Österreich-Team: Rangnick warnt vor Nachwuchs-Notstand

Teamchef Ralf Rangnick schlägt Alarm. Der deutsche Coach sieht den österreichischen Fußball vor einem massiven Problem: Zu wenig heimische Top-Talente, zu viele alternde Stars. Seine öffentliche Kritik am schwächelnden Nachwuchs hat eine heiße Debatte entfacht.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Marko Arnautović (36), David Alaba (33), Marcel Sabitzer (31) – die tragenden Säulen des Teams haben längst die 30 überschritten. Während diese "goldene Generation" noch glänzt, tickt die Uhr bereits. Die WM 2026 dürfte für viele das letzte große Turnier werden.
Europa-Fiasko als Weckruf
Ende August platzte Rangnick der Kragen. Das komplette Scheitern österreichischer Klubs in den europäischen Qualifikationen bezeichnete er als "Warnsignal". Seine Diagnose: Zu wenige Österreicher in den Startelfern der Topvereine.
Der Vergleich mit anderen Nationen schmerzt. Während in Belgien oder Norwegen heimische Spieler das Rückgrat der Liga bilden, kämpfen österreichische Talente oft um Einsatzzeiten. Rangnicks Botschaft war unmissverständlich: So geht es nicht weiter.
Verjüngungskur läuft bereits
Trotz aller Kritik arbeitet der 67-Jährige längst am Umbruch. Seit seinem Amtsantritt 2022 verhalf er bereits 18 Spielern zum Nationalteam-Debüt. Patrick Wimmer, Alexander Prass, Romano Schmid – sie alle gehören mittlerweile zum Stammpersonal.
Die jüngste Berufung des 19-jährigen Rapid-Stürmers Nikolaus Wurmbrand unterstreicht Rangnicks Mut zur Jugend. Nach Samson Baidoo und Yusuf Demir ist Wurmbrand erst der dritte Teenager dieses Jahrzehnts im ÖFB-Dress – ein Zeichen für die bisherige Zurückhaltung bei Nachwuchstalenten.
Diese Talente sollen es richten
Die Hoffnungsträger stehen bereit. Leopold Querfeld (21) hat sich bei Union Berlin zum Abwehrchef gemausert und seinen Marktwert vervielfacht. Der Salzburger gilt als Alaba-Nachfolger in der Innenverteidigung.
Im Angriff setzt Rangnick auf Thierno Ballo (23). Der Wolfsberg-Flitzer überzeugt mit Tempo und Torgefahr. Auch Yusuf Demir (22) steht weiter im Fokus – trotz Entwicklungsstillstand beim einst als "Jahrhunderttalent" gefeierten Ex-Barcelona-Profi.
Systemkritik mit Ansage
Rangnicks Rundumschlag zielt tiefer. Seine Kritik am Nachwuchsmangel ist ein strategischer Weckruf an Vereine und Akademien. Die Abhängigkeit von Legionären in der Bundesliga bremst heimische Talente aus.
Andere Nationen haben ähnliche Umbrüche gemeistert. Deutschland brauchte Jahre nach dem WM-Titel 2014 für die Verjüngung. Österreich steht vor der gleichen Herausforderung – nur mit weniger Zeit.
WM-Quali wird zum Gradmesser
Die kommenden Monate entscheiden über Rangnicks Strategie. Kann er die richtige Balance zwischen Erfahrung und Jugend finden? Die WM-Qualifikation wird zum Prüfstein für seine Verjüngungspläne.
Die zentrale Frage bleibt: Produziert der österreichische Fußball genug internationale Klasse, um Ikonen wie den Rekord-jäger Arnautović (41 Länderspieltore) zu ersetzen? Rangnicks Warnung ist mehr als Momentkritik – es geht um die Zukunft des gesamten Systems.