Österreich führt Mietpreisbremse ein

Die österreichische Regierung beschließt die größte Mietrechtsreform seit 20 Jahren. Ab 2026 gilt erstmals eine allgemeine Preisbremse auch für den unregulierten Markt - und befristete Verträge werden auf mindestens fünf Jahre verlängert.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Seit 2010 explodierten die Mieten in Österreich um über 70 Prozent, bei privaten Neuvermietungen sogar um 80 Prozent. Im Euroraum stiegen sie nur um 23,5 Prozent. Das neue Mietpaket soll diese Entwicklung stoppen.
Preisbremse greift bei hoher Inflation
Das Herzstück der Reform: Mieten dürfen nur noch einmal jährlich erhöht werden. Steigt die Inflation über drei Prozent, kann nur die Hälfte des darüberliegenden Anteils an Mieter weitergegeben werden.
Ein Beispiel macht das deutlich: Bei sechs Prozent Inflation darf die Miete maximal um 4,5 Prozent steigen. Diese Regelung erfasst erstmals auch den bisher unregulierten Neubaubereich.
Für bereits regulierte Mieten gelten schärfere Übergangsregeln:
- 2026: Maximal ein Prozent Erhöhung
- 2027: Höchstens zwei Prozent
- Ab 2028: Einheitliche Regelung für alle
Schluss mit Drei-Jahres-Verträgen
Befristete Mietverträge müssen künftig mindestens fünf statt drei Jahre laufen. Das soll Planungssicherheit schaffen - denn drei von vier neuen privaten Mietverträgen sind mittlerweile befristet.
"Wer befristet wohnt, kennt das Problem: alle drei Jahre außerordentliche Mieterhöhungen und die bange Frage nach Vertragsverlängerung", erklärt Vizekanzler Andreas Babler die Motivation.
Ausnahme: Private Kleinvermieter mit weniger als fünf Wohnungen bleiben bei der Drei-Jahres-Frist.
Lob und scharfe Kritik
Die Mietervereinigung Österreichs jubelt. Das Paket biete "hunderttausenden Haushalten erstmals mehr Sicherheit", so Präsident Georg Niedermühlbichler.
Die Immobilienwirtschaft läuft Sturm. ÖHGB-Präsident Martin Prunbauer spricht von einem "wirtschaftsfeindlichen Eingriff in Eigentumsrechte". VÖPE-Präsident Andreas Köttl warnt: "Der Inflationsschock ist vorbei. Jetzt wird eine defekte Bremse ausgeliefert."
Kritiker befürchten weniger Investitionen in Neubauten und damit langfristig ein knappes Wohnungsangebot.
Zeitplan steht fest
Das Gesetzespaket läuft noch bis 10. Oktober durch die Begutachtung, dann geht es ins Parlament. Die Reform soll planmäßig Anfang 2026 starten.
Zusätzlich plant die Regierung für 2026 ein Paket zur ökologischen Sanierung von Altbauten. Für hunderttausende Mieter und Vermieter beginnt damit eine neue Ära am österreichischen Wohnungsmarkt.