Österreichs Bauwirtschaft: Holzboom trotz Wohnungskrise
Österreichs Baubranche erlebt eine paradoxe Entwicklung: Während der Wohnungsneubau historische Tiefstände erreicht, boomt der Holzbau. Ein Zwei-Milliarden-Euro-Paket der Regierung soll die Trendwende beschleunigen.
Nach schwierigen Jahren zeigt sich in der heimischen Bauindustrie vorsichtiger Optimismus. Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostiziert für dieses Jahr eine Stabilisierung und für 2026 sogar deutlicheres Wachstum der Bauinvestitionen.
Die Realität ist jedoch gespalten: Tiefbau und Sanierungssektor ziehen an, während der Wohnungsneubau in einer beispiellosen Krise steckt. Gleichzeitig etabliert sich Holzbau als nachhaltiger Zukunftsmarkt.
Tiefbau und Sanierung stützen die Konjunktur
Der Tiefbau profitiert massiv von öffentlichen Infrastruktur-Investitionen. Auch der Sanierungsmarkt gewinnt an Fahrt - angesichts hoher Energiekosten und des großen Bestands älterer Gebäude investieren Eigentümer verstärkt in thermische Modernisierung.
Die jüngste Umfrage der Österreichischen Nationalbank (OeNB) bestätigt den Trend: Die Nachfrage nach Firmen- und Wohnbaukrediten zieht wieder an. Branchenexperten sehen erste positive Signale besonders beim Bau von Einfamilienhäusern.
Dramatischer Einbruch bei Wohnungsgenehmigungen
Der Wohnungsneubau durchlebt seine schwerste Krise. Gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und strenge Kreditrichtlinien haben die Bautätigkeit ausgebremst.
Die Zahlen sind alarmierend: 2024 wurden laut Statistik Austria nur 32.100 Wohnungen in neuen Gebäuden bewilligt - rund 40.000 weniger als im Rekordjahr 2017. Das WIFO erwartet für 2025 bestenfalls Stagnation, erst 2026 soll leichtes Wachstum von 1,5 Prozent folgen.
Regierungsantwort: Ein umfassendes Wohn- und Baupaket mit zwei Milliarden Euro Volumen soll gegensteuern - mit steuerlichen Anreizen, Förderungen für leistbaren Wohnraum und Zinszuschüssen.
Holzbau als europäischer Vorreiter
Während andere Bereiche schwächeln, erlebt der Holzbau einen beispiellosen Boom. Österreich nimmt europaweit eine Führungsrolle ein - sichtbar in Großprojekten wie dem LeopoldQuartier in Wien, einem der größten Holz-Hybridbauprojekte Europas.
Die Zahlen der "Holzbauoffensive" sprechen für sich:
* 194 geförderte Projekte seit 2021
* 28 Millionen Euro Fördervolumen
* 70.000 Tonnen eingespartes CO₂
Warum Holzbau boomt: Jeder Kubikmeter verbautes Holz bindet langfristig eine Tonne CO₂. Zusätzlich überzeugen kurze Bauzeiten durch Vorfertigung und positives Raumklima.
Trendwende in Sicht?
Die Stabilisierung der Baukosten macht Hoffnung - sie steigen laut Statistik Austria nur noch moderat. Experten erwarten für 2026 eine spürbare Erholung, wenn sinkende Zinsen und das Regierungspaket ihre volle Wirkung entfalten.
Der Sanierungssektor dürfte weiter zulegen, getrieben durch Energieeffizienz-Vorgaben. Der Holzbau wird seinen Marktanteil ausbauen und sich auch im mehrgeschossigen Wohnbau etablieren.
Die größte Herausforderung bleibt: Wie schnell kann ausreichend leistbarer Wohnraum geschaffen werden, um die dramatische Knappheit zu beheben?








