Der österreichische Gewerbeimmobilienmarkt durchläuft eine radikale Transformation. Während nachhaltige Top-Objekte weiter an Wert gewinnen, geraten ältere Bestandsimmobilien massiv unter Druck.

Die alte Branchenweisheit "Lage, Lage, Lage" reicht nicht mehr aus. Heute entscheidet vor allem die ESG-Zertifizierung über Erfolg oder Misserfolg einer Immobilie.

Grüne Assets trotzen dem Trend

In Wien steigen die Spitzenmieten für ESG-konforme Büros auf bis zu 24,50 Euro pro Quadratmeter - ein Plus von sieben Prozent. Die Leerstandsquote liegt bei nur 4,22 Prozent, einer der niedrigsten Werte in Europa.

Ganz anders sieht es bei älteren Gebäuden aus. Ohne Investitionen in Energieeffizienz verlieren sie dramatisch an Wert. Experten sprechen bereits von "Stranded Assets" - gestrandeten Vermögenswerten.

Die Preisschere zwischen beiden Segmenten wird sich weiter öffnen. Wer nicht saniert, riskiert massive Wertverluste.

ESG wird zur harten Währung

Nachhaltigkeitszertifikate sind längst kein Nice-to-have mehr. Die EU-Taxonomie-Verordnung zwingt Investoren, Banken und Mieter zum Umdenken.

Zertifizierte Flächen erzielen rund zehn Prozent höhere Mieten. BREEAM oder ÖGNI-Siegel werden für institutionelle Käufer zum Standard.

Unternehmen reduzieren zwar ihre Büroflächen, legen aber größten Wert auf nachhaltige Standorte. Der Kampf um Talente macht erstklassige Arbeitsumgebungen unverzichtbar.

Logistik und Büro unter Anpassungsdruck

Der Logistikmarkt orientiert sich nach der Bau-Euphorie neu. Moderne "Big-Box"-Objekte in strategischen Lagen bleiben bei internationalen Investoren begehrt.

Im Bürosektor fehlen Großabschlüsse. Das erste Halbjahr 2025 brachte eine verhaltene Vermietungsleistung in Wien. Der Trend: weniger Fläche, aber mehr Qualität.

Sanieren oder untergehen

Die Kombination aus gestiegenen Finanzierungskosten und strengeren Nachhaltigkeitsanforderungen verändert die Risikobewertung fundamental. Investoren agieren vorsichtiger und datengetriebener.

Eigentümer stehen vor der Entscheidung: Entweder teure Sanierungen stemmen oder erhebliche Wertabschläge akzeptieren. Trotzdem schätzen 87 Prozent der Marktteilnehmer Österreich als attraktiven Immobilienstandort ein.

Der Neubau bremst sich ein

Hohe Baukosten und restriktive Widmungen verlangsamen neue Projekte. Das macht moderne Flächen knapp und treibt die Preise weiter nach oben.

Für Investoren bedeutet das: Sorgfältige Objektprüfung wird überlebenswichtig. Der Fokus liegt auf dem Wertsteigerungspotenzial durch gezielte Modernisierung.

Die Botschaft ist klar - wer seine Immobilie nicht zukunftsfit macht, wird vom Markt abgehängt.