Nach Jahren des Abschwungs zeigt Österreichs Bau- und Immobilienwirtschaft erste deutliche Erholungssignale. Staatliche Konjunkturpakete und sinkende Zinsen lassen die Branche vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken.

Baubarometer: Erstmals wieder grüne Zahlen

Das Stimmungsbarometer der Baubranche dreht nach oben. Eine Umfrage unter mehr als 1.060 Unternehmen aus dem Bauhaupt- und Baunebengewerbe zeigt: 29 Prozent bewerten ihre Lage mittlerweile als verbessert – ein deutlicher Sprung gegenüber den katastrophalen 47 Prozent Pessimisten zu Jahresbeginn 2024.

Die Auftragslage stabilisiert sich ebenfalls. Zwei Drittel der befragten Betriebe berichten von gleichbleibenden oder besseren Auftragseingängen. Das erste statistisch fundierte Signal, dass der Branchenpessimismus einer realistischeren Einschätzung weicht.

Immobilienpreise steigen wieder

Der Immobilienmarkt sendet parallele Signale. Nach monatelanger Stagnation zogen die Preise für Häuser und Wohnungen im ersten Halbjahr 2025 um 2,8 Prozent an. Neubauten verteuerten sich sogar um 3,6 Prozent.

Was treibt die Preise? Gesunkene Leitzinsen, gestiegene Nettoeinkommen und die Aussicht auf gelockerte Kreditrichtlinien kurbeln die Nachfrage an. Auch Investoren kehren zurück: 87 Prozent der Marktteilnehmer schätzen Österreich als attraktiven Immobilienstandort ein – nach nur 61 Prozent im Vorjahr.

Zwei-Milliarden-Paket als Konjunkturmotor

Die Regierung setzt gezielt Impulse. Das Wohn- und Baupaket im Volumen von rund zwei Milliarden Euro soll die Baukonjunktur ankurbeln:

  • Staatlich geförderte Wohnbaudarlehen mit maximal 1,5 % Zinsen
  • Kreditvolumen bis zu 200.000 Euro
  • Wegfall der Grundbuch- und Pfandrechtsgebühren für Erstkäufer

Parallel dazu senkt die EZB weiter die Leitzinsen. Experten erwarten für 2025 weitere schrittweise Zinssenkungen, was Immobilienkredite günstiger macht.

Herausforderungen bleiben bestehen

Die Erholung ist noch fragil. Der Wohnungsneubau leidet weiterhin unter den Folgen der Baukostensteigerungen. Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl fertiggestellter Wohnungen noch bis 2026 sinken wird.

Das verschärft die Wohnungsknappheit in Ballungszentren wie Wien. Die strengen Kreditvergaberichtlinien der Vergangenheit wirken noch nach.

Ausblick: Wendepunkt in Sicht?

Die führenden Wirtschaftsinstitute WIFO und IHS haben ihre Konjunkturprognosen bereits nach oben revidiert. Statt einer dritten Rezession erwarten sie nun Stagnation oder leichtes Wachstum.

Der volle Effekt des staatlichen Wohnbaupakets entfaltet sich voraussichtlich erst 2026. Sollte sich die positive Stimmung verfestigen, könnte dies den endgültigen Wendepunkt für eine nachhaltige Erholung markieren.

Entscheidend bleibt die EZB-Geldpolitik und die Entwicklung der privaten Nachfrage. Doch die Signale zeigen klar: Die Talsohle scheint durchschritten.