OTS: Bain & Company / Firmenkundengeschäft der deutschen Banken zeigt sich ...
29.06.2022 | 10:17
Firmenkundengeschäft der deutschen Banken zeigt sich vorläufig erholt
/ Corporate-Banking-Index von Bain
München (ots) -
- Profitabilität im zweiten Halbjahr 2021 war so hoch wie zuletzt 2015
- Eigenkapitalrendite nähert sich wieder den Kapitalkosten
- Rückläufige Risikovorsorge und Refinanzierungsoptionen für Banken bei der EZB
begünstigen den Aufwärtstrend
- Ukraine-Krieg, Konjunkturschwäche und Inflation bergen neue Risiken
Nach jahrelanger Talfahrt und dem pandemiebedingten Einbruch 2020 hat sich das
Firmenkundengeschäft der Kreditinstitute in Deutschland spürbar erholt -
zumindest vorläufig. So ist der Corporate-Banking-Index der internationalen
Unternehmensberatung Bain & Company in der Dimension Ertrag im zweiten Halbjahr
2021 auf den höchsten Wert seit acht Jahren gestiegen (Abbildung). Und der
Profitabilitätsindex ist erstmals wieder auf dem gleichen Niveau wie 2015.
Kreditmarge verbessert sich
Noch aber ist es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. "Derzeit ist nicht
absehbar, inwieweit der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen für Lieferketten, Preise
und Konjunktur in den kommenden Monaten das Firmenkundengeschäft belasten wird",
stellt Bain-Partner und Branchenkenner Dr. Christian Graf fest. "Zudem haben die
Banken 2021 erheblich von den günstigen Refinanzierungsoptionen der Europäischen
Zentralbank sowie den staatlichen Corona-Hilfen für die Wirtschaft profitiert,
die nun nach und nach auslaufen." Durch die diversen Stützungsmaßnahmen
verbesserte sich die Kreditmarge im zweiten Halbjahr 2021 auf 1,8 Prozent - drei
Jahre zuvor hatte sie bei lediglich 1,1 Prozent gelegen.
Das Kreditvolumen ist bis Ende 2021 auf den neuen Rekordwert von über 1,3
Billionen Euro gestiegen. Dabei haben die Sparkassen ihren Marktanteil weiter
ausgebaut und nähern sich dem der traditionell führenden Privatbanken immer mehr
an. Über Kooperationen realisieren sie zunehmend auch Finanzierungen bei
größeren Mittelständlern. Dieses Marktsegment entdecken zugleich ausländische
Institute vermehrt für sich und die Landesbanken beginnen nach ihrer
Restrukturierung wieder anzugreifen. "Die Wettbewerbsintensität im
Corporate-Banking bleibt hoch", erklärt Bain-Partnerin und Bankenexpertin
Stefanie Jacobsen. "Dies zwingt jeden Marktteilnehmer, sich in ausgewählten
Branchen oder Kundengruppen oder auch bei Produkten von der Konkurrenz abzuheben
und parallel das Provisionsgeschäft zu forcieren."
Abhängigkeit vom Kreditgeschäft hält an
Seit geraumer Zeit arbeiten die Banken daran, ihre Abhängigkeit von
zinsbasierten Geschäftsfeldern zu reduzieren - bislang jedoch mit mäßigem
Erfolg. Der Anteil des Zinsüberschusses an den Erträgen belief sich im zweiten
Halbjahr 2021 auf 69 Prozent. Das sind zwar 7 Prozentpunkte weniger als vor gut
zehn Jahren, ist aber immer noch deutlich mehr als in ausländischen Märkten
üblich. Jacobsen sieht die Branche trotzdem auf dem richtigen Weg: "Der Ausbau
des Transaction-Bankings und ein forciertes Cross-Selling beispielsweise von
Kapitalmarktprodukten tragen erste Früchte, die Provisionsüberschüsse steigen.
Höhere Gewinne schaffen zudem mehr Spielraum, um verstärkt in digitale
Plattformen und Services investieren zu können."
Erfolge auf der Kostenseite erleichtern anstehende Investitionsentscheidungen.
Nach jahrelangem Anstieg ist es den Banken gelungen, ihren Verwaltungsaufwand
2021 zumindest zu stabilisieren. Wesentlich für die höhere Profitabilität im
vergangenen Jahr war indes ein anderer Aspekt: Die Kreditrisikovorsorge hat sich
nach dem pandemiebedingten Anstieg 2020 vor allem aufgrund der positiven Wirkung
staatlicher Stützungsmaßnahmen normalisiert. Diese Entlastung führte in
Verbindung mit den höheren Erträgen zu einem deutlichen Anstieg der
Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft. Mit 7 Prozent lag sie zuletzt nur
noch leicht unter den Kapitalkosten.
Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema
Um auf Dauer die Kapitalkosten zu verdienen, sollten Banken zukunftsträchtige
Geschäftsfelder weiter ausbauen, an ihrer Kostendisziplin festhalten und die
Kapitalumlaufgeschwindigkeit beispielsweise durch eine vermehrte Syndizierung
und Verbriefung von Krediten erhöhen. Neue Ertragschancen ergeben sich
insbesondere durch die zügige Erweiterung des Leistungsspektrums rund um
ESG-konforme Produkte und Services. Bain-Partner Graf betont: "Gerade der
Mittelstand ist auf die Banken als Finanzierungspartner angewiesen, um die
Mammutaufgabe Dekarbonisierung zu bewältigen. Je früher die Institute hier
Kompetenzen aufbauen, desto größer sind ihre Erfolgsaussichten." Und er fügt
hinzu: "Die Zeit drängt, denn der Handlungsdruck hat sich durch den Anstieg der
Preise für fossile Energien nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch
einmal erhöht."
Die beschleunigte Dekarbonisierung dürfte dazu beitragen, dass sich der Trend in
Richtung stabiler bis steigender Kreditvolumina in den kommenden Jahren
fortsetzt. Da die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf einzelne Branchen
unterschiedlich sind, werden die Banken ihr Engagement dabei noch bewusster als
bisher auf Sektoren beschränken, die wie erneuerbare Energien, Konsumgüter und
Pharma weniger risikobehaftet sind. "Gebot der Stunde ist, sich in passenden
Kundensegmenten und Branchen mit klaren Alleinstellungsmerkmalen zu
positionieren", so Graf. "Wer dies schafft, wird in den kommenden Jahren davon
profitieren, dass Unternehmen verstärkt Finanzierungslösungen nachfragen. Alle
anderen werden im harten Wettbewerb kaum Chancen haben, ihre Kapitalkosten zu
verdienen."
Eine entsprechende Grafik finden Sie hier: Firmenkundengeschäft der deutschen
Banken zeigt sich vorläufig erholt | Bain & Company (https://www.bain.com/de/ueb
er-uns/presse/pressemitteilungen/germany/2022/corporate-banking-inde x/)
Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick
Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt rund die
Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und
konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking
und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Der Index erfasst eine
Vielzahl wichtiger Kennzahlen der beteiligten Institute, darunter die Erträge
(Zins- und Provisionsüberschuss), die Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die
Kreditrisikovorsorge, die Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das
Eigenkapital und das Kreditvolumen.
Sämtliche Rohdaten untersuchen die Bain-Experten auf Einmaleffekte, die sich
beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen im Reporting ergeben, und
bereinigen die Datenreihen entsprechend. Danach erfolgt eine Aggregation der
Daten pro Bank, bevor sie mit einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den
Gesamtindex einfließen. Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt
sicher, dass Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im
Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten Robustheitschecks
anhand vorhandener Studien und weitergehenden Analysen von Bain unterzogen und
zum Teil um weitere Datenpunkte ergänzt.
Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei Ausprägungen: den
Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im Zeitverlauf
einen hervorragenden Überblick über die Geschäftsentwicklung im
Corporate-Banking und lassen sich als Benchmark für jedes einzelne
Finanzinstitut nutzen.
Bain & Company
Bain & Company ist eine international führende Unternehmensberatung, die
Führungskräfte in Entscheidungspositionen weltweit bei der Zukunftsgestaltung
unterstützt. Mit unseren 65 Büros in 40 Ländern sind wir in unmittelbarer Nähe
unserer Kundenunternehmen. Wir arbeiten gemeinsam mit ihnen daran, den
Wettbewerb zu übertreffen und neue Standards in den jeweiligen Branchen zu
setzen. Partnerschaften aus unserem Ökosystem digitaler Innovatoren ergänzen
unsere Expertise und sorgen dafür, dass wir für unsere Kundschaft bessere,
schnellere und nachhaltigere Ergebnisse erzielen. In den kommenden zehn Jahren
werden wir weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in Pro-Bono-Projekte
investieren. Wir unterstützen Organisationen, die sich den aktuellen
Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Umwelt sowie wirtschaftliche
Entwicklung stellen und sich für Gleichberechtigung in jeder Hinsicht
engagieren. Von EcoVadis, der führenden Plattform für ökologische, soziale und
ethische Leistungsbewertungen für globale Lieferketten, sind wir mit der
Goldmedaille ausgezeichnet worden. Damit gehören wir zu den besten 2 Prozent der
untersuchten Unternehmen. Seit unserer Gründung 1973 messen wir unseren Erfolg
am Erfolg unserer Kundenunternehmen und sind stolz darauf, dass wir die höchste
Weiterempfehlungsrate in der Beratungsbranche haben.
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AXC0123 2022-06-29/10:17
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