Die Teuerung in Österreich gibt keine Ruhe. Die Inflationsrate verharrte im Oktober bei 4,0 Prozent - unverändert zum Vormonat. Während die Eurozone mit 2,1 Prozent dem EZB-Ziel von 2,0 Prozent immer näher kommt, kämpft Österreich weiter mit überdurchschnittlichem Preisdruck.

Die Kluft zu Europa wird immer deutlicher. Österreich zähmt damit zu den Ländern mit der höchsten Teuerung im Währungsraum. Hauptverantwortlich sind anhaltende Preissteigerungen bei Dienstleistungen und ein kräftiger Anstieg der Energiekosten.

Dienstleistungen und Energie treiben Preise

Der Dienstleistungssektor bleibt der stärkste Preistreiber. Mit einem Anstieg von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr dominiert er die Teuerung. Besonders personalintensive Branchen wie Gastronomie und Tourismus heizen die Preise an.

Noch dramatischer entwickeln sich die Energiepreise: Sie schossen um 9,7 Prozent in die Höhe - mehr als im September (8,1 Prozent). Grund: Das Auslaufen staatlicher Hilfsmaßnahmen wie der Strompreisbremse treibt die Strom- und Gaspreise.

Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich um 3,9 Prozent - moderat im Vergleich, aber immer noch spürbar für die Verbraucher.

Warum Österreich anders tickt

Was macht Österreich zum Inflations-Sonderfall? Experten von WIFO und IHS sehen mehrere hausgemachte Faktoren:

  • Dienstleistungsanteil: Der starke Tourismussektor ist lohnkostenintensiv
  • Indexierungen: Mieten und Verträge sind oft an die Inflation gekoppelt - eine Preisspirale
  • Lohnabschlüsse: Vergleichsweise hohe Gehaltserhöhungen wirken preistreibend

Während die EZB-Zinspolitik in anderen Ländern bereits preisdämpfend wirkt, verpufft dieser Effekt in Österreich weitgehend.

EZB bleibt bei der Linie

Die Europäische Zentralbank ließ die Leitzinsen unverändert. Der Einlagensatz bleibt bei 2,0 Prozent. Von der Geldpolitik sind für Österreich keine zusätzlichen Anti-Inflations-Impulse zu erwarten.

Der Fokus richtet sich auf die Herbstlohnrunde. Die Gewerkschaft GPA fordert für 430.000 Handelsangestellte ein Gehaltsplus über der rollierenden Inflation von rund 3 Prozent. Das könnte die Preisdynamik weiter anheizen.

Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Die hartnäckige Teuerung wird zum Wirtschaftsproblem. Während sich die Eurozone stabilisiert, droht Österreich an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. WIFO und IHS prognostizieren für 2025 eine Jahresinflation von 3,5 Prozent - eine deutliche Aufwärtskorrektur.

Die hohen Preise schmälern nicht nur die Kaufkraft der Konsumenten. Auch Unternehmen leiden unter steigenden Energie-, Vorleitungs- und Lohnkosten.

Keine schnelle Entspannung in Sicht

Experten rechnen auch 2026 mit einer Inflation von 2,4 Prozent - über dem EZB-Ziel. Viel hängt von den Lohnverhandlungen ab: Hohe Abschlüsse könnten den Preisdruck im Dienstleistungssektor hochhalten.

Die Regierung steht unter Druck, gezielte Entlastungen zu schaffen, ohne die Inflation weiter anzuheizen. Kurzfristig müssen sich die Österreicher auf spürbare Teuerung einstellen.