ÖFB-Campus nach 17 Monaten Bauzeit fertiggestellt

Der Österreichische Fußball-Bund erhält nach jahrzehntelangem Warten endlich ein nationales Trainingszentrum. STRABAG übergab heute den 75-Millionen-Euro-Campus in Wien-Aspern – exakt im Zeit- und Budgetplan.
Die neue Heimat des ÖFB erstreckt sich über 55.000 Quadratmeter in der Seestadt Aspern. Das Herzstück: ein Kleinstadion mit knapp 1.000 überdachten Sitzplätzen für Nachwuchs-Länderspiele und öffentliche Trainings. Dazu kommen drei weitere Rasenplätze nach internationalen Standards sowie ein Kunstrasenplatz.
Im Oktober beginnt der Umzug der 100 ÖFB-Mitarbeiter aus dem Ernst-Happel-Stadion. Ab 20. Oktober soll der reguläre Arbeitsbetrieb laufen. Die A-Nationalmannschaft wird ihre neue Heimat erstmals beim März-Lehrgang 2026 nutzen.
Luxus-Ausstattung für alle Nationalteams
Das moderne Funktionsgebäude beherbergt die neue ÖFB-Geschäftsstelle, ein Medienzentrum, Seminarräume und 48 Zimmer für Spielerinnen und Spieler. Alle zehn Nationalteams – von der Jugend bis zu den A-Teams der Frauen und Männer – erhalten optimale Trainingsbedingungen an einem Ort.
"Es ist alles andere als selbstverständlich, dass wir mit diesem historischen Projekt voll im Zeit- und Budgetplan geblieben sind", bedankte sich ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Pröll bei STRABAG. Die Finanzierung erfolgte durch Bund, Stadt Wien und den ÖFB zu je einem Drittel.
Der Spatenstich erfolgte am 13. März 2024. Vizekanzler Werner Kogler bezeichnete das Projekt als potenziellen "Missing Link" für dauerhafte WM- und EM-Teilnahmen Österreichs.
Happel-Stadion bleibt Streitthema
Trotz der neuen Campus-Euphorie: Die Debatte um ein zeitgemäßes Nationalstadion brodelt weiter. Teamchef Ralf Rangnick kritisiert seit Jahren die mangelnde Atmosphäre und die Distanz der Zuschauerränge im Ernst-Happel-Stadion.
Seine öffentliche Kritik führte zu Spannungen mit Wiens Sportstadtrat Peter Hacker. Der ÖFB-Vertrag für das Happel-Stadion wurde zwar verlängert, doch die Forderung nach einer modernen Arena bleibt bestehen.
Österreich war eines der wenigen UEFA-Mitglieder ohne zentrales Trainingszentrum. Das "Vagabundenleben" zwischen verschiedenen Trainingsorten gehört nun der Vergangenheit an.
Campus als Sprungbrett für Stadion-Lösung
Die 75-Millionen-Investition schafft erstmals Synergien zwischen allen Nationalteams, Trainerstäben und der Verwaltung. Experten sehen darin die Grundlage für langfristige internationale Konkurrenzfähigkeit.
Der fertige Campus könnte dem ÖFB in künftigen Stadion-Verhandlungen eine gestärkte Position verschaffen. Ob teurer Happel-Umbau oder Neubau einer multifunktionalen Arena – diese Entscheidung steht noch aus.
Die erste große Bewährungsprobe wartet im März 2026: Dann trainiert die A-Nationalmannschaft erstmals in der neuen Asperner Heimat.