Oracle, Bitcoin & Infineon: Wenn 80 Milliarden Dollar auf 103.000 treffen

Oracle, Bitcoin & Infineon: Wenn 80 Milliarden Dollar auf 103.000 treffen
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, ein Tech-Gigant würde mal eben 80 Milliarden Dollar in die Hand nehmen – nicht über Jahre verteilt, sondern in einem einzigen Geschäftsjahr. Klingt nach Silicon-Valley-Größenwahn? Oracle macht genau das, während Bitcoin nach seinem Freitags-Schock eine bemerkenswerte Wiederauferstehung feiert und deutsche Chip-Aktien zwischen KI-Euphorie und Ernüchterung schwanken. Ein Montag, der zeigt: Die Märkte spielen gerade Achterbahn – und wir sitzen in der ersten Reihe.
Oracle: Die 80-Milliarden-Dollar-Wette auf die KI-Zukunft
Oracle lässt die Muskeln spielen – und wie! Der Datenbank-Riese plant für das Geschäftsjahr 2026 Investitionen von sage und schreibe 80 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Marktkapitalisierung vieler DAX-Konzerne. BMO Capital hob prompt das Kursziel auf 355 Dollar an, und das aus gutem Grund: Die Cloud-Sparte wächst mit 35% im Jahresvergleich wie verrückt, getrieben von einer schier unstillbaren Nachfrage nach KI-Rechenleistung.
Doch hier kommt der Haken: Die Aktie wirkt mit einem KGV von fast 38 bereits sportlich bewertet. Die Analysten rechnen zwar mit einem Gewinnsprung von 13,48 Dollar je Aktie in 2025 auf über 15 Dollar in 2026 – aber reicht das, um die hohen Erwartungen zu rechtfertigen?
Was Oracle dabei besonders macht: Während Konkurrenten wie Amazon Web Services erste Ermüdungserscheinungen zeigen, dreht Oracle gerade erst richtig auf. Die Partnerschaft mit OpenAI ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das Unternehmen baut gerade eine komplette KI-Infrastruktur auf, die es mit den ganz Großen aufnehmen soll.
Bitcoin: Phoenix aus der Asche – oder nur Strohfeuer?
Was für eine Achterbahnfahrt! Noch am Freitag stürzte Bitcoin nach Donald Trumps Zoll-Drohungen gegen China auf unter 110.000 Dollar ab. Die Panik war greifbar, über eine Milliarde Dollar an Positionen wurden liquidiert. Doch schon am Montag zeigt sich: Totgesagte leben länger. Der Kurs erholte sich auf 103.000 Dollar – immer noch ein Minus, aber die Apokalypse blieb aus.
Die Ironie dabei: Während Trump mit 100-Prozent-Zöllen droht und Exportbeschränkungen für Tech-Produkte ankündigt, flüchten Anleger ausgerechnet in digitale Assets. Gold markiert bei 4.070 Dollar neue Allzeithochs, Silber springt über 51 Dollar. Die Message ist klar: Das Vertrauen in traditionelle Währungen bröckelt, wenn die beiden größten Volkswirtschaften der Welt Handelskrieg spielen.
Besonders spannend: Der dezentrale Derivatemarkt explodiert förmlich. Bybit meldet, dass DEX-Plattformen im September erstmals die Billionen-Dollar-Marke bei monatlichen Handelsvolumen knackten. Allen voran: Aster, dessen Token von 10 Cent auf 2,30 Dollar schoss. Während die Kurse schwanken, baut sich im Hintergrund eine neue Finanzinfrastruktur auf.
Deutsche Tech-Aktien: Zwischen KI-Hoffnung und Realitäts-Check
Bei Infineon warnt Jefferies vor zu viel Euphorie. Trotz stabiler Kaufempfehlung sehen die Analysten "begrenztes Kurspotenzial" – eine diplomatische Umschreibung für: Die Party könnte bald vorbei sein. Das Unternehmen kaufte zwar fleißig eigene Aktien zurück (138.500 Stück letzte Woche), doch die wahre Frage ist: Wann kommt der erhoffte KI-Boom in den Auftragsbüchern an?
Die gute Nachricht: Süss Microtec zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Nach monatelanger Talfahrt legte die Aktie heute über 10% zu. Der Grund? Analysten von Oddo BHF hoben ihre Gewinnerwartungen für 2026 um satte 15% an. Die Logik: Wenn Tech-Giganten Milliarden in Rechenzentren pumpen, brauchen sie Chips – und dafür Produktionsanlagen.
Anzeige: Apropos Chip-Boom – während Infineon und Co. noch auf die großen Impulse warten, identifizieren einige Marktbeobachter bereits die nächsten europäischen Hightech-Gewinner. In meiner Analyse stoße ich dabei immer wieder auf ein Unternehmen, das als möglicher Hauptprofiteur des globalen „Chip-Kriegs“ zwischen USA und China gilt – und dessen Technologie in über 99 % aller Smartphones steckt. Wer tiefer in diese Entwicklung eintauchen möchte, dem empfehle ich den aktuellen Spezialreport „Die neue Nvidia – Ihre Chance auf den Megatrend-Tsunami 2025“ hier ansehen.
Gerresheimer hingegen zeigt, was passiert, wenn man Anleger zu oft enttäuscht: Trotz Kurszielsenkung der Deutschen Bank von 49 auf magere 34 Euro steigt die Aktie. Verrückt? Nicht wirklich. Nach dem Freitags-Crash von über 10% war schlicht alles eingepreist. Manchmal ist die schlechteste Nachricht die beste – wenn alle sie schon erwartet haben.
BMW und die deutsche Auto-Zukunft: Weniger Cash, mehr Hoffnung
BMW muss Farbe bekennen: Der freie Mittelzufluss wird "kräftig nach unten korrigiert", wie es im Finanz-Deutsch so schön heißt. Klartext: Es bleibt weniger Geld in der Kasse. Berenberg senkte das Kursziel prompt, setzt aber auf 2026. Die Hoffnung: China stabilisiert sich, und Zollrückerstattungen spülen frisches Geld in die Kassen.
Das zeigt das Dilemma der deutschen Autobauer: Abhängig von China, bedroht von Zöllen, getrieben von der E-Auto-Transformation. Und trotzdem: Die BMW-Aktie legte heute fast 2% zu. Die Börse wettet darauf, dass die Münchner es schon richten werden. Oder ist es nur die Erleichterung, dass Trumps Zoll-Drohungen vielleicht doch nur Verhandlungstaktik sind?
Ein Detail am Rande: Die AMAG Gruppe in der Schweiz treibt bidirektionales Laden voran. Elektroautos als Stromspeicher fürs Netz – was nach Zukunftsmusik klingt, wird in Cham bereits getestet. Während deutsche Hersteller über Absatzzahlen grübeln, arbeiten andere schon am nächsten großen Ding.
Die Woche voraus: TSMC-Zahlen und die KI-Gretchenfrage
Diese Woche wird spannend: TSMC, der wichtigste Chiphersteller der Welt, legt am Donnerstag Zahlen vor. Analysten erwarten 28% Gewinnplus – angetrieben von Nvidias unstillbarem Hunger nach KI-Chips. Die Gretchenfrage: Kann TSMC die Erwartungen erfüllen, oder kommt der Reality-Check?
Die Zeichen stehen gut: Das Unternehmen baut für 165 Milliarden Dollar Fabriken in den USA, die Nachfrage nach KI-Chips explodiert, und Analysten sehen Kurspotenzial bis 285 Dollar. Aber: Die geopolitischen Spannungen zwischen USA und China, Heimat von TSMCs Hauptproduktion, bleiben das Damoklesschwert.
Der Bitcoin-Markt wartet derweil auf Signale von den traditionellen Märkten. Hält die Erholung, oder war es nur eine technische Gegenbewegung? Die Derivate-Indikatoren zeigen: Die Euphorie ist verflogen, die Skepsis regiert. Paradoxerweise könnte genau das der Boden sein.
Was für eine verrückte Zeit an den Märkten! Tech-Giganten werfen mit Milliarden um sich, als gäbe es kein Morgen. Kryptowährungen tanzen nach der Pfeife der Geopolitik. Und deutsche Unternehmen? Kämpfen sich durch zwischen Transformation und Tradition. Eines ist sicher: Langweilig wird es so schnell nicht. Bleiben Sie dran – die nächsten Handelstage versprechen Hochspannung.
Ihr Blick auf die Märkte beginnt hier,
Andreas Sommer