Österreich: Wohlstandsgefälle spaltet das Land

Die regionalen Wirtschaftsunterschiede in Österreich verschärfen sich dramatisch. Aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen ein gravierendes West-Ost-Gefälle, das die Politik unter enormen Handlungsdruck setzt.
Salzburg führt mit 63.700 Euro Bruttoinlandsprodukt pro Kopf die Rangliste an, während das Burgenland mit nur 36.500 Euro abgeschlagen am Ende steht. Wien folgt mit 59.500 Euro auf Platz zwei. Kärnten und die Steiermark liegen ebenfalls unter dem österreichischen Durchschnitt.
Die Ursachen sind strukturell: Der Westen profitiert von starken Dienstleistungssektoren und Tourismus, während Ost und Süd auf traditionelle Industrie und Landwirtschaft setzen. Die Rezession 2024 traf industrielle Regionen wie Oberösterreich und Niederösterreich besonders hart.
EU-Milliarden gegen die Spaltung
Brüssel schickt Verstärkung: Österreich erhält 1,3 Milliarden Euro EU-Kohäsionsfonds für 2021 bis 2027. Das Geld fließt gezielt in Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung schwächerer Regionen.
Die nationalen Programme ergänzen diese Offensive:
* LEADER-Programm für ländliche Entwicklung
* Investitionsförderungen für Landwirtschaft
* Ortskern-Stärkungsinitiativen
Doch Experten warnen vor "Gießkannen-Förderung". Stattdessen fordern sie "Smart Specialisation" – die gezielte Stärkung regionaler Stärkefelder.
Arbeitsmarkt im Ungleichgewicht
Das Problem zeigt sich besonders drastisch bei der Beschäftigung. Während der Westen über Arbeitskräftemangel klagt, herrscht im Osten hohe Sockelarbeitslosigkeit. Neue Jobs entstehen dort, wo bereits Vollbeschäftigung herrscht.
Wirtschaftsforscher des IHS prognostizieren nur verhaltenes Wachstum für Gesamtösterreich. Das erhöht den Druck, die eingesetzten Millionen effizienter zu nutzen.
Wird die Kluft größer?
Die jüngsten Krisen – von Corona über die Energiekrise bis zur Rezession – haben die Unterschiede weiter verschärft. Hohe Lohnstückkosten und teure Energie schwächen besonders die Industrie in strukturschwachen Bundesländern.
Die entscheidende Frage: Reichen finanzielle Anreize aus? Experten fordern strukturelle Reformen in Bildung und Arbeitsmarktpolitik. Nur so könne der Übergang zu einer wissensbasierten, digitalen Wirtschaft in allen Regionen gelingen.
WIFO und IHS erwarten eine langsame Erholung ab 2025. Ob die Milliarden-Offensive die Spaltung stoppt, entscheidet sich in den kommenden Monaten.