Die neue Bundesregierung setzt auf den Klimaschutz: Mit einer umfassenden Sanierungsoffensive will sie die CO2-Emissionen im Gebäudesektor drastisch senken. Deutlich erhöhte Förderungen und neue Anreize sollen Österreich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 näherbringen.

Der Gebäudesektor ist für einen erheblichen Teil des nationalen Energieverbrauchs verantwortlich. Die angekündigten Maßnahmen schaffen neue Rahmenbedingungen für private Haushalte, die Bauwirtschaft und institutionelle Anleger. Experten begrüßen den Fokus auf thermische Sanierung, fordern aber eine rasche Umsetzung.

Sanierungsbonus steigt auf bis zu 35 Prozent

Das Herzstück des Regierungsprogramms: Der bekannte Sanierungsbonus für Private wird finanziell deutlich aufgestockt. Für umfassende thermische Sanierungen mit deutlicher Verbesserung der Energieeffizienzklasse gibt es künftig Zuschüsse von bis zu 35 Prozent der förderfähigen Kosten.

Besonders gefördert werden:
* Austausch von Fenstern und Außentüren
* Dämmung von Fassaden, Dächern und Kellerdecken
* Projekte mit Niedrigstenergie- oder Passivhaus-Standard

Zusätzlich plant die Regierung steuerliche Begünstigungen und zinsgünstige Kredite. Einkommensschwache Haushalte können beim Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme eine Kostenübernahme von bis zu 100 Prozent erhalten.

Öl- und Gasheizungen vor dem Aus

Der Abschied von fossilen Heizsystemen wird beschleunigt. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) soll einen klaren Zeitplan für den Austausch alter Öl- und Gasheizungen vorgeben. Die Förderungen für Wärmepumpen, Biomasseanlagen oder Fernwärme-Anschlüsse werden massiv ausgebaut.

Ziel ist die Reduzierung der Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen und die Stärkung heimischer Wertschöpfung. Energiegemeinschaften sollen die dezentrale Energieerzeugung fördern und Bürgern sowie Betrieben ermöglichen, selbst erzeugte erneuerbare Energie lokal zu nutzen.

Digitaler One-Stop-Shop gegen Bürokratie

Bisher scheiterten viele Sanierungsvorhaben an bürokratischen Hürden. Die neue Regierung reagiert mit einer umfassenden Verwaltungsreform: Ein zentraler digitaler "One-Stop-Shop" bündelt alle Förderanträge und beschleunigt die Verfahren.

Eine neu einzurichtende "Förder-Taskforce" evaluiert bestehende Programme und stimmt die Förderinstrumente von Bund und Ländern besser ab. Die Regel bleibt: Förderanträge müssen vor Baubeginn gestellt werden.

Immobilienmarkt vor Umbruch

Die Sanierungsoffensive verändert den österreichischen Immobilienmarkt grundlegend. Die Energieeffizienzklasse wird zum entscheidenden Preisfaktor. Immobilien mit schlechten Energiekennzahlen verzeichnen bereits jetzt deutliche Preisabschläge, während energieeffiziente Gebäude an Wert gewinnen.

Für Eigentümer unsanierter Objekte wächst der Investitionsdruck, um Wertverluste zu vermeiden. Gleichzeitig entstehen erhebliche Geschäftschancen für die Bau- und Handwerksbranche. Die Nachfrage nach Sanierungsleistungen und erneuerbaren Heizsystemen wird stark ansteigen.

Umsetzung startet 2026

Die parlamentarische Beschlussfassung der entsprechenden Gesetze steht in den kommenden Monaten an. Die neuen, erhöhten Förderungen sollen ab Anfang 2026 verfügbar sein. Der Erfolg hängt von einer schnellen, bürgernahen und unbürokratischen Umsetzung ab.

Das Programm fügt sich in die EU-Ziele des "Green Deal" und der überarbeiteten Gebäuderichtlinie ein. Diese fordern eine schrittweise Renovierung des Gebäudebestands bis zur Klimaneutralität 2050. Für Österreich bedeutet das: Eine Jahrhundertaufgabe wird nun mit Nachdruck angegangen.