Österreich: Defizit steigt auf 5,3 Prozent

Das österreichische Budgetdefizit ist im ersten Halbjahr 2025 auf 5,3 Prozent des BIP geklettert. Gleichzeitig korrigierte die Statistik Austria die Wirtschaftsdaten nach oben – die Rezession 2024 fiel milder aus als gedacht.
Die heute veröffentlichten Zahlen zeichnen ein gespaltenes Bild: Während die Staatsfinanzen unter Druck geraten, zeigt die Konjunktur erste Erholungszeichen. Das Finanzierungsdefizit weitete sich auf 13,3 Milliarden Euro aus – im Vorjahr lag die Quote noch bei 4,8 Prozent.
Ausgaben steigen schneller als Einnahmen
Die Staatsausgaben kletterten um 4,1 Prozent auf 136,7 Milliarden Euro. Die Einnahmen wuchsen dagegen nur um 3,2 Prozent auf 123,4 Milliarden Euro.
Hauptkostentreiber sind:
* Monetäre Sozialleistungen
* Gestiegene Löhne im öffentlichen Dienst
* Höhere Personalkosten
Der Budgetvollzug des Bundes weist bereits einen Nettofinanzierungsbedarf von 16,1 Milliarden Euro aus. Das liegt nahe am prognostizierten Gesamtjahresdefizit – obwohl viele Sparmaßnahmen erst in der zweiten Jahreshälfte greifen.
Schuldenstand erreicht 412 Milliarden Euro
Die österreichischen Staatsschulden beliefen sich im ersten Halbjahr auf 412,3 Milliarden Euro. Das entspricht einer Schuldenquote von 82,3 Prozent des BIP – weit über der EU-Obergrenze von 60 Prozent.
Ende 2024 lag die Quote noch bei 81,8 Prozent. Der Bund trägt mit 348,7 Milliarden Euro den größten Anteil der Gesamtverschuldung.
Wirtschaft erholt sich langsam
Doch es gibt auch positive Signale: Die Statistik Austria revidierte die BIP-Daten nach oben. Die Wirtschaft schrumpfte 2024 nur um 0,7 Prozent statt der angenommenen 1,0 Prozent.
Aktuelle Entwicklung:
* Erstes Quartal 2025: +0,2 Prozent (statt -0,5 Prozent)
* Zweites Quartal 2025: +0,3 Prozent Wachstum
Für das Gesamtjahr erwarten Experten dennoch nur eine Stagnation oder minimales Wachstum von 0,1 bis 0,3 Prozent.
EU-Defizitverfahren droht
Die hohen Zahlen bringen die Regierung in Bedrängnis. Die EU-Kommission hat bereits ein Defizitverfahren gegen Österreich empfohlen. Mit einer Ausgabenquote von über 56 Prozent des BIP zählt das Land zu den EU-Spitzenreitern.
Kann die Regierung den Spagat zwischen Sparen und Konjunkturstützung schaffen? Der Herbst wird entscheidend: Dann steht das Budget für 2026 an, und der EU-Rat entscheidet über das Defizitverfahren.
Die Regierung peilt für 2025 ein Defizit von 4,5 Prozent an. Ob das realistisch ist, zeigen die Zahlen des zweiten Halbjahrs.