ÖSV: Interne Querelen erschüttern Skiverband

Die Ski-Nation Nummer eins steht vor einem handfesten Problem: Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier greift Damen-Cheftrainer Roland Assinger frontal an. Der Konflikt spaltet das erfolgreiche Damenteam und stellt die Verbandsspitze vor schwere Entscheidungen.
Venier stellt Ultimatum: "Demütigende Umgangsformen"
Stephanie Venier macht Ernst. Die erfolgreiche Skirennläuferin prangert öffentlich den Führungsstil ihres Cheftrainers an. "Demütigende Umgangsformen" und ein "Von-oben-herab"-Kommunikationsstil - so beschreibt die WM-Siegerin das Arbeitsklima.
Ihr Ultimatum sitzt: Entweder Assinger geht oder sie verlässt das ÖSV-Team. Rückendeckung bekommt sie von den mittlerweile zurückgetretenen Läuferinnen Tamara Tippler und Stephanie Brunner. Auch die Nachwuchstalente Amanda und Angelina Salzgeber warfen das Handtuch - mit derselben Begründung.
Die Vorwürfe wiegen schwer. Das Vertrauensverhältnis zwischen Athletinnen und Trainer sei massiv beschädigt, so der Tenor der Kritikerinnen.
Team gespalten: Nicht alle folgen der Revolte
Doch die Mannschaft steht keineswegs geschlossen hinter Venier. Speed-Spezialistin Cornelia Hütter, Mirjam Puchner und Ex-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer verteidigen ihren Trainer vehement.
Hütter gibt zu, ebenfalls häufig mit Assinger zu diskutieren. Doch sie sieht das anders: "Geradlinig und notwendig im Hochleistungssport" - so beschreibt sie seinen Stil. Normale Diskussionen statt unzumutbarer Umgangston.
Der Riss durch das Team ist deutlich sichtbar. Wie unterschiedlich Führung wahrgenommen wird, zeigt sich nirgendwo drastischer als hier.
ÖSV stärkt Assinger den Rücken
Sportdirektor Mario Stecher kündigte sofort interne Gespräche an. Zunächst stärkte er Assinger den Rücken, schloss aber auch ein hartes Durchgreifen nicht aus.
Nach wochenlangen Analysen fiel die Entscheidung: Roland Assinger bleibt Cheftrainer. Bei einer Pressekonferenz bestätigte der ÖSV ihn für die kommende Weltcup- und Olympiasaison. Ein starker Vertrauensbeweis.
Gleichzeitig installierte der Verband mit Christian Mitter einen neuen Alpinchef - strukturelle Verstärkung für schwierige Zeiten.
Mehr als nur ein Trainerstreit
Die Causa zeigt ein größeres Problem auf: Der ÖSV kämpft mit dem Spagat zwischen sportlicher Dominanz und modernen Führungsstrukturen. Eine neue Athletinnen-Generation hinterfragt traditionelle, autoritäre Trainingsmethoden.
Für Verbandspräsident Armin Assinger - den Bruder des kritisierten Trainers - ist die Situation doppelt heikel. Einerseits muss er seine Trainer schützen, andererseits trägt er Verantwortung für das Wohlergehen seiner Stars.
Bewährungsprobe unter Beobachtung
Assinger räumte Missverständnisse ein und berief eine Klausur zur Verbesserung der Teamkommunikation ein. Doch die zugrundeliegenden Probleme bleiben bestehen.
Die kommenden Monate werden zur Bewährungsprobe. Jeder Schritt steht unter strenger Beobachtung. Gelingt es nicht, die gespaltene Mannschaft zu einen, droht nicht nur eine sportlich schwierige Saison.
Der ÖSV muss beweisen: Sein Bekenntnis zu wertschätzendem Miteinander ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis.