Das österreichische Bundesheer hat den Wechsel von Microsoft Office zu LibreOffice abgeschlossen. Rund 16.000 Arbeitsplätze wurden in einem der größten Open-Source-Projekte europäischer Streitkräfte umgestellt. Digitale Unabhängigkeit, nicht Kosteneinsparung, war der entscheidende Beweggrund.

Die Migration wurde diesen Monat finalisiert und könnte Signalwirkung für weitere öffentliche Einrichtungen in Europa haben. Während die Umstellung jährlich etwa 5,5 Millionen Euro an Lizenzgebühren spart, stand strategische Kontrolle über kritische Dateninfrastrukturen im Vordergrund.

Souveränität vor Sparen

"Es war sehr wichtig für uns zu zeigen, dass wir dies primär zur Stärkung unserer digitalen Souveränität tun", erklärte Michael Hillebrand vom Direktorat 6, das für Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Cyber-Verteidigung zuständig ist. Das Militär wollte sicherstellen, dass Daten ausschließlich intern verarbeitet werden.

Der Wechsel weg von Microsofts zunehmend cloud-zentriertem Modell begann bereits 2020 mit einer Risikoanalyse externer Cloud-Dienste. Die wachsende Sorge europäischer Regierungen über die Abhängigkeit von amerikanischen Tech-Konzernen bei sensiblen Operationen trieb die Entscheidung voran.

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Schrittweise Transformation mit Investitionen

Das Projekt lief über mehrere Jahre gestreckt ab: 2021 fiel die formale Entscheidung, 2022 konnten Mitarbeiter freiwillig zu LibreOffice wechseln, 2023 beschleunigte sich der Prozess durch spezialisierte Schulungen und maßgeschneiderte Anpassungen.

Besonders bemerkenswert: Österreich investierte aktiv in die Weiterentwicklung von LibreOffice. Neue Features wie verbesserte Pivot-Tabellen und erweiterte Präsentationsfunktionen flossen zurück in das globale Open-Source-Projekt. Alle Microsoft Office 2016-Installationen werden nun endgültig von den Militärsystemen entfernt.

Europäischer Trend zur Tech-Unabhängigkeit

Österreich steht nicht allein da. Schleswig-Holstein stellt seine Verwaltung auf Linux und LibreOffice um, Dänemark und die französische Stadt Lyon planen ähnliche Schritte. Der Digital Austria Act von 2023 und eine Open-Source-Arbeitsgruppe seit 2022 unterstreichen die nationale Strategie gegen Vendor-Lock-in.

Die EU-weite Betonung digitaler Souveränität als Kernziel macht solche Projekte politisch attraktiv. Das österreichische Militär positioniert sich damit an der Spitze einer kritischen europäischen Bewegung.

Blaupause für den öffentlichen Sektor

Mit der erfolgreichen Umsetzung hat das Bundesheer bewiesen: Auch große, komplexe Organisationen können zu Open-Source-Alternativen wechseln. LibreOffice ist nun Standard für die überwiegende Mehrheit der Nutzer, nur bei hochspezialisierten Anforderungen gibt es noch begrenzte Microsoft-Module auf Anfrage.

Das Projekt dürfte weitere österreichische Behörden und internationale Partner ermutigen. Wer digitale Unabhängigkeit ernst nimmt, findet in Wien ein erfolgreiches Vorbild.