Österreichs Ski-Asse trainieren in Chile

Während Europa den Spätsommer genießt, sammeln Österreichs Ski-Stars in den chilenischen Anden wertvolle Pistenkilometer. Das intensive Trainingslager bereitet die ÖSV-Athleten optimal auf die kommende Weltcup-Saison vor.
Chile wird zur Schneeoase für Europas Elite
Die unsichere Schneelage auf europäischen Gletschern macht Chile für den Österreichischen Skiverband alternativlos. In Valle Nevado und La Parva herrschen auf bis zu 3.670 Metern Höhe perfekte Winterbedingungen.
"Unsere Damen und Herren finden hier optimale Verhältnisse vor", bestätigt Damen-Cheftrainer Roland Assinger. Die Kombination aus großer Höhe, trockener Luft und vielen Sonnentagen minimiert wetterbedingte Ausfälle. Herren-Cheftrainer Marko Pfeifer schwärmt: "Wir haben gerade im Speedbereich unglaubliche Bedingungen."
Material, Technik, Rennsimulation - der Feinschliff läuft
Wenige Wochen vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden arbeiten die Athleten intensiv an den entscheidenden Details. Vincent Kriechmayr sucht nach einer durchwachsenen Vorsaison die perfekte Materialabstimmung für hohe Geschwindigkeiten.
Manuel Feller kämpft nach Materialproblemen um sein Comeback. Der Technik-Spezialist nutzt das Training ohne Wettkampfdruck, um technische Feinheiten zu verbessern und neues Selbstvertrauen zu tanken.
Eine Million Euro für die logistische Mammutaufgabe
Rund 100 Personen - Athleten, Trainer, Physiotherapeuten und Serviceleute - reisen für das Camp nach Südamerika. Dazu kommen 17 bis 20 Tonnen Gepäck: unzählige Skier, Schuhe, Bindungen und professionelle Fitnessgeräte.
Die Kosten von über einer Million Euro betrachtet der Verband als alternativlos. Auch andere Ski-Nationen wie die Schweiz, Frankreich und die USA verlegen ihre Vorbereitung regelmäßig auf die Südhalbkugel.
Nachwuchstalent Joshua Sturm sorgt für Furore
Besonders beeindruckend zeigt sich der 24-jährige Techniker Joshua Sturm. Bei den Rennen des Südamerika-Cups in Cerro Castor gewann der Tiroler innerhalb von 24 Stunden sowohl Riesenslalom als auch Slalom.
Diese Siege verschaffen Sturm wertvolle FIS-Punkte und damit bessere Startnummern für kommende Weltcup-Rennen. Seine Erfolge unterstreichen die große Leistungsdichte im ÖSV-Team und schüren die Olympia-Hoffnungen.
Klimawandel treibt den globalen Wettlauf um Schnee an
Die jährliche Migration der Ski-Elite nach Südamerika ist eine direkte Folge des Klimawandels. Schmelzende Gletscher in den Alpen erschweren qualitativ hochwertiges Schneetraining im europäischen Sommer zunehmend.
Das "Sammeln von Schneetagen" wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Nationen, die diese Investition tätigen, sichern sich einen wichtigen Vorteil beim Materialtesting und der technischen Automatisierung - lange bevor der erste Schnee in Europa fällt.
Nach der Rückkehr aus den Anden folgt der letzte Feinschliff auf heimischen Gletschern. Ende Oktober startet dann die Weltcup-Saison traditionell mit den Riesenslaloms in Sölden. Die harte Arbeit in Chile soll sich dort in ersten Ergebnissen zeigen - als Grundlage für einen erfolgreichen Olympia-Winter in Norditalien.