ÖFB will „Österreicher-Topf“ reformieren – Kampf gegen Legionärsflut

Die ÖFB-Führung schlägt Alarm: Zu viele Legionäre, zu wenige heimische Talente in der Bundesliga. Jetzt soll das Förderinstrument „Österreicher-Topf“ grundlegend überarbeitet werden. Ein drastischer Schritt mit Signalwirkung.
Rangnick drängt auf mehr Heimspieler
Teamchef Ralf Rangnick hat die Diskussion ins Rollen gebracht. Ihn beunruhigt der geringe Anteil österreichischer Spieler in den Topclubs. Die 0:5-Niederlage von Sturm Graz gegen Bodö/Glimt war der Auslöser: Während die Norweger mit neun Heimspielern antraten, standen bei den Grazern nur zwei Österreicher auf dem Platz – die zudem für andere Verbände spielen wollen.
ÖFB-Aufsichtsratschef Josef Pröll unterstützt Rangnicks Initiative klar: „Wir sollten dieses Thema mit all seinen Aspekten offen diskutieren. Ich halte es für notwendig.“
Sechs Millionen Euro – doch viele Clubs verzichten
Der „Österreicher-Topf“ belohnt finanziell, wenn Clubs mindestens zwölf Österreicher im Kader haben. Doch das System zeigt Risse:
- Das Fördervolumen beträgt rund sechs Millionen Euro jährlich
- Trotzdem verzichten Topclubs wie Sturm Graz, Red Bull Salzburg, Rapid und LASK auf die Teilnahme
- Die Vereine setzen stattdessen auf Legionäre – mit mäßigem Erfolg in dieser Saison
Pröll betont: „Ich würde mich auf keinen Fall auf eine Maßnahme alleine zur Evolution des Österreicher-Topfs herablassen. Das ist ein Maßnahmenpaket.“
Akademien sollen österreichische Talente fördern
Das Grundproblem liegt tiefer: Viele Clubs finden es lukrativer, ausländische Talente zu entwickeln und zu verkaufen, als eigene Nachwuchsspieler zu fördern. Pröll startete daher einen Strategieprozess zur Zukunft der Akademien.
„Die ideale Vorstellung wäre, dass unsere tollen Akademien österreichische Spieler heranbringen, veredeln und bis ins Ausland begleiten“, so der ÖFB-Chef. Wenn diese Spieler international reüssieren, könnten Vereine damit auch Geld verdienen.
Keine Schuldzuweisungen, sondern gemeinsames Ziel
Pröll will keine Vorwürfe verteilen: „Da geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um ein gemeinsames Ziel.“ Der ehemalige Vizekanzler lobt ausdrücklich Rangnicks Engagement: „Ich halte viel von Führungspersonen, die über Maßnahmen nachdenken, die heute zu setzen sind und in ein paar Jahren wirken.“
Die Weichen für die Zukunft des „Österreicher-Topfs“ sollen noch dieses Jahr gestellt werden. Die Bundesliga steht vor einer entscheidenden Richtungswahl: Mehr Heimspieler oder weiterhin internationaler Mix?