Österreich: Regierung knickt bei Lkw-Maut ein

Die österreichische Bundesregierung lenkt bei der geplanten Mauterhöhung für 2026 ein. Nach wochenlangen Protesten der Transportbranche verzichtet Wien auf die ursprünglich geplante drastische Erhöhung - behält aber die Klimakomponente bei.
Kompromiss statt Inflationshammer
Der Deal im Detail: Die Regierung setzt die jährliche Inflationsanpassung für den Infrastrukturanteil der Maut aus. Gleichzeitig werden die CO2-Kosten stärker gewichtet - ein klarer Lenkungseffekt Richtung saubere Fahrzeuge.
Mobilitätsminister Peter Hanke verspricht "mehr Kostenwahrheit im Straßenverkehr". Das Ziel von 42 Millionen Euro zusätzlichen Budgeteinnahmen bleibt bestehen, nur der Weg dorthin ändert sich.
Die Transport-Lobby hatte vor einem "Inflationshammer" gewarnt. In den letzten zwei Jahren war die Maut bereits um 21 Prozent gestiegen - eine weitere drastische Erhöhung hätte die ohnehin gebeutelten Spediteure hart getroffen.
Lkw-Blockade zwang Politik zum Handeln
Widerstand mit Erfolg: Anfang September rollten über 60 Lkw zum Verkehrsministerium in Wien. Die koordinierte Protestaktion des Güterbeförderungsverbands machte Druck - und zeigte Wirkung.
Branchenvertreter Markus Fischer hatte der Regierung vorgeworfen, ihre eigenen Inflationsbekämpfungsziele zu torpedieren. Österreichs Mautkosten gehören bereits zu den höchsten in Europa - ein echter Standortnachteil.
Die Protestfahrt brachte das Thema in die Schlagzeilen und zwang die Politik zum Umdenken. Minister Hanke räumte später ein, eine Einigung wäre auch ohne die Blockade möglich gewesen.
Branche atmet auf - Opposition bleibt skeptisch
Geteilte Reaktionen: Die Transportwirtschaft begrüßt den Kompromiss als "dringend benötigte Atempause". Nach monatelanger Unsicherheit haben Spediteure wieder etwas Planungssicherheit.
Doch die FPÖ hakt nach: Wie hoch wird die Maut 2026 tatsächlich? Das Verkehrsministerium schweigt noch zu konkreten Zahlen. Die Opposition fürchtet versteckte Kostenfallen.
Für E-Lkw soll es künftig bessere Förderungen geben - ein Zugeständnis an die Branche beim teuren Umstieg auf saubere Antriebe.
Der große Balanceakt geht weiter
Warum der Streit symptomatisch ist: Österreich kämpft mit dem ewigen Dilemma zwischen Klimaschutz und Wirtschaftsstandort. Hohe Mautkosten treiben Spediteure ins Ausland, niedrige Preise blockieren die Verkehrswende.
Die Kompromisslösung zeigt: Organisierter Widerstand kann Politik zum Umdenken zwingen. Doch das Grundproblem bleibt - wie finanziert man Infrastruktur und Klimaschutz, ohne die Wirtschaft abzuwürgen?
In den kommenden Wochen folgen die konkreten Zahlen. Dann zeigt sich, ob der Kompromiss hält oder nur der nächste Streit vorbereitet wird. Die Pkw-Vignette bleibt übrigens von der ganzen Diskussion unberührt.