Österreich startet neue Afrika-Strategie

Die Regierung verkündete heute eine umfassende Initiative für den afrikanischen Kontinent. Bis 2027 sollen die Wirtschaftsbeziehungen ausgebaut, Migrationsfragen angegangen und neue Sicherheitspartnerschaften etabliert werden.
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) präsentierten nach dem Ministerrat die Grundpfeiler der Initiative. Die Strategie reagiert auf Afrikas wachsendes Wirtschaftspotenzial und begegnet dem steigenden Einfluss Chinas und Russlands auf dem Kontinent.
Afrika als "Chancenkontinent" entdeckt
Meinl-Reisinger bezeichnete Afrika als "Chancenkontinent" mit einem geschätzten Wirtschaftspotenzial von drei Billionen Euro. Das aktuelle Exportvolumen von 2,2 Milliarden Euro soll kurzfristig verdoppelt werden.
Hattmannsdorfer nannte die verstärkte Kooperation eine "wirtschaftspolitische Notwendigkeit". Österreichische Unternehmen können vor allem in Zukunftsbranchen punkten:
- Erneuerbare Energien
- Infrastrukturprojekte
- Umwelttechnologie
- Digitalisierung
Bereits heute sind OMV, Verbund und voestalpine auf dem Kontinent aktiv. Ein zentrales Ziel: resiliente Lieferketten für kritische Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und seltene Erden aufbauen. "Wenn wir unabhängig werden wollen, insbesondere von China, muss es uns gelingen, eigene, resiliente Lieferketten aufzubauen", erklärte der Wirtschaftsminister.
Geopolitisches Vakuum verhindern
Die Initiative ist eine direkte Antwort auf veränderte geopolitische Realitäten. China dominiert bereits als Afrikas größter Handelspartner, während Russland seine militärische Präsenz ausbaut.
Meinl-Reisinger warnte: "Es ist nicht in unserem Interesse als Österreich oder Europa, dass andere, fremde Mächte, die nicht unsere Wertehaltung haben, dort derartig Fuß fassen." Wo Europa keine Präsenz zeige, entstehe ein Vakuum für andere Mächte.
Migration und Sicherheit im Fokus
Neben der Wirtschaft stehen Sicherheit und Migration im Zentrum. Die Regierung plant:
- Intensivierte Terrorismus-Bekämpfung
- Effizientere Rückführungen
- Ausbau der Schutzkapazitäten in Herkunftsländern
- Legale Wege für qualifizierte Zuwanderung gegen Fachkräftemangel
Die Beteiligung an internationalen Friedensmissionen soll die Stabilisierungsbemühungen unterstreichen.
Konkreter Fahrplan bis 2027
Ein "Afrika-Beauftragter" wird die Umsetzung koordinieren. Das fertige Konzept geht 2026 ans Parlament, die vollständige Implementierung ist für 2027 geplant.
SPÖ-Staatssekretärin Michaela Schmidt betonte: Die Strategie sei kein "Sozialprojekt", sondern eine "politische Notwendigkeit", die beiden Seiten nütze.
Enormes Wachstumspotenzial
Die Zahlen verdeutlichen den Nachholbedarf: Österreichs Warenhandel mit Subsahara-Afrika belief sich 2024 auf nur 2,17 Milliarden Euro - lediglich 0,57 Prozent des gesamten Handelsvolumens.
Analysten sehen in der Neuausrichtung eine überfällige Reaktion auf Chinas aggressive Wirtschaftsdiplomatie. Der Erfolg hängt davon ab, ob konkrete Projekte entstehen, die Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Regierung ihre ambitionierten Pläne mit Leben füllt. Die Ernennung des Afrika-Beauftragten wird der erste wichtige Schritt sein.