Firmenkundengeschäft der deutschen Banken zeigt sich vorläufig erholt

/ Corporate-Banking-Index von Bain

München (ots) -

- Profitabilität im zweiten Halbjahr 2021 war so hoch wie zuletzt 2015

- Eigenkapitalrendite nähert sich wieder den Kapitalkosten

- Rückläufige Risikovorsorge und Refinanzierungsoptionen für Banken bei der EZB

begünstigen den Aufwärtstrend

- Ukraine-Krieg, Konjunkturschwäche und Inflation bergen neue Risiken

Nach jahrelanger Talfahrt und dem pandemiebedingten Einbruch 2020 hat sich das

Firmenkundengeschäft der Kreditinstitute in Deutschland spürbar erholt -

zumindest vorläufig. So ist der Corporate-Banking-Index der internationalen

Unternehmensberatung Bain & Company in der Dimension Ertrag im zweiten Halbjahr

2021 auf den höchsten Wert seit acht Jahren gestiegen (Abbildung). Und der

Profitabilitätsindex ist erstmals wieder auf dem gleichen Niveau wie 2015.

Kreditmarge verbessert sich

Noch aber ist es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. "Derzeit ist nicht

absehbar, inwieweit der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen für Lieferketten, Preise

und Konjunktur in den kommenden Monaten das Firmenkundengeschäft belasten wird",

stellt Bain-Partner und Branchenkenner Dr. Christian Graf fest. "Zudem haben die

Banken 2021 erheblich von den günstigen Refinanzierungsoptionen der Europäischen

Zentralbank sowie den staatlichen Corona-Hilfen für die Wirtschaft profitiert,

die nun nach und nach auslaufen." Durch die diversen Stützungsmaßnahmen

verbesserte sich die Kreditmarge im zweiten Halbjahr 2021 auf 1,8 Prozent - drei

Jahre zuvor hatte sie bei lediglich 1,1 Prozent gelegen.

Das Kreditvolumen ist bis Ende 2021 auf den neuen Rekordwert von über 1,3

Billionen Euro gestiegen. Dabei haben die Sparkassen ihren Marktanteil weiter

ausgebaut und nähern sich dem der traditionell führenden Privatbanken immer mehr

an. Über Kooperationen realisieren sie zunehmend auch Finanzierungen bei

größeren Mittelständlern. Dieses Marktsegment entdecken zugleich ausländische

Institute vermehrt für sich und die Landesbanken beginnen nach ihrer

Restrukturierung wieder anzugreifen. "Die Wettbewerbsintensität im

Corporate-Banking bleibt hoch", erklärt Bain-Partnerin und Bankenexpertin

Stefanie Jacobsen. "Dies zwingt jeden Marktteilnehmer, sich in ausgewählten

Branchen oder Kundengruppen oder auch bei Produkten von der Konkurrenz abzuheben

und parallel das Provisionsgeschäft zu forcieren."

Abhängigkeit vom Kreditgeschäft hält an

Seit geraumer Zeit arbeiten die Banken daran, ihre Abhängigkeit von

zinsbasierten Geschäftsfeldern zu reduzieren - bislang jedoch mit mäßigem

Erfolg. Der Anteil des Zinsüberschusses an den Erträgen belief sich im zweiten

Halbjahr 2021 auf 69 Prozent. Das sind zwar 7 Prozentpunkte weniger als vor gut

zehn Jahren, ist aber immer noch deutlich mehr als in ausländischen Märkten

üblich. Jacobsen sieht die Branche trotzdem auf dem richtigen Weg: "Der Ausbau

des Transaction-Bankings und ein forciertes Cross-Selling beispielsweise von

Kapitalmarktprodukten tragen erste Früchte, die Provisionsüberschüsse steigen.

Höhere Gewinne schaffen zudem mehr Spielraum, um verstärkt in digitale

Plattformen und Services investieren zu können."

Erfolge auf der Kostenseite erleichtern anstehende Investitionsentscheidungen.

Nach jahrelangem Anstieg ist es den Banken gelungen, ihren Verwaltungsaufwand

2021 zumindest zu stabilisieren. Wesentlich für die höhere Profitabilität im

vergangenen Jahr war indes ein anderer Aspekt: Die Kreditrisikovorsorge hat sich

nach dem pandemiebedingten Anstieg 2020 vor allem aufgrund der positiven Wirkung

staatlicher Stützungsmaßnahmen normalisiert. Diese Entlastung führte in

Verbindung mit den höheren Erträgen zu einem deutlichen Anstieg der

Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft. Mit 7 Prozent lag sie zuletzt nur

noch leicht unter den Kapitalkosten.

Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema

Um auf Dauer die Kapitalkosten zu verdienen, sollten Banken zukunftsträchtige

Geschäftsfelder weiter ausbauen, an ihrer Kostendisziplin festhalten und die

Kapitalumlaufgeschwindigkeit beispielsweise durch eine vermehrte Syndizierung

und Verbriefung von Krediten erhöhen. Neue Ertragschancen ergeben sich

insbesondere durch die zügige Erweiterung des Leistungsspektrums rund um

ESG-konforme Produkte und Services. Bain-Partner Graf betont: "Gerade der

Mittelstand ist auf die Banken als Finanzierungspartner angewiesen, um die

Mammutaufgabe Dekarbonisierung zu bewältigen. Je früher die Institute hier

Kompetenzen aufbauen, desto größer sind ihre Erfolgsaussichten." Und er fügt

hinzu: "Die Zeit drängt, denn der Handlungsdruck hat sich durch den Anstieg der

Preise für fossile Energien nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch

einmal erhöht."

Die beschleunigte Dekarbonisierung dürfte dazu beitragen, dass sich der Trend in

Richtung stabiler bis steigender Kreditvolumina in den kommenden Jahren

fortsetzt. Da die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf einzelne Branchen

unterschiedlich sind, werden die Banken ihr Engagement dabei noch bewusster als

bisher auf Sektoren beschränken, die wie erneuerbare Energien, Konsumgüter und

Pharma weniger risikobehaftet sind. "Gebot der Stunde ist, sich in passenden

Kundensegmenten und Branchen mit klaren Alleinstellungsmerkmalen zu

positionieren", so Graf. "Wer dies schafft, wird in den kommenden Jahren davon

profitieren, dass Unternehmen verstärkt Finanzierungslösungen nachfragen. Alle

anderen werden im harten Wettbewerb kaum Chancen haben, ihre Kapitalkosten zu

verdienen."

Eine entsprechende Grafik finden Sie hier: Firmenkundengeschäft der deutschen

Banken zeigt sich vorläufig erholt | Bain & Company (https://www.bain.com/de/ueb

er-uns/presse/pressemitteilungen/germany/2022/corporate-banking-inde x/)

Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick

Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf

veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt rund die

Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und

konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking

und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Der Index erfasst eine

Vielzahl wichtiger Kennzahlen der beteiligten Institute, darunter die Erträge

(Zins- und Provisionsüberschuss), die Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die

Kreditrisikovorsorge, die Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das

Eigenkapital und das Kreditvolumen.

Sämtliche Rohdaten untersuchen die Bain-Experten auf Einmaleffekte, die sich

beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen im Reporting ergeben, und

bereinigen die Datenreihen entsprechend. Danach erfolgt eine Aggregation der

Daten pro Bank, bevor sie mit einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den

Gesamtindex einfließen. Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt

sicher, dass Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im

Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten Robustheitschecks

anhand vorhandener Studien und weitergehenden Analysen von Bain unterzogen und

zum Teil um weitere Datenpunkte ergänzt.

Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei Ausprägungen: den

Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den

Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im Zeitverlauf

einen hervorragenden Überblick über die Geschäftsentwicklung im

Corporate-Banking und lassen sich als Benchmark für jedes einzelne

Finanzinstitut nutzen.

Bain & Company

Bain & Company ist eine international führende Unternehmensberatung, die

Führungskräfte in Entscheidungspositionen weltweit bei der Zukunftsgestaltung

unterstützt. Mit unseren 65 Büros in 40 Ländern sind wir in unmittelbarer Nähe

unserer Kundenunternehmen. Wir arbeiten gemeinsam mit ihnen daran, den

Wettbewerb zu übertreffen und neue Standards in den jeweiligen Branchen zu

setzen. Partnerschaften aus unserem Ökosystem digitaler Innovatoren ergänzen

unsere Expertise und sorgen dafür, dass wir für unsere Kundschaft bessere,

schnellere und nachhaltigere Ergebnisse erzielen. In den kommenden zehn Jahren

werden wir weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in Pro-Bono-Projekte

investieren. Wir unterstützen Organisationen, die sich den aktuellen

Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Umwelt sowie wirtschaftliche

Entwicklung stellen und sich für Gleichberechtigung in jeder Hinsicht

engagieren. Von EcoVadis, der führenden Plattform für ökologische, soziale und

ethische Leistungsbewertungen für globale Lieferketten, sind wir mit der

Goldmedaille ausgezeichnet worden. Damit gehören wir zu den besten 2 Prozent der

untersuchten Unternehmen. Seit unserer Gründung 1973 messen wir unseren Erfolg

am Erfolg unserer Kundenunternehmen und sind stolz darauf, dass wir die höchste

Weiterempfehlungsrate in der Beratungsbranche haben.

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Patrick Pelster

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AXC0123 2022-06-29/10:17

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