Börsen-Zeitung: Desaster am IPO-Markt, Kommentar von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Die jüngsten Daten vom weltweiten Markt für

Initial Public Offerings (IPO) lassen sich eigentlich nur noch als

desaströs bezeichnen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres brach

das Emissionsvolumen um fast drei Viertel auf nur noch 13 Mrd. Dollar

ein. In Europa schrumpfte sich der IPO-Markt fast zu Tode, denn die

Volumina gingen um sage und schreibe 98 Prozent auf nur noch

350 Mill. Euro zurück. Zum Vergleich: Am Eurobond-Markt gab es gemäß

Berechnungen der Commerzbank seit Anfang Januar Anleiheemissionen im

Volumen von 86,7 Mrd. Euro, ein Anstieg gegenüber dem gleichen

Vorjahreszeitraum von 12 Prozent.

Die Gründe für den regelrechten Zusammenbruch des IPO-Marktes sind

vielfältig. Nicht zuletzt ist es das seit Jahresanfang wieder

deutlich gesunkene Zinsniveau. Anleiheemissionen stellen angesichts

der noch für eine lange Zeit ultraniedrigen Zinsen für Unternehmen

eine deutlich attraktivere Finanzierungsmöglichkeit dar als Aktien.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch, dass sich die

konjunkturellen Aussichten weltweit und in der Eurozone stark

eingetrübt haben. Zwar steigen die Gewinne der großen börsennotierten

Konzerne weiterhin, wenn auch mit verlangsamtem Tempo. Für die breite

Masse der kleineren nicht-börsennotierten Unternehmen, aus denen sich

die Börsenkandidaten rekrutieren sollten, gilt das aber vielfach

nicht. Sie haben geringere Möglichkeiten der GuV-Gestaltung und

können auch sehr viel weniger Einfluss auf die politischen und

rechtlichen Rahmenbedingungen nehmen als etwa ein VW-Konzern.

Kurzfristig bremsen auch die politischen Unsicherheiten wie der

Brexit und der Handelskrieg. Dies mag insbesondere

Private-Equity-Firmen und Altaktionäre beeinflussen, die lieber mit

einem IPO warten, als dass sie die Schmälerung ihrer Einnahmen

akzeptieren würden. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass der

Markt in Europa wieder anspringen wird, sobald Brexit und

Handelsstreit ausgestanden sind. Großvolumige Kandidaten stehen schon

in den Startlöchern.

Für die Finanzierung der Realwirtschaft spielt das Geschehen auf

dem IPO-Markt ohnehin kaum eine Rolle. Im Jahr 2017 betrugen die

weltweiten Brutto-Anlageinvestitionen nach Schätzung der Weltbank

20,09 Bill. Dollar. Das globale IPO-Volumen des guten Jahrgangs 2017

lag bei gerade einmal 189 Mrd. Dollar oder 0,9 Prozent der

Investitionen. Will man das positiv interpretieren, so könnte man

sagen, dass es noch sehr viel Raum für Wachstum am IPO-Markt gibt.

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