Bundeskanzler Karl Nehammer startet die Offensive gegen Brüssel. Die österreichische Regierung will das geplante Verbot für neue Verbrennungsmotoren ab 2035 kippen und setzt dabei auf E-Fuels als Trumpfkarte.

ÖVP fordert Technologieoffenheit statt Verbotspolitik

Nehammer macht Ernst mit seinem Widerstand. Bei einem Verbrenner-Gipfel im Juni bekräftigte der Kanzler seine Forderung nach Technologieoffenheit und einem klaren "Ja zum Auto". Statt Elektro- gegen Verbrennerantriebe auszuspielen, sollen beide Technologien klimaschonend weiterentwickelt werden.

Wirtschaftsminister Martin Kocher unterstützt den Kurs. Er plädiert für mehr Innovation und weniger Bürokratie, um den Wirtschaftsstandort zu sichern.

E-Fuels als grüne Alternative

Synthetische Kraftstoffe werden zum strategischen Anker der Regierung. E-Fuels ermöglichen CO2-neutralen Betrieb von Verbrennungsmotoren und können mit Ökostrom hergestellt werden.

Die EU-Regelung sieht bereits Ausnahmen für Fahrzeuge vor, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden - ein Erfolg des deutschen Drucks. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte jüngst einen technologieneutralen Ansatz in Aussicht.

Wirtschaft fürchtet um Arbeitsplätze

Die starke österreichische Automobilzulieferindustrie steht im Fokus. Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung warnen: Ein alleiniger Fokus auf Elektromobilität gefährde die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den USA und Asien.

Die Unsicherheit über das Verbrenner-Aus drückt bereits jetzt die Kauflaune der Konsumenten und belastet den Automarkt.

Koalitionsstreit spitzt sich zu

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hält dagegen. Die Grünen-Politikerin beharrt auf dem EU-Kurs: "Die Zukunft des Autos ist elektrisch." Sie fordert Planungssicherheit für die Autoindustrie.

Der Konflikt spiegelt die europäische Debatte wider - Klimaziele gegen industriepolitische Interessen.

Europa spaltet sich beim Verbrenner-Aus

Österreich steht nicht allein da. Deutschland, Italien und Polen melden ebenfalls Bedenken an. EVP-Chef Manfred Weber kündigte sogar "das Aus vom Verbrenner-Aus" und einen entsprechenden Gesetzesvorschlag für den Herbst an.

Die Europawahl 2024 zeigte: Klimaschutzthemen verlieren bei manchen Wählern an Priorität.

Entscheidung fällt 2026

Die geplante Evaluierung des Gesetzes 2026 wird zur Wegmarke für Europas Mobilität. Österreich will gemeinsam mit Verbündeten den Druck auf die EU-Kommission erhöhen.

Streitpunkte werden sein: Gelten E-Fuels als gleichwertige Alternative? Werden die CO2-Flottengrenzwerte gelockert?

Während Umweltorganisationen vor einem klimapolitischen Rückschritt warnen, sehen Befürworter die Chance auf Arbeitsplätze und Innovation. Der Kampf um den Verbrennungsmotor geht in die entscheidende Runde.