Österreich muss sparen – und zwar drastisch. Die EU hat ein Defizitverfahren gegen die Alpenrepublik eröffnet, das Haushaltsdefizit liegt deutlich über der erlaubten Grenze. Die Regierung reagiert mit harten Einschnitten, die jeden Bürger treffen werden.

Die heute präsentierten Herbstprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS bestätigen: Österreich steckt tief in der Krise. Nach einer langen Rezessionsphase erwarten Experten für 2025 nur magere 0,3 bis 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig hält sich die Inflation hartnäckig bei 3,5 Prozent.

Defizit weit über EU-Grenze: Brüssel greift durch

Das österreichische Haushaltsdefizit liegt seit Jahren deutlich über der EU-Obergrenze von 3 Prozent des BIP. 2024 erreichte es 4,7 Prozent, für 2025 rechnen Experten mit 4,1 bis 4,5 Prozent. EU-Kommissar Valdis Dombrovskis sprach von einem "klaren Fall für die Eröffnung eines Defizitverfahrens".

Wien muss nun einen verbindlichen Sanierungsplan umsetzen. Ziel: Das Defizit bis 2028 wieder unter die 3-Prozent-Marke drücken. Bei Nichteinhaltung drohen theoretisch finanzielle Sanktionen – auch wenn die EU diesen Schritt bisher nie vollzogen hat.

Schmerzhafte Einschnitte treffen alle Bürger

Die Regierung hat bereits reagiert: Ein Konsolidierungspaket soll 2025 rund 6,4 Milliarden Euro einsparen, 2026 sogar 8,7 Milliarden Euro. Die Maßnahmen treffen praktisch jeden Österreicher:

  • Klimabonus wird komplett gestrichen
  • Klimaticket wird um 200 Euro teurer
  • E-Card-Gebühr steigt von 13,80 auf 25 Euro – auch für Pensionisten
  • Höhere Gerichts- und Bundesgebühren für Reisepässe und andere Dokumente
  • Kürzungen bei Umweltförderungen

Zwei Drittel der Konsolidierung erfolgen über Ausgabenkürzungen, ein Drittel über höhere Einnahmen.

"Verlorenes Jahrzehnt" befürchtet

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr warnte eindringlich: Die 2020er Jahre könnten für Österreich zu einer "verlorenen Dekade" werden. Besonders dramatisch trifft es die Industrie, die seit 2022 fast zehn Prozent ihrer realen Wertschöpfung verloren hat.

Die schwache Konjunktur macht die Budgetsanierung noch schwieriger. Steuereinnahmen wachsen nur langsam, während Sozialausgaben hoch bleiben. Ein Teufelskreis, der die Regierung vor eine Zerreißprobe stellt.

Kritik von allen Seiten: Zu wenig, zu spät?

Experten zweifeln am Regierungskurs. Fiskalrats-Chef Christoph Badelt bezeichnete den Konsolidierungspfad als "nicht ambitioniert" genug. Wirtschaftsverbände fordern stattdessen wachstumsfördernde Maßnahmen und weniger Bürokratie.

Das Dilemma: Ein zu rigider Sparkurs könnte die ohnehin schwächelnde Wirtschaft vollends abwürgen. Doch ohne Konsolidierung droht der Verlust des Vertrauens der Finanzmärkte.

Steiniger Weg bis 2028

Österreich hat jetzt die Qual der Wahl – und wenig Spielraum. Bis 15. Oktober muss die Regierung der EU detaillierte Fortschritte melden, danach folgen halbjährliche Berichte. Die Schuldenquote wird bis 2026 auf knapp 83 Prozent des BIP steigen.

Ob das Defizitverfahren bis 2028 beendet werden kann, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Für unvorhergesehene Krisen oder Entlastungen bleibt kein Spielraum mehr. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Österreich den Balanceakt zwischen Sparzwang und Wachstum meistert.