hat, macht Google Ernst. Die KI durchdringt das gesamte System, vom automatischen Anzeigen relevanter Informationen bis zur künstlichen Erzeugung von Bilddetails bei hohen Zoomstufen.

Die Börse bleibt skeptisch: Alphabet-Aktien geben vorbörslich leicht nach. Kein Wunder – Googles Pixel-Marktanteil dümpelt global bei mageren 1,1 Prozent herum. Doch darum geht es nicht. Google demonstriert Android-Partnern wie Samsung und Xiaomi, wohin die Reise geht. Und die dürften genau hinschauen.

Friedensdividende oder Strohfeuer?

Die deutsche Rüstungsbranche erlebt gerade ihr eigenes Auf und Ab. Nach tagelangen Spekulationen über Ukraine-Friedensverhandlungen kehrte heute Morgen die Zuversicht zurück. Rheinmetall legte vorbörslich 1,8 Prozent zu, RENK und Hensoldt folgten mit ähnlichen Gewinnen.

Die Anleger scheinen zu realisieren: Selbst wenn morgen Frieden ausbräche – die Aufrüstung des Westens ist ein Marathonlauf, kein Sprint. Die NATO-Staaten haben ihre Verteidigungsetats auf Jahre hinaus erhöht. Rheinmetall sitzt auf einem Auftragsbestand von über 50 Milliarden Euro. Das verschwindet nicht über Nacht.

Trotzdem zeigt die Nervosität der vergangenen Tage, wie fragil die Bewertungen sind. Rheinmetall hat sich seit 2022 verzwanzigfacht – da reichen schon Friedensgerüchte für zweistellige Kursverluste. Es ist das klassische Dilemma der Rüstungsaktien: Man profitiert von Unsicherheit, doch irgendwann sehnen sich alle nach Stabilität.

Tesla's Cybertruck-Debakel

Apropos enttäuschte Erwartungen: Teslas futuristischer Cybertruck entpuppt sich zunehmend als Ladenhüter. Nur 4.306 Exemplare im letzten Quartal – eine Halbierung gegenüber dem Vorjahr. Selbst Fords elektrischer F-150 Lightning verkauft sich trotz eigener Schwäche besser.

Was ist schiefgelaufen? Das kantige Design polarisiert, die Reichweite schreckt Gewerbekunden ab, und mit einem Startpreis jenseits der 60.000 Dollar ist er kein Schnäppchen. Elon Musks Vision von 250.000 Cybertrucks pro Jahr wirkt heute wie Größenwahn.

Die Tesla-Aktie zeigt sich erstaunlich resilient – vorbörslich sogar leicht im Plus. Offenbar haben die Märkte die Cybertruck-Enttäuschung längst eingepreist. Die wahre Bewährungsprobe kommt mit den nächsten Quartalszahlen.

Krypto in Wartestellung

Bitcoin verharrt bei 114.000 Dollar im Wartemodus. Alle Augen richten sich auf Jackson Hole, wo Fed-Chef Jerome Powell morgen spricht. Die Hoffnung auf Zinssenkungen treibt die Kurse, doch Trumps Attacken auf die Fed-Unabhängigkeit sorgen für Verunsicherung.

Spannend wird die Meldung aus China: Peking erwägt offenbar Yuan-gestützte Stablecoins zuzulassen – eine komplette Kehrtwende nach dem Krypto-Bann von 2021. Es wäre der Versuch, dem Dollar-dominierten Krypto-Markt eine Alternative entgegenzusetzen. The Crypto Company springt unterdessen auf den Multi-Asset-Zug auf und diversifiziert seine Treasury mit Bitcoin, Ethereum, XRP und Avalanche. Die Botschaft ist klar: Nicht alle Eier in einen Korb.

Was die kommenden Tage bringen

Der Markt hält den Atem an vor Powells Jackson-Hole-Rede morgen. Zinssignale könnten sowohl Tech-Aktien als auch Krypto-Assets neuen Schwung verleihen – oder endgültig den Stecker ziehen. Xiaomi überraschte derweil mit starken Zahlen: Plus 30 Prozent beim Umsatz, der operative Gewinn verdreifacht. Das E-Auto-Geschäft nimmt Fahrt auf, die Marge verbessert sich. Bei 1,80 CAD ist die kanadische NetraMark ein heißer Tipp im KI-Pharma-Bereich.

Die große Frage bleibt: Erleben wir gerade nur eine gesunde Korrektur oder den Beginn einer größeren Trendwende? Die Bewertungen vieler Tech-Aktien sind historisch hoch, das Shiller-KGV des S&P 500 kratzt an der 40er-Marke. Andererseits pumpen Unternehmen Milliarden in KI-Entwicklung – irgendwann muss sich das auszahlen.

Vielleicht ist es an der Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jedes Unternehmen mit "KI" im Geschäftsmodell ist ein Palantir. Und nicht jede Friedenshoffnung bedeutet das Ende der Rüstungskonjunktur. Die Kunst liegt darin, zwischen Hype und Substanz zu unterscheiden. In Zeiten wie diesen keine leichte Aufgabe.

Bleiben Sie kritisch und investieren Sie besonnen,

Andreas Sommer

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