Die österreichische Baubranche kämpft mit einem hausgemachten Problem: neun verschiedene Bauordnungen verteuern Projekte und verzögern den dringend benötigten Wohnbau. Während die Bundesregierung Milliarden für leistbares Wohnen mobilisiert, offenbart die Umsetzung die tiefen Gräben des Föderalismus.

Flickenteppich statt Standards

Das Problem liegt in der Verfassung: Bauen ist Ländersache. Jedes Bundesland hat seine eigenen Vorschriften für Abstandsflächen, Bauhöhen und Genehmigungsverfahren.

Für Bauträger bedeutet das erheblichen Mehraufwand. Jedes Projekt muss an die lokalen Vorschriften angepasst werden - das treibt Planungskosten in die Höhe und verhindert standardisierte Bauweisen. Besonders hart trifft es überregionale Unternehmen, die mit neun verschiedenen Regelwerken jonglieren müssen.

OIB-Richtlinien: Halbherzige Lösung

Die OIB-Richtlinien sollten für mehr Einheitlichkeit sorgen. Das Österreichische Institut für Bautechnik hat technische Standards für Brandschutz, Energieeinsparung und mechanische Festigkeit entwickelt. Die Länder haben sich grundsätzlich zur Übernahme bekannt.

Doch der Teufel steckt im Detail: Die Bundesländer können weiterhin Abweichungen zulassen, solange sie ein "gleichwertiges Schutzniveau" nachweisen. Diese Flexibilität untergräbt den angestrebten einheitlichen Standard.

Wohnbaupaket als Stresstest

Das Wohnbaupaket 2024 der Bundesregierung zeigt die föderale Komplexität in Reinstform. Über zwei Milliarden Euro sollen Neubau und Sanierung ankurbeln - von wegfallenden Grundbuchgebühren bis zu Förderungen für thermische Sanierungen.

Das Ergebnis: Ein Flickenteppich der Umsetzung. Während die Steiermark als Vorreiter gilt, zeigen sich andere Länder abwartend. Bauträger und private Bauherren bleiben in der Unsicherheit zurück.

Druck auf die Politik wächst

Die Ineffizienzen werden in Zeiten schwacher Baukonjunktur zum Wettbewerbsnachteil. Serielles und modulares Bauen - eigentlich ein Kostensenkungshebel - wird durch die Regelvielfalt ausgebremst.

Branchenexperten fordern eine Reform, die über technische Harmonisierung hinausgeht. Vereinfachte Genehmigungsverfahren und einheitliche Standards könnten Innovationen beschleunigen und Kosten senken.

Reform bleibt Zukunftsmusik

Eine bundesweite Bauordnung würde eine Verfassungsänderung mit Zweidrittelmehrheit erfordern. Politisch kaum umsetzbar in naher Zukunft.

Wahrscheinlicher ist der Weg der kleinen Schritte: stärkere Verbindlichkeit der OIB-Richtlinien und bessere Abstimmung zwischen den Ländern. Der Marktdruck für schnelle und kostengünstige Wohnraumlösungen wird dabei der entscheidende Treiber sein.

Die Frage bleibt: Reicht dieser Druck aus, um die föderalen Hürden zu überwinden?