Österreich: Wirtschaft stagniert bei 7% Arbeitslosigkeit

Österreichs Wirtschaft tritt nach zwei Rezessionsjahren auf der Stelle. Führende Institute prognostizieren für 2025 nur noch 0,3 Prozent Wachstum - im EU-Vergleich ein Tiefstand. Gleichzeitig klettert die Arbeitslosigkeit den 30. Monat in Folge nach oben und erreicht 7,0 Prozent.
Die Stagnation trifft das Land zur denkbar schlechtesten Zeit. Das Budgetdefizit überschreitet mit 4,54 Prozent des BIP deutlich die EU-Grenze und löst ein Defizitverfahren aus. Die Staatsschulden erreichen mit 412,3 Milliarden Euro einen Rekordstand.
Konjunkturmotor Deutschland schwächelt - Industrie leidet
Die exportorientierte österreichische Industrie bekommt die schwächelnde deutsche Konjunktur voll zu spüren. Als wichtigster Handelspartner bremst Deutschland die heimische Wirtschaft aus. Hinzu kommen rückläufige Investitionen und zögerlicher privater Konsum, der durch die hohe Teuerung an Kaufkraft verliert.
Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt zeigt sich besonders besorgt um die Industrie. Neben konjunkturellen Problemen kämpft sie mit strukturellen Herausforderungen durch globale Handelskonflikte. Die längste Rezession der Zweiten Republik hat tiefe Spuren hinterlassen.
375.000 Menschen ohne Job - AMS warnt vor Belastungsgrenze
Ende September waren 375.120 Menschen beim AMS als arbeitslos oder in Schulung gemeldet. Die Quote von 7,0 Prozent bedeutet einen Anstieg um 0,4 Prozentpunkte zum Vorjahr. Besonders alarmierend: Der September markiert den 30. Monat in Folge steigender Arbeitslosigkeit.
AMS-Vorstand Johannes Kopf beobachtet die Entwicklung "quer durch alle großen Branchen" und Bundesländer. Er warnt: Immer mehr Betriebe erreichen ihre Belastungsgrenze und können Personal nicht mehr für bessere Zeiten halten. Jüngste Stellenabbau-Meldungen bei Lenzing oder Unimarkt-Schließungen unterstreichen diese Entwicklung.
Staatsfinanzen unter EU-Aufsicht
Das Budgetdefizit wird 2025 voraussichtlich 4,54 Prozent des BIP erreichen - deutlich über der Maastricht-Grenze von drei Prozent. Brüssel hat bereits ein offizielles Defizitverfahren eingeleitet, das den haushaltspolitischen Spielraum der Regierung massiv einschränkt.
Die Staatsschulden durchbrechen erstmals die 400-Milliarden-Grenze und erreichen eine Schuldenquote von 82,3 Prozent des BIP. Haupttreiber sind steigende Ausgaben für:
- Pensionen und Pflege
- Gehälter im öffentlichen Dienst
- Soziale Transferleistungen
Ohne tiefgreifende Strukturreformen könnte die Schuldenquote bis 2029 auf über 90 Prozent ansteigen, warnt der Fiskalrat.
Inflation bleibt hartnäckig über EU-Schnitt
Während sich die Teuerung im Euroraum dem Zwei-Prozent-Ziel nähert, liegt sie in Österreich bei 4,0 Prozent. Die Nationalbank prognostiziert für das Gesamtjahr sogar 3,5 Prozent - unter anderem wegen auslaufender staatlicher Energiehilfen.
Diese überdurchschnittliche Inflation schmälert die Realeinkommen, bremst den Konsum und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. WIFO-Experten sehen die Ursache in stärkeren Lohn-Preis-Effekten und einem höheren Anteil indexierter Mieten und Dienstleistungen.
2026: Verhaltene Hoffnung auf Trendwende
Für das kommende Jahr erwarten Institute eine leichte Belebung mit 0,8 bis 1,1 Prozent Wachstum. Die Hoffnung stützt sich auf eine erwartete Erholung der Inlandsnachfrage und Impulse durch EZB-Zinssenkungen.
Doch die Herausforderungen bleiben: Die Exportwirtschaft dürfte weiterhin unter dem schwachen globalen Umfeld leiden. Die Inflation wird auch 2026 und 2027 über dem Euroraum-Schnitt bleiben. Am Arbeitsmarkt ist nur eine langsame Entspannung zu erwarten - während die Regierung unter EU-Aufsicht einen strikten Sparkurs fahren muss.