ÖBB-Bauoffensive: Milliardenprojekte bringen Streckensperren

Österreichs Bahnfahrer müssen sich 2025 auf erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen einstellen. Die ÖBB starten eine beispiellose Modernisierungsoffensive mit Investitionen von 19,7 Milliarden Euro bis 2030.
Allein in der Ostregion fließen über 1,2 Milliarden Euro in den Netzausbau. Das Jahrhundertprojekt Koralmbahn geht im Dezember in Betrieb, während wichtige Hauptstrecken temporär gesperrt werden. Die Bauarbeiten sollen Österreichs Bahnnetz fit für die Mobilitätswende machen.
Ostregion: S-Bahn-Ausbau mit Hindernissen
Der viergleisige Ausbau der Südstrecke zwischen Wien Meidling und Mödling soll künftig einen 5-Minuten-Takt ermöglichen. Doch der Fortschritt hat seinen Preis: Auf der Ostbahn sorgen Modernisierungsarbeiten bis Oktober für Fahrplanänderungen und Schienenersatzverkehr.
Besonders betroffen sind die Linien REX6, S60 und REX62. Der Bahnhof Himberg fällt sogar bis November 2026 komplett weg. Diese Maßnahmen sind Teil des "S-Bahn Wien Upgrade", das bis 2027 die wichtigsten Strecken der Hauptstadt erneuern soll.
Parallel verwandeln die ÖBB ehemalige Gleisanlagen in neue Stadtteile. Am Nordwestbahnhof-Gelände entstehen Wohnungen für 16.000 Menschen – nach dem erfolgreichen Vorbild des Sonnwendviertels am Hauptbahnhof.
Arlberg-Sperre trifft Ost-West-Verkehr
Die wichtige Arlbergstrecke wird zwischen 6. Oktober und 2. November komplett gesperrt. Die Verbindung zwischen Ötztal-Bahnhof und Bludenz ist damit einen Monat lang unterbrochen. Ein aufwendiger Busersatzverkehr soll die Ausfälle abfedern.
In der Steiermark war die Ennstalstrecke zwischen Bischofshofen und Selzthal bis Anfang Oktober gesperrt. Auch hier übernahmen Busse den Transport von Pendlern und Schülern.
Koralmbahn: Countdown zum Jahrhundertprojekt
Das spektakulärste Projekt steht kurz vor der Vollendung: Die Koralmbahn soll im Dezember den Betrieb aufnehmen. Nach einer finalen Großübung im Koralmtunnel Anfang Oktober sind die technischen Tests abgeschlossen.
Die neue Strecke verkürzt die Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt auf nur 45 Minuten. Experten erwarten die Entstehung eines neuen Ballungsraums zwischen beiden Landeshauptstädten – des zweitgrößten in Österreich nach Wien.
Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Entlang der Strecke stiegen die Grundstückspreise um bis zu 50 Prozent.
Mobilitätswende mit Nebenwirkungen
ÖBB-Chef Andreas Matthä sieht die Investitionen als wichtigen Konjunkturimpuls. Trotz angespannter Bundeshaushalte wurde der Rahmenplan 2025-2030 auf hohem Niveau fixiert – auch wenn einzelne Projekte zeitlich verschoben werden.
Die Bauoffensive ist Teil der österreichischen Klimastrategie. Mehr Verkehr soll auf die Schiene verlagert werden. Projekte wie der Semmering-Basistunnel und der Brenner-Basistunnel werden künftig die Nord-Süd-Achsen weiter beschleunigen.
Für Fahrgäste bedeutet das kurzfristig Unannehmlichkeiten, langfristig aber deutlich mehr Komfort und Pünktlichkeit. Die ÖBB raten, sich vor Fahrtantritt regelmäßig über aktuelle Fahrpläne zu informieren.