Der österreichische Immobilienmarkt dreht wieder auf: Nach einem schwachen 2024 kletterten die Wohnungspreise im ersten Halbjahr 2025 um 2,8 Prozent. Das Problem: Die Bautätigkeit bricht gleichzeitig auf den tiefsten Stand seit über einem Jahrzehnt ein.

Die widersprüchlichen Signale sind eindeutig. Während immer weniger neue Wohnungen entstehen, steigt die Nachfrage drastisch. Laut Statistik Austria kosteten Neubauten bereits 3,6 Prozent mehr, bestehende Immobilien 2,6 Prozent. Diese Trendwende nach den Preisrückgängen von 2024 stellt Käufer wie Politik vor neue Herausforderungen.

Nachfrage explodiert: Kredite um 54 Prozent gestiegen

Drei Faktoren befeuern den Boom: Planbarere Zinsen nach den EZB-Senkungen, kräftige Lohnabschlüsse und die Aussicht auf gelockerte Kreditrichtlinien. Das Ergebnis ist spektakulär - Suchanfragen für Eigentumswohnungen sprangen um 22 Prozent hoch, für Häuser um 8 Prozent.

Am deutlichsten zeigt sich die Wiederbelebung beim Kreditvolumen: Neue Wohnbaukredite schossen um 54 Prozent nach oben. Das Vertrauen der Käufer ist zurück.

Baukollaps verschärft Wohnungsnot

Während die Nachfrage anzieht, bricht das Angebot weg. 2024 wurden nur 32.100 neue Wohnungen genehmigt - ein Minus von 8,5 Prozent und der niedrigste Wert seit 2010. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 72.500 Genehmigungen.

Die Zahlen sind alarmierend:
* Hohe Material- und Lohnkosten machen Projekte unrentabel
* Viele Bauträger verschieben oder streichen Vorhaben
* Bevölkerung wächst, aber Wohnungen werden immer weniger

"In den kommenden Jahren ist mit einem deutlichen Rückgang neuer Wohnungen zu rechnen", warnt Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas.

Regierung greift ein: Mietpreisbremse kommt

Die Politik reagiert auf die angespannte Lage. Ab Januar 2026 gilt ein umfassendes "Mietpaket für leistbares Wohnen" mit strengeren Regeln:

  • Mietpreisbremse: Auch für bisher unregulierten Markt
  • Jährliche Erhöhungen: Nur noch einmal pro Jahr erlaubt
  • Inflationsschutz: Bei über 3 Prozent Teuerung nur halbe Weitergabe an Mieter
  • Längere Befristung: Mindestmietdauer steigt von drei auf fünf Jahre

Vizekanzler Andreas Babler will die "Mietpreisspirale durchbrechen".

Preise steigen weiter - besonders ab 2026

Für 2025 erwarten Experten noch moderate Anstiege. Die wahren Auswirkungen der Baukrise zeigen sich erst später: Ab 2026 könnten die Preise wieder um rund 3 Prozent jährlich klettern, wenn die Angebotslücke größer wird.

Das West-Ost-Gefälle bleibt bestehen. Tirol, Salzburg und Vorarlberg sind weiterhin am teuersten, das Burgenland am erschwinglichsten. Selbst in Wien stiegen die Preise trotz moderater 0,8 Prozent wieder an.

Die neue Wohnbauoffensive der Regierung wird frühestens zwischen Herbst 2026 und Frühjahr 2027 spürbare Effekte zeigen. Bis dahin verschärft sich das Ungleichgewicht zwischen steigender Nachfrage und schwindendem Angebot kontinuierlich.