Österreichs Wirtschaft stabilisiert sich nach zwei Jahren Rezession. Die führenden Institute WIFO und IHS prognostizieren für 2025 ein minimales Wachstum von 0,3 bis 0,4 Prozent. Doch Experten warnen vor einem "verlorenen Jahrzehnt".

Talsohle durchschritten - echter Aufschwung fehlt

Nach der längsten Rezession der Zweiten Republik sehen die Wirtschaftsforscher vorsichtige Hoffnungszeichen. Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) haben ihre Prognosen für 2025 leicht nach oben korrigiert. Auch der Internationale Währungsfonds rechnet mit einem Plus von 0,3 Prozent.

Die zaghafte Erholung stützt sich hauptsächlich auf den privaten und öffentlichen Konsum. Exportwirtschaft und Investitionen schwächeln weiterhin. Die konjunkturelle Dynamik bleibt weit hinter früheren Aufschwungphasen zurück.

Inflation bremst die Kaufkraft

Ein Bremsklotz für eine kräftigere Erholung ist die hartnäckige Inflation. Für 2025 erwarten beide Institute eine Teuerungsrate von 3,5 Prozent - deutlich über dem Eurozone-Durchschnitt. Die hohe Inflation schmälert die Kaufkraft der Haushalte und könnte die wichtigste Konjunkturstütze schwächen.

"Das Inflationsproblem muss in den Griff bekommen werden", betont IHS-Chef Holger Bonin. Besonders bei Dienstleistungen bleibt die Teuerung hartnäckig hoch.

Strukturprobleme gefährden Wettbewerbsfähigkeit

WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr zeichnet ein düsteres Bild: Österreich droht ein "verlorenes Jahrzehnt". Das reale BIP pro Kopf könnte erst 2030 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen.

Die Gründe sind hausgemacht:
* Hohe Abgabenquote
* Überbordende Bürokratie
* Teure Energie- und Lohnkosten
* Schwache internationale Nachfrage

Die Industriellenvereinigung kritisiert, Österreich habe sich "aus dem Weltwachstum herausgepreist". Zusätzlich belasten die protektionistische US-Handelspolitik und die schwächelnde deutsche Wirtschaft die exportorientierten Unternehmen.

Wirtschaft fordert "Befreiungsschlag"

Angesichts der multiplen Herausforderungen werden die Reformrufe lauter. IV-Präsident Georg Knill verlangt einen "Befreiungsschlag aus Verboten und Reglementierungen" und warnt vor einer "stillen De-Industrialisierung".

Die Wirtschaftskammer drängt auf spürbare Senkungen der Lohnnebenkosten und Bürokratie-Abbau. Die Bundesregierung hat bereits ein Maßnahmenpaket geschnürt - ob es ausreicht, bleibt fraglich.

Ausblick: Beschleunigte Erholung ab 2026?

Für 2026 erwarten die Forscher eine leichte Beschleunigung auf 0,9 bis 1,1 Prozent Wachstum. Diese Erholung wird jedoch unterdurchschnittlich ausfallen und stark von der globalen Konjunktur abhängen.

Entscheidend wird, ob Politik und Wirtschaft eine "breite Reformpartnerschaft" bilden können. Ohne tiefgreifende Strukturreformen droht Österreich im europäischen Vergleich weiter zurückzufallen. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden.