Österreichs Ski-Alpin-Asse bereiten sich derzeit in den chilenischen Anden auf die kommende Weltcup-Saison vor. Während in Europa noch Spätsommer herrscht, nutzen die ÖSV-Teams die winterlichen Bedingungen in Südamerika für ihre entscheidende Saisonvorbereitung.

In Valle Nevado und anderen hochgelegenen Skigebieten wie La Parva und El Colorado sammeln die Athleten wichtige Pistenkilometer. Der Weltcup-Winter 2025/2026 startet traditionell Ende Oktober in Sölden – bis dahin müssen die Stars ihre Form perfektionieren.

Warum Chile statt Europa?

Die Antwort ist simpel: Schneesicherheit. Während europäische Gletscher durch den Klimawandel oft nur eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten bieten, herrschen in den Anden verlässliche Winterbedingungen.

"In Übersee erwarten unsere Damen und Herren optimale Verhältnisse, um wichtige Pistenkilometer zu sammeln", bestätigen Trainer wie Roland Assinger die Bedeutung der Chile-Camps. Die Schneelage habe sich in den letzten Jahren sogar verbessert.

Die Skigebiete liegen auf bis zu 3.460 Metern Höhe und bieten damit nicht nur Schneesicherheit, sondern auch anspruchsvolle Pisten unter Weltcup-Bedingungen. Trockene Luft und zahlreiche Sonnentage minimieren das Risiko wetterbedingter Ausfälle.

Intensivtraining auf drei Kilometern Höhe

Speed-Spezialist Vincent Kriechmayr und Technik-Ass Manuel Feller nutzen die Zeit optimal: Materialabstimmung, Technikschliff und Rennsimulationen stehen auf dem Programm. Nach der langen Sommerpause gewöhnen sich die Athleten wieder an die Belastungen des Skisports.

"Wir haben versucht, das Maximum rauszuholen und uns an das Material sowie den Körper wieder an die Belastungen zu gewöhnen", erklärte Kriechmayr bei einem früheren Camp. Die Trainings reichen von freiem Fahren bis zu kompletten Wettkampfsimulationen.

Logistische Mammutaufgabe

Ein Trainingslager am anderen Ende der Welt bedeutet enormen Aufwand: Eine Hundertschaft an Personen - Athleten, Trainer, Physiotherapeuten und Serviceleute - reist nach Südamerika. Tonnenweise Material folgt per Luftfracht: unzählige Ski, Skischuhe, Bindungen, Stangen und Zeitnehmungsausrüstung.

"Wenn wir sportlich auf höchstem Niveau mitfahren wollen, müssen wir unseren Athleten das ermöglichen", betonte Alpinchef Herbert Mandl die Notwendigkeit. Alle großen Skinationen - Schweiz, Deutschland, Italien - nutzen ebenfalls die südamerikanischen Winter für ihre Vorbereitung.

Countdown läuft: Sölden im Visier

Die Chile-Wochen sind der letzte große Baustein vor dem Saisonhöhepunkt. Am 25. und 26. Oktober 2025 steigen in Sölden die ersten Riesenslaloms der Saison. Ein guter Start auf dem Rettenbachgletscher ist für Selbstvertrauen und Weltcup-Position entscheidend.

Die in Chile gesammelten Schneekilometer und Materialtests sollen dafür die Grundlage legen. Oft trainieren internationale Teams auf denselben Hängen - ein direkter Vergleich vor dem ersten offiziellen Kräftemessen.

Nach der Rückkehr bleiben nur noch wenige Wochen für die Akklimatisierung an europäische Bedingungen. Die harte Arbeit unter chilenischer Sonne wird sich zeigen, wenn in Sölden die Jagd nach den Kristallkugeln beginnt.