Die österreichische Immobilienbranche steuert auf eine Katastrophe zu. Während die Nachfrage nach Wohnraum wieder anzieht, bricht das Angebot völlig ein. Die Fertigstellung neuer Wohnungen könnte bis 2026 um fast 68 Prozent einbrechen – ein historischer Tiefstand.

Für Millionen von Österreichern wird leistbares Wohnen zur Utopie. In Wien, Graz und Salzburg beginnt bereits jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit, bevor die Preise vollends explodieren.

Dramatischer Einbruch: Von 77.000 auf 25.000 Wohnungen

Die Zahlen sind erschreckend: 2022 wurden noch 77.346 Wohnungen fertiggestellt – ein Rekordwert seit über 40 Jahren. Bis 2026 werden es voraussichtlich nur noch 25.000 Einheiten pro Jahr sein.

Der Erste österreichische Neubaubericht der Wirtschaftskammer und des Instituts Exploreal zeichnet ein düsteres Bild. Besonders Wien trifft es hart: Die Fertigstellungen brechen um ein Drittel ein.

"Die fertiggestellten Wohneinheiten sinken bis 2026 im Vergleich zu 2022 um 40 Prozent. Das ist dramatisch", warnt Herwig Pernsteiner vom Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen. Seine Schätzung basiert noch auf niedrigeren Annahmen als die aktuellen Prognosen.

Der Grund: Die stark gesunkenen Baubewilligungen der Vorjahre wirken sich jetzt mit zwei bis drei Jahren Verzögerung aus. Was nicht genehmigt wurde, kann heute nicht gebaut werden.

Die toxische Mischung: Zinsen, Kosten, Bürokratie

Warum kollabiert der Wohnungsneubau so dramatisch? Eine perfekte Kombination mehrerer Faktoren:

Explodierende Baukosten: Zwischen 2010 und 2023 stiegen sie um 47 Prozent. Selbst bei schwächelnder Nachfrage bleiben Neubauten teuer.

Zinsschock: Obwohl die EZB die Leitzinsen leicht senkte, erschweren die Finanzierungsbedingungen weiterhin Bauprojekte und Käufe.

Restriktive Kreditvergabe: Die KIM-Verordnung dämpfte die Käufernachfrage zusätzlich und machte viele Projekte unrentabel.

Das Ergebnis: Bauinvestitionen brechen ein. Erst 2025 könnte wieder ein marginales Plus erreicht werden.

Preisexplosion in den Städten

Nach einer kurzen Verschnaufpause ziehen die Immobilienpreise seit Anfang 2025 wieder an. In Wien kostet der Quadratmeter Neubau bereits 7.156 Euro – Tendenz steigend.

Die Mieten für neue Wohnungen erreichen Rekordwerte, während das Angebot kontinuierlich schrumpft. Experten sprechen von einem klaren Verkäufermarkt.

"Wer zu lange auf fallende Preise wartet, könnte leer ausgehen", warnt Bauträger Markus Bauer. In Ballungsräumen übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem.

Baubranche in der Krise

Die Folgen sind bereits brutale Realität: Die Bauwirtschaft befindet sich seit 2021 in der Rezession. Insolvenzen häufen sich, die Arbeitslosigkeit im Bausektor steigt.

Gerald Gollenz von der Wirtschaftskammer warnt vor dem "Zusammenbruch des frei finanzierten Immobilienbereichs". Die gesamte Branche hängt am seidenen Faden stabiler Finanzierungsbedingungen.

Kein Ende der Krise in Sicht

Eine schnelle Besserung? Fehlanzeige. Die niedrigen Fertigstellungszahlen von 2025 und 2026 werden den Wohnraummangel auf Jahre zementieren.

Ab 2027 oder 2028 rechnen Experten mit einer leichten Erholung – auf sehr niedrigem Niveau. Für Wohnungssuchende bedeutet das:

  • Weiter steigende Preise in gefragten Lagen
  • Schwindende Auswahl bei Neubauten
  • Anhaltender Druck auf den gesamten Mietmarkt

Ohne neue Fördermodelle und weniger Bürokratie bleibt leistbares Wohnen für viele Österreicher ein Traum.