Österreichs Baubranche kollabiert: 19 Pleiten täglich

Die österreichische Baubranche erlebt eine historische Krisenwelle. Mit 3.491 Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2025 – ein Plus von sechs Prozent – rutschen täglich 19 Unternehmen in die Insolvenz.
Allein diese Woche meldeten mehrere Baufirmen Konkurs an, darunter die PG1 Bau- und Immobilienmanagement GmbH und die HB-Bau GmbH. Diese Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs einer Branche im freien Fall.
Großpleiten dominieren die Statistik
Besonders dramatisch: 35 von 45 Großinsolvenzen mit Schulden über zehn Millionen Euro entfallen auf Immobilienunternehmen. Das entspricht 78 Prozent aller Megapleiten – ein Rekordwert, der die systemische Krise verdeutlicht.
Die Baubranche führt konstant die Insolvenzstatistiken an und treibt neben Handel und Gastronomie die Pleitezahlen nach oben. Im zweiten Quartal verzeichnete das Baugewerbe allein 265 Insolvenzen.
Der "toxische Mix" lähmt die Branche
Experten sprechen von einem perfekten Sturm aus mehreren Krisenfaktoren:
- Explorierende Finanzierungskosten durch die Zinspolitik der EZB
- Baukosten gestiegen um 23 Prozent seit 2020
- Verschärfte Kreditrichtlinien (KIM-Verordnung) erschweren Finanzierungen
- Österreich im dritten Rezessionsjahr in Folge
- Schwächelnde deutsche Nachfrage belastet Auftragslage
Bei zwei Dritteln der Pleiten spielen zusätzlich Managementfehler eine Rolle, so der KSV1870.
Baugenehmigungen brechen um 50 Prozent ein
Die Krise zeigt sich nicht nur in Pleiten, sondern auch im Baugeschehen selbst. Die Baugenehmigungen sind seit dem Boomjahr 2021 um fast die Hälfte eingebrochen – der niedrigste Stand seit 2010.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut prognostiziert einen Rückgang der fertiggestellten Wohnungen um 25 Prozent bis 2026. Bei wachsender Bevölkerung droht Österreich ein empfindlicher Wohnungsmangel, der die Mietpreise weiter anheizt.
Anzeige: Während die Baubranche strauchelt und vielerorts die Mieten steigen, zählt für Vermieter vor allem Rechtssicherheit. Der kostenlose Mietspiegel-Report 2025 liefert Vergleichsmieten für deutsche Städte und Formulierungen, damit Mieterhöhungen nicht an Formalien scheitern. In 5 Minuten wissen Sie, was wirklich zulässig ist – kompakt als PDF. Jetzt kostenlosen Mietspiegel-Report 2025 herunterladen
Wien trifft es besonders hart: Private Bauträger fahren ihre Aktivitäten massiv zurück, was die angespannte Wohnungssituation in der Hauptstadt verschärft.
Marktbereinigung mit weitreichenden Folgen
Diese Insolvenzwelle ist mehr als eine Konjunkturdelle – sie markiert das Ende eines Geschäftsmodells. Jahrelang profitierte die Branche von Nullzinsen und hoher Nachfrage. Diese Zeit ist vorbei.
Die Krise erfasst nicht nur Großprojektentwickler, sondern zunehmend kleine Handwerksbetriebe als Subunternehmer. Die Folgen: Tausende gefährdete Arbeitsplätze, Milliardenverluste bei Banken und eine drohende Wohnungsknappheit in den Städten.
Keine Trendwende in Sicht
Der KSV1870 rechnet für 2025 mit bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen. Eine baldige Erholung ist nicht absehbar – auch das WIFO sieht für die Bauwirtschaft 2025 eine negative Entwicklung.
Die leichte EZB-Zinssenkung im März könnte etwas Entlastung bringen. Doch ohne wirtschaftspolitische Impulse und stabile Nachfrage bleibt der Druck auf Österreichs Baubranche auch 2026 enorm hoch.