Österreich zahlt 4,4 Milliarden an EU

Österreich überweist deutlich mehr Geld nach Brüssel. Der Bruttobeitrag steigt von 3,3 Milliarden Euro 2024 auf prognostizierte 4,4 Milliarden Euro 2026. Gleichzeitig fließen aber auch mehr EU-Mittel zurück in die Alpenrepublik - vor allem für Landwirtschaft und Forschung.
Aktuelle Zahlen einer parlamentarischen Anfragebeantwortung zeigen: Die Finanzströme zwischen Wien und der EU wachsen rasant. Für 2025 rechnet der parlamentarische Budgetdienst mit einem österreichischen Beitrag von rund 3,5 Milliarden Euro.
Die Rückflüsse sollen ebenfalls steigen - auf 3,9 Milliarden Euro 2025 und 2,1 Milliarden Euro 2026. Trotzdem bleibt Österreich Nettozahler: Das Land zahlt mehr ein, als es zurückbekommt.
Landwirtschaft kassiert am meisten
Der größte Brocken der EU-Rückflüsse landet traditionell bei den Bauern. 2024 erhielt die österreichische Landwirtschaft über eine Milliarde Euro aus zwei EU-Töpfen:
- 701 Millionen Euro aus dem Garantiefonds (EGFL) für Direktzahlungen
- 518 Millionen Euro aus dem Landwirtschaftsfonds (ELER) für ländliche Entwicklung
Die Forschung folgt auf Platz zwei: 312 Millionen Euro flossen 2024 aus dem EU-Programm "Horizont Europa" nach Österreich. Viele Förderungen zahlt Brüssel aber direkt an die Empfänger aus - diese Beträge tauchen nicht im Bundeshaushalt auf.
Corona-Fonds bringt Extra-Milliarden
Sonderfall Corona-Wiederaufbaufonds: Seit 2021 kassierte Österreich über eine Milliarde Euro aus dem schuldenfinanzierten "NextGenerationEU"-Topf. Allein 2023 flossen 884 Millionen Euro, 2024 weitere 194 Millionen Euro.
Das Problem: Die Rückzahlung beginnt 2028. Der Rechnungshof warnt bereits, dass Österreich am Ende mehr tilgen muss, als es erhalten hat.
Nettozahler-Debatte wird schärfer
Österreich gehört zu den neun EU-Nettozahlern - neben Deutschland und Frankreich. Der Nettosaldo lag 2021 bis 2023 bei minus 0,29 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Die anderen 18 Mitgliedstaaten sind Nettoempfänger.
Kritiker sprechen vom "finanziellen Aderlass" und fordern niedrigere Beiträge. Wirtschaftsexperten warnen vor Kurzschlüssen: Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO beziffert die Vorteile der EU-Mitgliedschaft auf deutlich mehr als die Nettobeiträge kosten.
Ein "Öxit" würde Österreich laut WIFO 24 bis 47 Milliarden Euro jährlich kosten - ein Vielfaches der aktuellen Nettobeiträge.
Harter Kampf um EU-Budget 2028
Die steigenden Kosten verschärfen die Verhandlungen um den nächsten EU-Finanzrahmen 2028 bis 2034. Österreich will wie andere Nettozahler Budgetdisziplin durchsetzen.
Streitpunkt Nummer eins: Die Tilgung der Corona-Schulden. Die EU-Kommission plant, jährlich 24 Milliarden Euro aus dem gemeinsamen Haushalt dafür zu verwenden. Für Österreich bedeutet das eine zusätzliche Belastung von 640 Millionen Euro pro Jahr.
Wie diese Rechnung aufgeht, entscheidet sich in den kommenden Monaten.