Österreichs Bauwirtschaft erlebt ihre schwerste Krise seit über einem Jahrzehnt. Die Zahl der Baugenehmigungen stürzte 2024 auf ein Rekordtief - mit dramatischen Folgen für den Wohnungsmarkt.

Nur noch 32.100 Wohnungen in neuen Gebäuden wurden bewilligt, ein Minus von 8,5 Prozent zum Vorjahr. Das ist der niedrigste Stand seit 2010. Verglichen mit dem Rekordjahr 2017 bedeutet das eine Halbierung der Bewilligungen. 40.000 weniger Wohnungen pro Jahr - diese Zahl verdeutlicht das Ausmaß der Krise.

Die Rechnung ist simpel: Bei wachsender Bevölkerung und schrumpfendem Angebot explodieren die Mieten. Was kommt da auf die Österreicher zu?

Fertigstellungen brechen um 25 Prozent ein

Die aktuellen Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs. Während 2023 noch 70.071 Wohnungen fertiggestellt wurden - ein Nachklang der Boomjahre - droht bis 2026 ein Einbruch um 25 Prozent.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO prognostiziert einen Rückgang von 62.300 auf nur noch 46.400 Wohnungen jährlich. Pessimistische Schätzungen sprechen sogar von nur 17.000 Einheiten im Jahr 2026.

Diese Lücke zwischen Fertigstellungen und Bewilligungen kennt man: Zuletzt während der Finanzkrise 2007/2008 klaffte eine ähnliche Schere auf.

Toxischer Mix lähmt den Wohnbau

Was steckt hinter dem Absturz? Ein "toxischer Mix" aus mehreren Faktoren:

Baukosten explodiert: Plus 23 Prozent seit 2020
Zinsen verdreifacht: 3 Prozentpunkte mehr seit Jänner 2021
Kreditrichtlinien verschärft: KIM-Verordnung bremst Finanzierungen
Baurezession: Minus 3,5 Prozent Wertschöpfung 2024

Das Ergebnis: Die Wohnbaukreditnachfrage privater Haushalte brach 2023 um 55 Prozent ein. Private Bauherren, die drei Viertel aller Bewilligungen stellen, können oder wollen nicht mehr bauen.

Wien besonders betroffen

Regional trifft es alle, aber Wien erwischt es am härtesten. Zwar entstanden 2023 dort noch die meisten Wohnungen (15.894), doch bei gleichzeitig starkem Bevölkerungswachstum verschärft sich die Lage dramatisch.

Die Mieten steigen bereits deutlich. Bis 2026 könnte Wien ein Wohnungsdefizit erreichen, das den Mietmarkt vollends überhitzt.

Erholung frühestens 2026

Eine Trendwende? Fehlanzeige. Das WIFO sieht für 2025 bestenfalls eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Nullwachstum statt Aufschwung.

Erst 2026 könnte der Wohnbau wieder leicht wachsen - zu spät für den drohenden Wohnungsmangel. Bis dahin wird bezahlbarer Wohnraum zur Mangelware.

Der Druck auf die Politik wächst: Kreditrichtlinien lockern, Wohnbauinitiativen starten - oder zusehen, wie sich Österreichs Wohnungskrise zur sozialen Zeitbombe entwickelt.