Die Bundesregierung schnürt ein Rekordpaket für klimafreundliche Heizsysteme und Gebäudesanierung. Bis 2030 fließen jährlich 360 Millionen Euro in den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig präsentierte am Freitag die "Sanierungsoffensive Neu" - das größte österreichische Förderprogramm für nachhaltiges Bauen. Die Initiative soll über 30.000 Heizungswechsel pro Jahr ermöglichen und 8.800 "Green Jobs" schaffen.

Förderquote sinkt auf 30 Prozent - mehr Projekte profitieren

Eine entscheidende Änderung: Die maximale Förderhöhe wurde von 75 auf 30 Prozent der Kosten reduziert. "Die Zeiten überhöhter Klimaförderungen sind vorbei", erklärte Minister Totschnig. Statt wenige Projekte sehr hoch zu fördern, sollen mehr Haushalte und Betriebe moderate Unterstützung erhalten.

Das Programm gliedert sich in zwei Bereiche:
- Kesseltausch: Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme
- Sanierungsbonus: Thermische Sanierung von Gebäuden älter als 15 Jahre

Die Registrierung startet Mitte November 2025. Kesseltausch-Maßnahmen werden rückwirkend ab 3. Oktober anerkannt.

Wien setzt auf Expressverfahren und kostenlose Beratung

Die Hauptstadt ergänzt die Bundesförderung mit eigenen Maßnahmen. Das Herzstück: die kostenlose Sanierungsberatung "Hauskunft" des wohnfonds_wien. Seit 2020 führte sie 18.000 Beratungen durch und stieß 1.500 Sanierungsprojekte an.

Für häufige Einzelmaßnahmen wie Heizungstausch oder Dämmung gibt es nun ein Expressverfahren. Die neue Bauordnung-Novelle vereinfacht zusätzlich:
- Erdwärmesonden-Verfahren
- Photovoltaik-Pflicht auf Neubauten
- Fassaden- und Dachbegrünung

Klimaaktiv-Standard als Qualitätsmerkmal etabliert

Über 1.900 österreichische Gebäude tragen bereits das klimaaktiv-Gütesiegel. Wien führt die Bundesländer bei zertifizierten Flächen an. Der Standard wird zunehmend zum entscheidenden Kriterium bei Immobilienbewertungen und -finanzierungen.

Kreislaufwirtschaft: Nächster Schritt nach Energieeffizienz

Wien hat 2025 zum "Jahr der Kreislaufwirtschaft" ausgerufen. Mit Initiativen wie "VIE.CYCLE" und dem "Urban Living Lab Zirkuläres Bauen" soll die Wiederverwertung von Baustoffen vorangetrieben werden. Ein digitaler "Zirkularitätsfaktor" macht die Nachhaltigkeit von Bauprojekten messbar.

Die Regierung rechnet mit einer regionalen Wertschöpfung von über 1,4 Milliarden Euro jährlich. Experten erwarten hohe Nachfrage nach Programmstart im November - besonders da sich Bundes- und Landesförderungen weiterhin kombinieren lassen.