Geopolitische Spannungen treiben den Ölpreis heute kräftig nach oben – doch im Hintergrund lauert eine viel größere Gefahr. Während Drohnenangriffe und Sanktionen für kurzfristige Nervosität sorgen, warnt die Internationale Energieagentur vor einem "massiven Überangebot", das den Markt bis 2026 überschwemmen könnte. Steht dem Schwarzen Gold der große Absturz bevor?

Geopolitische Brandbeschleuniger

Die Lage eskaliert: Ein Drohnenangriff auf Russlands wichtigen Exporthafen Primorsk löste heute einen Brand an einer Pumpstation aus und trieb die Ölnotierungen sofort in die Höhe. Brent stieg um über zwei Prozent auf 67,67 US-Dollar, WTI legte um 1,8 Prozent zu.

Zusätzlich verschärft Großbritannien den Druck mit 100 neuen Sanktionen gegen Schiffe, die russisches Öl transportieren. Diese Maßnahmen zielen direkt auf Moskaus Einnahmequellen und könnten das globale Angebot spürbar beeinträchtigen. Doch sind das nur kurzfristige Effekte in einem viel größeren Spiel?

Die Überfluss-Falle: IEA warnt vor Preissturz

Während die Nachrichtenlage heute explosive ist, zeichnet die Internationale Energieagentur ein düsteres Langfristbild. Die Behörde hat ihre Prognosen für das globale Ölangebot massiv nach oben korrigiert:

  • 2025: Angebotsanstieg um 2,7 Millionen Barrel pro Tag
  • 2026: Zusätzliche 2,1 Millionen Barrel pro Tag
  • Aktuelle Überversorgung: Bereits über 2 Millionen Barrel pro Tag

Diese Zahlen sind alarmierend. Die IEA warnt explizit vor einem "massiven Überangebot", das die Ölpreise bis Anfang 2026 auf nur noch 50 US-Dollar pro Barrel drücken könnte. Eine Horrorvision für Produzenten.

OPEC+ macht's noch schlimmer

Eigentlich sollte die OPEC+ für Stabilität sorgen – doch aktuell trägt die Gruppe selbst zum Überangebot bei. Die "Voluntary Eight" beschlossen erst am 7. September eine Produktionserhöhung um 137.000 Barrel ab Oktober. Eine strategische Entscheidung, um Marktanteile zurückzugewinnen, die aber das Preisproblem weiter verschärft.

Die Nachfrageseite zeigt ebenfalls Risse: Während die IEA ihre Wachstumsschätzung für 2025 leicht auf 740.000 Barrel pro Tag anhob, deuten US-Daten auf Schwäche hin. Die US-Rohöllagerbestände stiegen letzte Woche überraschend um 3,9 Millionen Barrel – Analysten hatten einen Rückgang erwartet.

Kann der Ölpreis diesen fundamentalen Widerspruch überwinden? Die kurzfristige Volatilität bietet Spekulanten Chancen, doch die strukturelle Überversorgung spricht eine klare Sprache. Anleger sollten sich auf anhaltende Turbulenzen einstellen.