Österreich: 301.421 Arbeitslose entfachen politischen Streit

Die Arbeitslosigkeit in Österreich erreichte im August 301.421 Personen – ein Anstieg um 4,2 Prozent. Die Opposition attackiert die Regierung scharf, während die Koalition auf die schwache Weltkonjunktur verweist.
Mit zusätzlich 65.699 Menschen in Schulungsmaßnahmen sind insgesamt 367.120 Personen ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote kletterte auf 7,0 Prozent. Besonders betroffen: Industrie (+6,7 Prozent) und Handel (+6,9 Prozent).
AMS-Vorständin Petra Draxl sieht "noch keine Trendumkehr am Arbeitsmarkt". Die offenen Stellen sanken gleichzeitig um 12,9 Prozent auf nur noch 80.838.
FPÖ spricht von "Chaos-Truppe"
Die Opposition nutzt die Zahlen für eine Generalabrechnung. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch nennt den Anstieg "eine Zahl des Versagens" und attackiert das "Trio Infernal" aus ÖVP, SPÖ und NEOS.
Belakowitsch kritisiert: "Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von 4,2 Prozent inmitten der sommerlichen Hochsaison ist schlichtweg Versagen." Besonders brisant: Gerade bei über 50-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit um 6,0 Prozent – während die Regierung über höhere Pensionsalter diskutiert.
Die FPÖ macht die Sanktionspolitik und falsche Wirtschaftsentscheidungen verantwortlich. Sie fordert eine radikale Kehrtwende.
Regierung sucht nach Antworten
Arbeitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) fordert "abgestimmte beschäftigungspolitische Initiativen" zur Stärkung der Nachfrage. Alarmierend: Die Langzeitarbeitslosigkeit explodierte um 10,8 Prozent auf 93.700 Personen.
Von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) kamen zunächst keine direkten Stellungnahmen. Die Regierung setzt weiterhin auf Qualifizierungsmaßnahmen und strukturelle Reformen.
Wirtschaft in der Dauerkrise
Hinter den Zahlen steckt eine tiefere Krise: Nach zwei Rezessionsjahren prognostiziert das WIFO für 2025 eine Stagnation. Auch Deutschlands Arbeitsmarkt schwächelt – ein schlechtes Zeichen für Österreichs wichtigsten Handelspartner.
Die Folgen: Unternehmen stellen weniger ein, investieren zurückhaltend und bauen teilweise sogar ab. Industriellenvereinigung und Arbeiterkammer fordern längst strukturelle Reformen.
Budgetverhandlungen werden zum Härtetest
Der politische Herbst verspricht turbulent zu werden. Die anstehenden Budgetverhandlungen zeigen, ob die Regierung über Ankündigungen hinausgeht. Die Opposition erhöht den Druck und fordert einen Krisengipfel.
Die Kernfrage: Kann die Koalition eine gemeinsame Linie finden? Ohne Trendwende drohen weitere soziale und politische Verwerfungen. Zeit für Experimente bleibt kaum – die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.