Österreichs Skisprung-Damen vor Olympia am Boden

Das österreichische Skisprung-Team der Frauen steht vor einem Scherbenhaufen. Wenige Monate vor den Olympischen Spielen 2026 bricht das einst so erfolgreiche Team auseinander – eine schockierende Serie von Rücktritten und Verletzungen hat drei Leistungsträgerinnen gekostet.
Jacqueline Seifriedsberger beendete diese Woche überraschend ihre Karriere, Eva Pinkelnig fällt mit einem Kreuzbandriss die gesamte Olympiasaison aus. Bereits zuvor hatte Sara Marita Kramer ihren Rücktritt erklärt. Cheftrainer Thomas Diethart muss nun aus den Trümmern ein olympiataugliches Team formen.
Schock-Woche erschüttert das Team
Die 34-jährige Jacqueline Seifriedsberger verkündete am Dienstag das sofortige Karriereende. Nach 228 Weltcupstarts fehlen der Oberösterreicherin "Mut und Vertrauen an der Schanze". Die Fünftplatzierte des vergangenen Gesamtweltcups kann nicht mehr 100 Prozent geben.
Der finale Anstoß kam beim Olympia-Test in Predazzo. Dort stürzte Eva Pinkelnig schwer und riss sich das Kreuzband. Für die ehemalige Gesamtweltcupsiegerin bedeutet das das sichere Saisonaus.
Die Bilanz ist verheerend: Mit Seifriedsberger, Pinkelnig und der bereits zurückgetretenen Sara Marita Kramer verliert Österreich drei absolute Stützen. "Wir verlieren für die kommende Saison natürlich drei wichtige Stützen", bestätigt Cheftrainer Thomas Diethart die dramatische Lage.
Neuer Kapitän im Sturm
Thomas Diethart übernahm bereits im April das Ruder von Bernhard Metzler. Der 33-jährige Ex-Vierschanzen-Tournee-Sieger kennt die Athletinnen bestens – doch seine erste Saison als Cheftrainer wird zum Kraftakt.
"Ich freue mich riesig auf diese Herausforderung", sagte Diethart bei seinem Amtsantritt. Damals konnte er nicht ahnen, dass aus der Feinjustierung eines Erfolgsteams eine komplette Neuformierung wird.
ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher setzt auf Dietharts "besonnene, ruhige Art". Genau diese Eigenschaften braucht das Team jetzt dringend.
Lisa Eder als neue Hoffnungsträgerin
Die zweite Reihe rückt ins Rampenlicht. Lisa Eder, Sechste im Gesamtweltcup der Vorsaison, wird zur neuen Leaderin aufsteigen müssen. Julia Mühlbacher und Chiara Kreuzer tragen plötzlich Hauptverantwortung.
Besonders die erst 18-jährige Meghann Wadsak aus dem B-Kader bekommt ihre Chance früher als geplant. Der Nachwuchs wartet bereits: Elisa Deubler, Magdalena Dobler und Sara Pokorny – alle zwischen 16 und 18 Jahren – stehen in den Startlöchern.
Aderlass zur Unzeit
Der massive Aderlass ist in der Skisprungszene beispiellos. Während andere Nationen ihre Teams konsolidieren, vollzieht Österreich einen Neustart. Der Verlust an Erfahrung und mentaler Stärke wiegt schwer.
Die Verletzung von Pinkelnig auf der Olympiaschanze sitzt besonders tief. Lisa Eder und Julia Mühlbacher verzichteten daraufhin sogar auf ihren Start in Predazzo – ein Zeichen für die fragile Teamverfassung.
"Wir blicken positiv nach vorne", versucht Florian Liegl, Sportlicher Leiter des ÖSV, Optimismus zu verbreiten. "Wir glauben an das Potenzial unserer Athletinnen und an die Stärke der nächsten Generation."
Wettlauf gegen Olympia
Bis zu den Spielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo läuft die Zeit davon. Jeder Weltcup wird zum wichtigen Test – sportlich und mental.
Medaillen bei Olympia 2026 scheinen nach den jüngsten Ereignissen ambitioniert. Doch der radikale Umbruch bietet langfristig die Chance auf ein neues, hungriges Team. Die kommenden Monate zeigen, wie schnell die "Adlerinnen" aus der Asche wieder aufsteigen können.