Österreich: Staatsschulden erreichen Rekord von 412 Milliarden Euro

Österreichs Schuldenberg wächst unaufhörlich. Die Staatsverschuldung kletterte im ersten Halbjahr 2025 auf über 412 Milliarden Euro – ein neuer Negativrekord. Das entspricht rund 45.000 Euro pro Einwohner.
Das Budgetdefizit liegt mit 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weit über den EU-Vorgaben von drei Prozent. Die Folge: Brüssel hat bereits ein Defizitverfahren eingeleitet.
Ausgaben steigen schneller als Einnahmen
Die Zahlen von Statistik Austria zeichnen ein düsteres Bild. Allein in sechs Monaten wuchs der Schuldenberg um 17,5 Milliarden Euro. Die Schuldenquote schnellte von 79,9 auf 82,3 Prozent des BIP hoch.
Der Grund: Die Staatsausgaben steigen deutlich schneller als die Einnahmen. Während die Einnahmen um 3,2 Prozent zulegten, kletterten die Ausgaben um 4,1 Prozent.
Besonders belasten:
* Höhere Sozialleistungen durch automatische Anpassungen
* Gestiegene Löhne im öffentlichen Dienst
* Zinsausgaben stiegen um 15,5 Prozent
Krisenfolgen treiben Kosten in die Höhe
Corona-Pandemie, Energiekrise, hohe Inflation – die Nachwirkungen fordern ihren Tribut. Staatliche Hilfspakete und Unterstützungsmaßnahmen haben eine Ausgabendynamik ausgelöst, die durch Steuereinnahmen nicht mehr gedeckt wird.
Verschärfend kommt hinzu: Die österreichische Wirtschaft durchlebt eine der längsten Schwächephasen seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach zwei Rezessionsjahren wird für 2025 nur Stagnation erwartet.
EU-Defizitverfahren bereits eingeleitet
Brüssel hat die Reißleine gezogen. Im Juli startete die EU-Kommission offiziell ein Defizitverfahren gegen Österreich. Die Regierung reagierte mit einem Sparpaket von 6,4 Milliarden Euro für 2025 und weiteren 8,7 Milliarden für 2026.
Doch Experten bleiben skeptisch. Der Fiskalrat prognostiziert trotz Sparbemühungen hohe Defizite von 4,4 Prozent (2025) und 4,1 Prozent (2026) des BIP.
Österreich im EU-Vergleich abgeschlagen
Der europäische Vergleich fällt ernüchternd aus. Während die EU im Schnitt 2024 ein Defizit von 3,2 Prozent verzeichnete, lag Österreich bei 4,7 Prozent.
Länder wie Dänemark oder Schweden mit vergleichbarer Wirtschaftsstruktur weisen eine wesentlich geringere Staatsverschuldung auf. WIFO-Experten fordern eine "ernsthafte, ambitionierte Sanierung".
Düstere Aussichten für 2026
Die Prognosen verheißen nichts Gutes. Der Fiskalrat erwartet für 2026 einen historischen Höchststand der Schuldenquote von 86,1 Prozent des BIP.
Das schwache Wirtschaftswachstum von prognostizierten 1,2 Prozent macht die Konsolidierung noch schwieriger. Steigende Zinsausgaben verschärfen das Problem zusätzlich.
Alle neuen Regierungsvorhaben stehen unter strengem Budgetvorbehalt – ein Zeichen dafür, wie eng der finanzielle Spielraum geworden ist.