DAX 40-Unternehmen: Entlastung bei den Pensionsverpflichtungen (FOTO)

Frankfurt (ots) - Durch eine Entlastung beim Rechnungszins sind die

Pensionsverpflichtungen der DAX-40-Unternehmen von 434,6 Mrd. Euro um etwa 35

Mrd. Euro auf etwa 400 Mrd. Euro gesunken. Da der DAX im Jahr 2021 von 30 auf 40

Unternehmen erweitert wurde, liegt dieser Wert dennoch nur geringfügig unter dem

Vorjahresstand von 406,7 Mrd. Euro (DAX 30 in der damaligen Zusammensetzung).

Im gleichen Zeitraum stieg das Pensionsvermögen im DAX 40 von 280,1 Mrd. Euro um

etwa 6 Mrd. Euro auf etwa 286 Mrd. Euro. Der Vorjahreswert für den DAX 30 lag

bei 265,2 Mrd. Euro.

Der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen hat sich durch die Erweiterung des

DAX kaum geändert. Für den DAX 40 (in der heutigen Zusammensetzung) lag er im

Vorjahr bei gut 64 Prozent. Als Folge der Entlastungen beim Zins und der guten

Kapitalmarktentwicklung ist der Deckungsgrad auf knapp 72 Prozent gestiegen.

Dies sind die Ergebnisse einer Schätzung des Beratungsunternehmens Mercer auf

Basis der Geschäftsberichte der DAX 40-Unternehmen sowie aktueller

Kapitalmarktinformationen.

Aus DAX 30 wird DAX 40

Die deutlichste Änderung bei der Zusammensetzung des DAX ist die Erweiterung im

September 2021 auf 40 Titel. Die meisten der neu hinzugekommenen Unternehmen

haben nur geringfügige Pensionsverpflichtungen. Herausstechende Ausnahme ist

Airbus mit 23 Mrd. Euro DBO und 13 Mrd. Euro Pensionsvermögen (Stand Ende 2020).

Die restlichen Einzelwerte liegen jeweils unter 1 Mrd. Euro. (1)

Daneben hat es reguläre Änderungen gegeben: Im März 2021 hat Beiersdorf den DAX

30 zugunsten Siemens Energy verlassen, im Oktober ist Beiersdorf zulasten

Deutsche Wohnen wieder in den DAX 40 aufgenommen worden. Diese Veränderungen

haben zu einer Erhöhung des Verpflichtungsvolumens von gut 3 Mrd. Euro und des

Pensionsvermögens um gut 1 Mrd. Euro geführt.

Im Jahr 2020 lagen die Pensionsverpflichtungen im DAX 30 noch bei 406,9 Mrd.

Euro. Dieser Wert hat sich durch die geänderte Zusammensetzung um 27,7 Mrd. Euro

erhöht und betrug für den DAX 40 in heutiger Zusammensetzung 434,6 Mrd. Euro.

(2) Entsprechend steigt der Wert des Pensionsvermögens im Jahr 2020 nur durch

die geänderte Zusammensetzung von 265,2 Mrd. Euro um 14,9 Mrd. Euro auf 280,1

Mrd. (3) Euro an. Das sind die Ausgangswerte für die Entwicklung von

Pensionsverpflichtungen und Pensionsvermögen für den DAX 40 im Jahr 2021.

Erhöhung des Rechnungszinssatzes verringert das Volumen der

Pensionsverpflichtungen

Im Jahr 2021 sind die Pensionsverpflichtungen für den DAX 40 in heutiger

Zusammensetzung von 434,6 Mrd. Euro um etwa 35 Mrd. Euro auf etwa 400 Mrd. Euro

gesunken.

Hauptgrund für den Rückgang waren versicherungsmathematische Gewinne in Höhe von

26 Mrd. Euro, vor allem aufgrund der Erhöhung des Rechnungszinssatzes. "Das

Zinsniveau hat sich auch in diesem Jahr sehr volatil entwickelt. Im Vergleich

zum extrem niedrigen Zinssatz zum Ende des Jahres 2020 hat sich der Zins

schließlich deutlich erholt", erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer

Deutschland.

Mercer leitet mit einem eigenen Verfahren die sog. Mercer Yield Curve her, eine

Zinsstrukturkurve für die Bewertung von Pensionsverpflichtungen im

IFRS-Abschluss. Für eine Duration von 15 Jahren ist der Zins danach von 1,00

Prozent auf 1,31 Prozent und für eine Duration von 20 Jahren von 1,17 Prozent

auf 1,47 Prozent zum 31. Dezember 2021 gestiegen. "Die tatsächliche

Zinsveränderung in den einzelnen Unternehmen hängt von der

Bestandszusammensetzung und dem gewählten Zinsermittlungsverfahren ab. Wir gehen

davon aus, dass die DAX-40-Unternehmen den Rechnungszins im Durchschnitt sogar

um 0,4 Prozentpunkte angehoben haben", so Hagemann weiter.

Einige Unternehmen haben wahrscheinlich im Jahr 2021 auch ihre Inflationsannahme

anpassen müssen, was einen dämpfenden Effekt hätte. Bei der Bewertung der

Pensionsverpflichtungen ist allerdings die langfristige Inflationserwartung von

Bedeutung, die durch die gegenwärtig hohen Inflationsraten nicht unmittelbar

beeinflusst wird. Zudem sinkt die Bedeutung der Inflationsannahme für die

Rentenanpassungen durch die Zunahme von Kapitalzusagen und die Einführung

garantierter Rentenerhöhungen anstelle eines Inflationsausgleichs.

Im Jahr 2021 haben die Änderungen im Konsolidierungskreis zu einer spürbaren

Verringerung des Verpflichtungsvolumens im DAX 40 um gut 9 Mrd. Euro

beigetragen. Das betrifft insbesondere Vitesco (Abspaltung von Continental) und

Daimler Truck (Abspaltung von Daimler). Beide Unternehmen waren für einen Tag im

DAX, haben ihn dann aber verlassen müssen.

Ohne eine Änderung beim Rechnungszins und ohne die Änderungen im

Konsolidierungskreis wären die Verpflichtungswerte nahezu unverändert geblieben,

weil der Dienstzeit- und Zinsaufwand 2021 wie in den Vorjahren in etwa genauso

hoch waren wie die getätigten Zahlungen.

Zu beachten ist, dass es sich bei dem Anstieg der Pensionsverpflichtungen

zunächst nur um eine rein bilanzielle Bewertung handelt. Die Verpflichtungen

selbst sind in der Regel nicht zinsabhängig, das heißt, die späteren

Versorgungszahlungen werden durch die Zinsentwicklung grundsätzlich nicht

beeinträchtigt. Die bilanziellen Effekte aus der Zinsänderung werden zudem

erfolgsneutral erfasst, belasten also nicht das Unternehmensergebnis.

Die anhaltende wirtschaftliche Erholung zeigt sich auch in den Pensionsvermögen

Im Jahr 2021 ist das Pensionsvermögen im DAX 40 in heutiger Zusammensetzung von

280,1 Mrd. Euro um etwa 6 Mrd. Euro auf etwa 286 Mrd. Euro gestiegen. Das ist

das Ergebnis teilweise gegenläufiger Effekte.

Die Zahlungen liegen etwas höher als die neuen Zuwendungen, per Saldo kam es

dadurch zu einem Mittelabfluss von etwa 1,5 Mrd. Euro. Die Änderungen im

Konsolidierungskreis (insbesondere Vitesco und Daimler Truck) bewirken einen

Abgang von knapp 6 Mrd. Euro. Per Saldo ergibt sich damit eine Rendite von etwa

13 Mrd. Euro oder 4,5 Prozent.

"Nach einem turbulenten 2020 war das Jahr 2021 geprägt durch eine weitestgehend

anhaltende wirtschaftliche Erholung, insbesondere getrieben durch die

Bereitstellung von Covid-19-Impfstoffen zu Jahresbeginn. Dagegen standen in der

zweiten Jahreshälfte eine deutlich weniger expansive Geldpolitik, steigende

Inflation sowie die angespannten globalen Lieferketten im Fokus. So zeigte sich

insgesamt ein wechselhaftes Bild. Die Aktienmärkte haben sich im Jahr 2021

positiv entwickelt, während es im Anleihenbereich Verluste gab", erklärt Jeffrey

Dissmann, Leiter Investment Consulting in Deutschland bei Mercer.

2021 begann mit weiteren Covid-19 bedingten Einschränkungen und Lockdowns in

zahlreichen Ländern. Die schrittweise Einführung von Impfstoffen insbesondere in

Industrieländern führte allerdings zu wirtschaftlicher Erholung. Durch die

Vereidigung von Joe Biden als US-Präsident und dem überwiegend

zwischenfallfreien Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU sanken zudem

auch die Sorgen vor einer politischen Destabilisierung wichtiger

Wirtschaftsräume. Im weiteren Verlauf des Jahres flachte die Erholung bedingt

durch die Wiedereinführung von Einschränkungen in mehreren Industrieländern ab.

Als Folge ergaben sich deutliche Spannungen in den globalen Lieferketten, wobei

es in zahlreichen Bereichen zu Engpässen kam.

Die anhaltend hohe Inflation sowohl in den Industrie- als auch in den

Schwellenländern veranlasste die Zentralbanken zu einer restriktiveren Haltung.

Die US-Notenbank begann, die Ankäufe von Vermögenswerten zu reduzieren und schuf

damit die Voraussetzungen für Zinserhöhungen bereits im Jahr 2022. Die Bank of

England erhöhte die Zinsen im Dezember 2021 um 15 Basispunkte auf 0,25 Prozent.

Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan haben ihren bisherigen Kurs

dagegen noch nicht signifikant verändert.

Insgesamt dominierte dabei die starke wirtschaftliche Erholung 2021. Dies zeigt

sich insbesondere an den starken Renditen der Aktienmärkte. So stieg der MSCI

World Index im vergangenen Jahr um 31,1 Prozent. Hohe Inflation und weniger

expansive Geldpolitik führten zu Verlusten von -2,2 Prozent an den globalen

Anleihenmärkten, gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate Index in Euro

Hedged.

"Es kam bei den Unternehmen im Jahr 2021 also insbesondere auf die

Risikobereitschaft in der Kapitalanlage an. Investoren konnten durch hohe

Allokationen in Aktien ihre Bedeckung merklich steigern", kommentiert Dissmann.

Deckungsgrad deutlich angestiegen

Der Deckungsgrad, also das Verhältnis von Pensionsvermögen zu

Pensionsverpflichtungen, liegt im DAX 40 nunmehr bei fast 72 Prozent. Im Vorjahr

lag er für dieselben Unternehmen noch bei gut 64 Prozent (für den DAX 30

damaliger Zusammensetzung sogar gut 65 Prozent).

In Deutschland ist ein so hoher Deckungsgrad nicht repräsentativ für die gesamte

Wirtschaft, weil Pensionsvermögen nicht verpflichtend zu bilden ist. Die

Insolvenzsicherung erfolgt nicht über Pensionsvermögen, sondern durch den

Pensions-Sicherungs-Verein aG. Die Gründe für die Bildung von Pensionsvermögen

sind vielfältig. Viele Unternehmen entscheiden sich aus bilanziellen Gründen für

eine Ausfinanzierung. Insgesamt ist der Trend zunehmend.

Was kommt in diesem Jahr?

Die Corona-Krise ist noch nicht überwunden und wird das Jahr 2022 weiterhin

beeinflussen. Vor allem Lieferengpässe dürften die Inflation weiter antreiben.

"Wie sich Rechnungszins und Inflation im nächsten Jahr entwickeln werden, lässt

sich nicht vorhersagen. Moderne wertpapiergebundene Versorgungszusagen

ermöglichen es, die Altersversorgung weitgehend gegen Zins- und

Inflationsschwankungen zu immunisieren", erklärt Hagemann.

"Insbesondere weitere Inflationsschocks sind eine Herausforderung, auf die

Kapitalanleger ihre Portfolien vorbereiten müssen," betont Dissmann. "Dazu

empfehlen wir einen breiten Mix aus verschiedenen inflationssensitiven

Anlageinstrumenten."

(1) Der Neuzugang Siemens Healthineers liegt zwar darüber, ist aber bei der

Siemens AG voll konsolidiert und erweitert daher nicht das Volumen der

Pensionsverpflichtungen im DAX.

(2) Die Summe der Werte aus allen Geschäftsberichten liegt etwas höher. Das

liegt daran, dass Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers bei einem

anderen DAX-Unternehmen (Fresenius SE bzw. Siemens AG) voll konsolidiert werden

und somit bei einer reinen Aufsummierung doppelt erfasst wären.

(3) Die Anmerkung aus Fn. 2 gilt auch hier.

Über Mercer

Mercer (https://www.mercer.de/) setzt sich dafür ein, die Zukunft mutig und

intelligent zu gestalten - durch die Transformation der Arbeitswelt, einer

Verbesserung von Vorsorge- und Investmentlösungen wie auch den Einsatz für

Gesundheit und Wohlergehen. Mit annähernd 25.000 Mitarbeitenden in 43 Ländern

ist Mercer in 130 Ländern tätig. Mercer ist ein Tochterunternehmen von Marsh

McLennan (https://www.marshmclennan.com/) (NYSE: MMC), dem führenden globalen

Anbieter von professionellen Dienstleistungen zu den Themen Risiko, Strategie

und HR - mit einem Jahresumsatz von 19 Mrd. USD und 81.000 Mitarbeitenden. Als

Marktführer hilft Marsh McLennan seinen Kund:innen, in einem immer dynamischeren

und komplexeren Umfeld erfolgreich zu agieren. Zur Unternehmensgruppe gehören

auch Marsh (https://www.marsh.com/de/de/home.html) , Guy Carpenter

(http://www.guycarp.com/) und Oliver Wyman

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Pensions Administration sowie Vergütung, Human-Capital-Strategie und M&A.

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AXC0226 2022-01-20/14:05

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