Österreichs Ballungszentren gehen beim Wohnbau völlig unterschiedliche Wege. Während in Wien massive Quartiere entstehen und Salzburg auf Sozialwohnungen setzt, warnen Experten vor einem Baustopp in Graz.

In Langenzersdorf bei Wien startete diese Woche das Wohnprojekt "LAVITA" mit 22 Eigentumswohnungen. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2027 geplant. Das Projekt zeigt exemplarisch die gespaltene Entwicklung am österreichischen Wohnungsmarkt.

Wien plant Tausende neue Wohnungen

Die Hauptstadt setzt auf großflächige Stadtentwicklung. Das "Neue Landgut" in Favoriten bringt bis 2027 rund 1.500 Wohnungen. In der Donaustadt entstehen mit "Neu Leopoldau" weitere 1.255 Wohnungen.

Auch das "Obere Hausfeld" wird komplett neu entwickelt. Die Projekte folgen dem Stadtentwicklungsplan STEP 25, der sozial nachhaltige Quartiersentwicklung vorsieht. Neben Wohnraum entstehen auch soziale Infrastruktur und Gewerbeflächen.

Linz zieht mit: Im Stadtteil Ebelsberg sind 2.200 Wohnungen im Bau, fast 4.000 weitere in Planung. Das Langzeitprojekt "Sommerfeld Ebelsberg" soll über zehn Jahre Wohnraum für mehr als 6.000 Menschen schaffen.

Salzburg macht Wende zu Sozialwohnungen

Die Stadt Salzburg schlägt einen radikalen Kurswechsel ein. Bei Umwidmungen in Bauland müssen künftig mindestens 80 Prozent der Wohnungen als geförderte Mietwohnungen entstehen.

Die neue Regel gilt für alle zukünftigen Bauvorhaben:
* Mindestens 80 Prozent geförderte Mietwohnungen
* Öffentliches Eigentum an Grund bleibt erhalten
* Schnellere Genehmigungsverfahren geplant

Ein Schlüsselprojekt ist die Landesliegenschaft in der Michael-Pacher-Straße. Das 8.520 m² große Areal wird Ende 2026 frei und soll ein Vorzeigequartier für leistbaren Wohnbau werden.

Graz droht der Bau-Kollaps

Während andere Städte expandieren, steht Graz vor einem massiven Problem. Experten warnen vor einem Einbruch bei Neubauprojekten im Jahr 2025. Grund sind überlange Genehmigungsverfahren und behördliche Versäumnisse.

Die Folgen sind drastisch: Private Investoren ziehen sich zurück, Bauträger fordern Schadenersatz. Obwohl derzeit noch Kräne drehen, stehen kaum neue Projekte in der Pipeline.

Das Problem verschärft sich durch:
* Starken Zuzug von 2.000-3.000 Menschen jährlich
* Aussetzen der Zusammenarbeit durch Bauunternehmen
* Mangel an neuen privaten Bauprojekten

Kommunaler und genossenschaftlicher Wohnbau allein können den Bedarf nicht decken.

Mieten steigen trotz Stabilisierung

Der österreichische Immobilienmarkt stabilisiert sich nach zwei Jahren Rückgang. Experten erwarten 2025 einen Preisanstieg von 0,5 Prozent österreichweit, in gefragten Stadtlagen bis zu 3 Prozent.

Die Nachfrage soll um 5,2 Prozent steigen. Gleichzeitig explodieren die Mieten: In Wien werden bei Neuabschlüssen Steigerungen von bis zu 6,9 Prozent in zentralen Lagen erwartet.

Divergierende Zukunftspfade

Wien und Linz setzen ihre Großprojekte fort und reagieren damit auf die hohe Nachfrage. Salzburgs neuer politischer Kurs muss sich erst bewähren. Für Graz bleibt die Lage kritisch - ohne Lösung der Verwaltungsprobleme droht eine echte Wohnungsnot.

Die Fertigstellung wichtiger Projekte wie dem "Neuen Landgut" (2026/2027) wird lokal für Entspannung sorgen. Langfristig bleiben aber hohe Baukosten, Zinsentwicklung und knappe Baulandreserven die größten Hürden für leistbaren Wohnraum.