Österreich: Wohnungsnot spitzt sich dramatisch zu

Österreichs Großstädte steuern auf eine Verschärfung der Wohnungskrise zu. Eine drastische Neubauflaute trifft auf ungebrochen hohe Nachfrage - mit fatalen Folgen für Mieter und Käufer.
Die Zahlen sind alarmierend: Während die Bevölkerung weiter wächst, brechen die Fertigstellungen neuer Wohnungen dramatisch ein. Besonders Wien steht vor einem Kollaps der Wohnraumversorgung. Der Bedarf ist fast doppelt so hoch wie die geplanten Neubauten.
Baubranche im freien Fall
Die Statistik Austria belegt den Absturz mit harten Zahlen. 2024 sanken die Baugenehmigungen für Wohnungen auf den tiefsten Stand seit 2010. Trotz leichter Erholung im ersten Quartal 2025 bleibt der Trend negativ.
Wien trifft es besonders hart: Für 2026 erwarten Experten einen Rückgang auf unter 8.000 neue Wohneinheiten. Das bedeutet eine dramatische Verknappung auf dem Mietmarkt.
Die Folge? Ein Wandel vom Käufer- zum Verkäufermarkt. Wohnungssuchende haben kaum noch Verhandlungsspielraum.
Perfekter Sturm aus Kostendruck und Bürokratie
Mehrere Faktoren verstärken die Krise gleichzeitig:
- Explodierende Baukosten durch teure Materialien und höhere Löhne
- Gestiegene Finanzierungszinsen machen Projekte unrentabel
- Rekordhohe Grundstückspreise in urbanen Zentren
- Langwierige Genehmigungsverfahren verzögern Bauprojekte
Selbst das Auslaufen der strengen KIM-Verordnung Ende Juni brachte keine Wende. Banken halten an nachhaltiger Kreditvergabe fest.
Mieten erreichen Rekordniveau
Die direkteste Auswirkung spüren Mieter bereits jetzt. In Wien kletterten die Mieten für frei finanzierte Wohnungen auf über 20 Euro pro Quadratmeter. Da neue Mietwohnungen fehlen und die Nachfrage durch Zuzug steigt, geht dieser Trend weiter.
Die Branche schlägt Alarm: Ohne politische Maßnahmen droht eine soziale Krise. Leistbares Wohnen sei ein fundamentaler Baustein für gesellschaftliche Stabilität.
Entspannung frühestens 2026
Der Ausblick bleibt düster. Experten erwarten eine weitere Verschärfung der Knappheit in den Ballungszentren. Eine echte Trendwende bei den Fertigstellungen wird frühestens 2026 erwartet - wenn überhaupt.
Für Wohnungssuchende bedeutet das: Der Wettbewerb bleibt hart, die Preise hoch. Immobilienkäufer sollten nicht auf sinkende Preise hoffen. Gut erhaltene Bestandsimmobilien rücken verstärkt in den Fokus.
Die Wohnungsfrage entwickelt sich zur drängendsten wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderung Österreichs.