Die Geringfügigkeitsgrenze steigt auf 551 Euro, doch für Arbeitslose wird der Zuverdienst drastisch eingeschränkt. Österreich reagiert damit auf EU-Spardruck und Fachkräftemangel.

Während Pensionisten weiterhin unbegrenzt hinzuverdienen können, müssen sich Arbeitslosengeld-Bezieher auf drastische Änderungen einstellen. Die Regierung nimmt den Sparkurs ernst – das zeigen die neuen Regelungen, die bereits 2025 beginnen und 2026 voll greifen.

Geringfügigkeitsgrenze steigt – aber nur für ein Jahr

551,10 Euro dürfen Geringfügige ab sofort monatlich verdienen, ohne Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Das sind rund 30 Euro mehr als bisher. Parallel steigt die Höchstbeitragsgrundlage auf 6.450 Euro monatlich – Besserverdiener zahlen dadurch mehr in die Sozialkassen ein.

Die Erhöhung der Geringfügigkeitsgrenze gilt jedoch nur für 2025. Ab 2026 wird sie eingefroren – eine direkte Sparmaßnahme der Regierung.

Zuverdienst: Pensionisten profitieren, Arbeitslose verlieren

Pensionisten haben weiterhin freie Fahrt: Wer eine reguläre Alterspension bezieht, kann unbegrenzt dazuverdienen. Bis Ende 2025 gilt sogar eine Sonderregelung mit reduzierten Pensionsbeiträgen für Zuverdienst bis zur doppelten Geringfügigkeitsgrenze.

Frühpensionisten müssen aufpassen: Bei Korridor- oder Schwerarbeitspension führt jeder Zuverdienst über 551 Euro zum kompletten Pensionsverlust für den jeweiligen Monat.

Arbeitslose: Zuverdienst wird drastisch eingeschränkt

Der große Einschnitt kommt 2026: Arbeitslosengeld- und Notstandshilfe-Bezieher können dann nicht mehr anrechnungsfrei dazuverdienen. Die bisherige Grenze von 551 Euro fällt komplett weg.

Ausnahmen gibt es nur für:
- Ältere Arbeitnehmer
- Gesundheitlich Beeinträchtigte
- Langzeitarbeitslose

Das Ziel ist klar: Die Regierung will mehr Menschen in Vollzeitjobs bringen statt in geringfügige Nebentätigkeiten.

Neue Teilpension soll Übergang erleichtern

Ab 2026 kommt ein neues Modell: Die Teilpension soll einen gleitenden Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit reduzieren und gleichzeitig bereits einen Teil ihrer Pension beziehen.

Details stehen noch aus – doch die Idee passt zur Strategie, erfahrene Arbeitskräfte länger im System zu halten.

Fachkräftemangel: Regierung setzt auf Investitionsanreize

Trotz konjunktureller Abkühlung fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Die Regierung reagiert mit einem Konjunkturpaket:

  • Verdoppelung des Investitionsfreibetrags
  • Schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
  • Vereinfachte Zuwanderungsverfahren für Fachkräfte

EU-Spardruck zwingt zum Kurswechsel

Hinter den Reformen steht massiver Druck aus Brüssel: Österreich läuft ein EU-Defizitverfahren und muss bis Mitte Oktober einen detaillierten Sparplan vorlegen. Die Kürzungen beim Arbeitslosengeld-Zuverdienst sind nur der Anfang.

Die Botschaft ist eindeutig: Wer arbeiten kann, soll arbeiten – und zwar in Vollzeit. Der gemütliche Zuverdienst neben staatlichen Leistungen wird zum Auslaufmodell.