Österreich: Immobilienpreise steigen trotz Baukrise

Die österreichischen Immobilienpreise ziehen wieder an. Nach zwei Jahren Rückgang verteuerten sich Häuser und Wohnungen im ersten Halbjahr 2025 um 2,8 Prozent. Gleichzeitig bricht die Bautätigkeit dramatisch ein – ein Paradox mit weitreichenden Folgen.
Käufermarkt erwacht: Nachfrage explodiert um 22 Prozent
Die Trendwende ist eindeutig: Suchanfragen für Eigentumswohnungen schnellten um 22 Prozent nach oben, bei Häusern um 8 Prozent. Besonders teuer wird der Neubau – hier stiegen die Preise um 3,6 Prozent, Bestandsimmobilien um 2,6 Prozent.
Der Grund liegt auf der Hand: Niedrigere Zinsen und gestiegene Reallöhne machen Immobilien wieder erschwinglich. Das zeigt sich auch am Kreditmarkt – das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite explodierte um 54 Prozent.
Historischer Kollaps: Nur 32.100 Wohnungen genehmigt
Während die Käufer zurückkehren, bricht der Neubau zusammen. 2024 wurden nur 32.100 neue Wohnungen bewilligt – der niedrigste Wert seit 2010. Ein Minus von 8,5 Prozent zum Vorjahr. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 72.500 Genehmigungen.
"In den kommenden Jahren ist mit einem deutlichen Rückgang neuer Wohnungen zu rechnen", warnt Statistik Austria-Chef Tobias Thomas. Auch zusätzliche 19.373 Wohnungen durch Umbauten können diesen Einbruch nicht kompensieren.
Kostenfalle stoppt Bauherren
Die Zinswende der EZB hilft Käufern, schadet aber Bauträgern. Hohe Materialkosten und gestiegene Löhne machen Neubauprojekte unrentabel. Viele Vorhaben werden aufgeschoben oder gestrichen.
Die Regierung startete zwar eine Wohnbauoffensive, doch deren Effekte werden erst zwischen Herbst 2026 und Frühjahr 2027 spürbar.
Preisexplosion vorprogrammiert
Diese Marktverzerrung hat Folgen: Steigende Nachfrage trifft auf schwindendes Angebot. Experten rechnen für 2025 noch mit moderaten Preissteigerungen von 0,5 Prozent. Ab 2026 könnten die Raten aber wieder auf 3 Prozent jährlich klettern.
Das West-Ost-Gefälle bleibt bestehen – Tirol, Vorarlberg und Salzburg bleiben deutlich teurer als der Osten Österreichs.
Wer kaufen will, sollte nicht zu lange warten. Die kommenden 12 bis 24 Monate entscheiden, ob die Baukrise zur echten Wohnungsnot wird.