Die österreichische Regierung hat es geschafft: Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes kehren an den Verhandlungstisch zurück. Was bereits beschlossen war – eine Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent für 2026 – steht wieder zur Diskussion.

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) und die younion bestätigten heute ihre Gesprächsbereitschaft. Doch sie ziehen klare rote Linien: Nulllohnrunden sind inakzeptabel.

Regierung dreht Schraube an

Eigentlich war alles klar geregelt. Der Nationalrat hatte beschlossen: Die Gehälter der öffentlich Bediensteten steigen 2026 um 0,3 Prozent über der Inflation – nach aktuellen Prognosen etwa 3,3 Prozent.

Doch dann kamen Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) und Beamtenstaatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) mit einer überraschenden Bitte um Neuverhandlungen. Der Grund: wachsender Spardruck auf die Staatsfinanzen.

Die Drohkulisse der Regierung wirkt: Ohne Einigung drohen Nulllohnrunden für 2027 und 2028.

Gewerkschaften: Gesprächsbereit, aber kampfeslustig

„Nur wer alle Optionen kennt, kann das Bestmögliche herausholen", erklärt GÖD-Chef Eckehard Quin die Verhandlungsbereitschaft. Doch er stellt sofort klar: „Nulllohnrunden sind zutiefst ungerecht und völlig inakzeptabel."

younion-Chef Christian Meidlinger sieht das genauso. Das einseitige Aufkündigen bereits getroffener Vereinbarungen gefährde das Fundament der Sozialpartnerschaft.

Wirtschaftsdruck als Treiber

Die Regierungsinitiative kommt nicht aus dem Nichts. Bereits im Mai plädierte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr für Neuverhandlungen. In der Rezession seien überdurchschnittliche Gehaltserhöhungen im öffentlichen Sektor problematisch.

Finanzminister Marterbauer lobt nun die Gewerkschaftsbereitschaft als wichtigen Beitrag zur Staatssanierung. Staatssekretär Pröll spricht von einem „historischen Schritt".

Was auf dem Spiel steht

Das Wiederaufschnüren eines fixierten Gehaltsabschlusses ist ein Novum in der österreichischen Sozialpartnerschaft. Die Folgen reichen weit über den Beamtensektor hinaus:

  • Zahlreiche andere Kollektivverträge orientieren sich am öffentlichen Dienst
  • Hunderttausende Arbeitnehmer könnten betroffen sein
  • Die Verlässlichkeit von Vereinbarungen steht auf dem Prüfstand

Die Opposition zeigt sich gespalten – NEOS begrüßen den Schritt als verantwortungsvoll.

Der schwierige Kompromiss

Im Raum steht ein komplizierter Deal: geringere Erhöhung 2026 gegen Verzicht auf Nullrunden 2027/2028. Ob dieser Spagat zwischen Budgetsanierung und Kaufkraftschutz gelingt, entscheiden die kommenden Verhandlungswochen.

Die Gewerkschaften gehen "ergebnisoffen" in die Gespräche – aber mit klaren Grenzen. Ein heißer Herbst für Österreichs Sozialpartnerschaft hat begonnen.